Erdbeben: Gefährdete Gebiete, stärkste Beben & Tipps für den Notfall

In unseren Breiten kommen Erdbeben relativ selten vor. Meist sind sie auch nicht besonders stark. Anderenorts hinterlassen sie eine schreckliche Spur der Verwüstung. Welche Gebiete besonders gefährdet sind, wozu im Falle eines Bebens geraten wird und was bei einem Erdbeben der Stärke 12 passiert.

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Seismograf, der ein Erdbeben misst © Bild: iStockphoto.com

Inhaltsverzeichnis

Wie entsteht ein Erdbeben?

Die Erdkruste besteht aus mehreren Einzelteilen, den sogenannten Platten. Da das Innere der Erde zähflüssig ist, bewegen sich die Platten über die Zeit hinweg - sie "wandern". Dieses Phänomen nennt man Plattentektonik. An den Rändern der Platten - also dort, wo sie aufeinandertreffen - herrschen gewaltige Kräfte. Hält die Erdkruste diese Spannungen nicht mehr aus, entladen sie sich mit einem riesigen Ruck - einem Erdbeben. Dies passiert zunächst im Inneren der Erde, die freigewordene Kraft breitet sich jedoch in Wellenform aus und erreicht in Sekundenschnelle die Erdoberfläche.

Ein weiterer möglicher Auslöser von Erdbeben ist vulkanische Aktivität. Findet das Beben unter dem Meer statt, spricht man von einem Seebeben. Dieses kann einen Tsunami auslösen.

Welche Gebiete sind besonders gefährdet?

Die an den Rändern der Kontinentalplatten liegenden Gegenden sind naturgemäß besonders erdbebengefährdet. Es gibt vier Gebiete auf der Erde, in denen Erdbeben besonders häufig vorkommen und besonders stark sind.

  1. Beim sogenannten Pazifischen Feuerring handelt es sich die Gegend rund um den Pazifik. Er reicht von Alaska bis Feuerland und von Kamtschatka bis zu den Philippinen. Rund um dieses Areal reiht sich ein Vulkan an den nächsten. Rund 90 Prozent aller Erdbeben weltweit finden in dieser Zone statt.
  2. In Zentral- und Südasien treffen die arabische, die indische und die eurasische Platte aufeinander. Dies führt nicht nur zur Entstehung riesiger Gebirgsmassive (Himalaya), sondern auch zu starken Erdbeben etwa in der Türkei, in Syrien und im Iran.
  3. Auch der Mittelmeerraum ist immer wieder Schauplatz starker Erdbeben. Hier drückt die afrikanische gegen die eurasische Platte. Die Folge sind Erdbeben in Italien oder Griechenland.
  4. Ebenso oftmals von schweren Erdbeben betroffen ist die Karibik. Die karibische Platte sinkt langsam unter den Boden des Atlantiks, was zu enormen Spannungen führt. Entladen haben sich diese etwa in Form der schweren Beben in Haiti 2010.

Hier finden Sie eine grafische Darstellung jener Gebiete, die besonders stark von Erdbeben betroffen sind.

In Österreich ereigneten sich während der letzten 20 Jahre die meisten fühlbaren Erdbeben in Tirol, gefolgt von Niederösterreich, der Steiermark, Kärnten, Vorarlberg, Oberösterreich, Salzburg und dem Burgenland.

Was ist ein Epizentrum?

Das Epizentrum markiert jenen Punkt auf der Erdoberfläche, der sich senkrecht über dem in der Tiefe gelegenen Erdbebenherd befindet. Wobei es sich genaugenommen nicht um einen Punkt, sondern um eine Bruchfläche handelt - nämlich dort, wo sich die Spannung entlädt. Bei schwachen Erdbeben kann sich das Epizentrum über wenige Meter, bei einem extrem starken über mehrere hundert Kilometer erstrecken. In den meisten Fällen ist das Ausmaß der Schäden, die ein Erdbeben anrichtet, in der Nähe des Epizentrums am größten.

Was ist die Richterskala?

Die Richterskala ist jene Einheit, mit der die Schwere von Erdbeben angegeben wird. Die Skala wurde 1935 von Charles Francis Richter und Beno Gutenberg am California Institut of Technology entwickelt. Nach deren Definition ist die Richterskala nach oben hin offen, tatsächlich ist ein Erdbeben der Stärke 9,5 oder mehr aufgrund der physikalischen Eigenschaften der Erdkrusten nahezu unmöglich. Das liegt schlicht und einfach daran, dass das Gestein nicht dermaßen viel Energie speichern kann. In der Regel kommt es bereits davor zu einer Entladung.

Ab wann spürt man ein Erdbeben?

Erdbeben sind ab einer Magnitude von 3 bis 3,5 spürbar, wobei hier in der Regel noch keine Schäden auftreten.

Nach einem Erdbeben in der Türkei bildete sich im Ihlara-Tal eine tiefe Schlucht.
© iStockphoto.com Ein Erdbeben hat einst eine tiefe Schlucht ins Ihlara-Tal (Türkei) gerissen

Was passiert bei einem Erdbeben der Stärke 12?

Theoretisch ist die Richterskala nach oben hin offen, praktisch ist ein Erdbeben der Stärke 12 aber unwahrscheinlich. Die maximal mögliche Intensität von 12 wurde dereinst von Charles Francis Richter festgelegt. Das bisher stärkste Erdbeben ereignete sich 1960 in Chile. Es hatte eine Stärke von 9,5 bis 10 und riss die 40 Kilometer dicke Erdkruste auf einer Länge von 1.000 Kilometern auf.

Wie kann man Erdbeben voraussagen?

Derzeit kann man noch keine präzisen Angaben zu künftigen Erdbeben machen. Mit anderen Worten: Es gibt kein Frühwarnsystem. Was allerdings möglich ist, ist die Angabe langfristiger Wahrscheinlichkeiten. Folglich weiß man, welche Gebiete besonders gefährdet sind.

Zudem lassen bestimmte Effekte die im Vorfeld auf ein baldiges Erdbeben schließen. So zum Beispiel die Neigung des Erdbodens, elektromagnetische Eigenschaften des Gesteins und die seismische Ruhe. Von Letzterer spricht man, wenn in einem als gefährdet eingestuften Gebiet plötzlich keinerlei Aktivität mehr gemessen wird. Auch der vermehrte Austritt von Radon aus der Erde gilt als Indikator. Die genannten Parameter können, müssen aber nicht auftreten. Folglich kann man sie nicht für eine zuverlässige Vorhersage heranziehen. Die derzeit vielversprechendste Methode ist die Messung von Radon.

Erdbeben heute: Wo kann ich nachschauen? [Österreich]

Auf der Homepage der ZAMG kann man sich über aktuelle Erdbeben in Österreich informieren. Darüber hinaus kann man hier seine eigenen Wahrnehmungen eintragen und so einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Erdbebenforschung leisten.

Erbeben weltweit: Wo finde ich aktuelle Ergebnisse?

Auf der Homepage der ZAMG findet man alle Erdbeben weltweit. Die Angaben haben stets hohe Aktualität. Ebenso zu den jüngsten Erdbeben erkundigen kann man sich auf volcanodiscovery.com. Hier kann man auch eigene Wahrnehmungen posten. Auf eskp.de wird auf einer weltweiten Karte abgebildet, wo das letzte Erdbeben stattgefunden hat. Zudem kann man hier Informationen über sämtliche in den letzten 14 Tagen erfolgte Beben einholen.

Die 5 schwersten Erdbeben der letzten 100 Jahre

Das schwerste Erdbeben der letzten 100 Jahre ereignete sich am 22. Mai 1960 in Chile. Damals wurde eine Intensität von 9,5 verzeichnet. Das Beben löste einen Tsunami aus, der selbst noch in Hawaii 61 Menschenleben forderte.

Datum Ort Stärke
22. Mai 1960 Chile 9,5
26. Febr. 1964 Prinz-William-Sund (Alaska) 9,2
4. Nov. 1952 Ostküste Kamtschatkas (Sowjetunion) 9,0
31. Jan. 1906 vor der Küste Ecuadors und Kolumbiens 8,8
4. Febr. 1965 Alaska 8,7

Da sich fast alle der fünf schwersten Erdbeben in eher menschenleeren Gegenden ereigneten, waren nur relativ wenige Menschenleben betroffen. Das verheerendste Erdbeben war jenes von Tangshan (China) am 28. Juli 1976. Zwar war es mit einer Magnitude von 7,5 schwächer als die zuvor genannten, jedoch starben damals offiziellen Angaben zufolge 242.000 Menschen. Inoffiziell wird von bis zu 800.000 Toten gesprochen.

Die schwersten Erdbeben in Österreich

Der erste das Gebiet Österreichs betreffende Erdbebenbericht stammt aus dem Jahr 1201 und betrifft die heutige Steiermark. In den darauffolgenden Jahrhunderten mehrten sich die Berichte. Aus dem 16. und 17. Jahrhundert finden sich Aufzeichnungen von jeweils vier bis sechs Erdbeben, die allesamt relativ stark gewesen sein dürften. 1885 gab es ein Erdbeben in Kindberg (Steiermark) mit der Stärke 8, 1927 bebte die Erde in Schwadorf (Niederösterreich) mit der gleichen Intensität.

Am 25. Jänner 1348 bebte die Erde im Friaul (Italien) derart stark, dass die Erschütterungen selbst in Österreich noch Spuren der Verwüstung hinterließen. Mit einer Magnitude von 6,8 führte das Erdbeben zum Bergsturz am Dobratsch und zerstörte mindestens elf Burgen in Kärnten. Die Zahl der Opfer lag bei 5.000, vermutlich wurden hier aber auch jene Toten hinzugerechnet, die in besagtem Jahr der Pest erlagen. Heute spricht man vom "großen Villacher Beben von 1348".

Das zweitstärkste Erdbeben in Österreich ereignete sich am 6. Mai 1976. Wieder lag das Epizentrum im Friaul, mit einer Magnitude von 6,5 war es aber in ganz Österreich zu spüren und sorgte in großen Teilen Kärntens für Gebäudeschäden.

Was tut man bei einem Erdbeben?

Befindet man sich während eines Erdbebens im Haus, sollte man laut Empfehlung des Roten Kreuzes unter stabilen Möbeln, etwa einem Ess- oder Schreibtisch, Schutz suchen. Türstöcke eignen sich nur dann zum Unterstellen, wenn sie auch wirklich stabil sind. Wichtig ist, sich auf den Boden zu hocken und Kopf und Gesicht zu schützen. Von Fensterscheiben oder anderen Gegenständen aus Glas sollte man sich fernhalten.

Befindet man sich während des Erdbebens im Freien, sollte man sich von Gebäuden fernhalten. Hier besteht das Risiko, von zu Boden fallenden Fassadenteilen oder Schornsteinen getroffen zu werden. Wer im Auto unterwegs ist, bleibt am Besten stehen. Auf keinen Fall sollte man allerdings unter einer Brücke, einer Stromleitung oder in einer Unterführung halten.

Nach dem Erdbeben sollte man sich per Radio, Fernsehen oder Internet über die aktuelle Lage informieren und den Anweisungen von Behörden und Einsatzkräften Folge leisten. Abgesehen davon sollte man auf seine Mitmenschen achten. Braucht jemand Hilfe? Gibt es eventuell Klopfgeräusche, die auf eine verschüttete Person hindeuten? Wobei man keinesfalls selbst ein beschädigtes Gebäude betreten sollte.