Überschwemmungen: Wenn das Wasser zu viel wird

In den letzten Jahren konnte man beobachten, dass Wetterextreme deutlich zunehmen. Besonders deutlich wird dies, wenn Wasser ins Spiel kommt. Entweder ist zu wenig davon da oder viel zu viel. Wirklich problematisch wird es immer dann, wenn zu viel Wasser auf einmal kommt, es zu Überschwemmungen kommt.

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Luftaufnahme mit Drohne des Donauhochwassers bei Daugendorf bei Riedlingen © Bild: iStock

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Hochwasser oder Überschwemmung

Im täglichen Sprachgebrauch werden diese beiden Begriffe meist gleichgesetzt. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Vereinfacht gesagt, ist das Hochwasser die Ursache und die Überschwemmung das Ergebnis. Von Hochwasser spricht man dann, wenn Flüsse, Bäche oder Seen viel Wasser führen – zum Beispiel durch starke Regenfälle oder Schneeschmelze. Das Ergebnis davon ist dann manchmal eine Überschwemmung – nämlich dann, wenn die Gewässer die Wassermengen nicht mehr aufnehmen können und über ihre Ufer treten. Dann werden Gebiete überschwemmt, die normalerweise trocken sind.

Bei größeren Regenmengen kann der Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen und es fließt an der Oberfläche ab. Dies tut es normalerweise in Richtung eines Baches oder Flusses. Dann kommt es darauf an, ob es einfach lange regnet oder sehr viel in kurzer Zeit. Handelt es sich um „Dauerregen“ ist die Vorlaufzeit deutlich höher und man kann sich besser darauf einstellen. Bei Starkregen kommt es hingegen oft zu Sturzfluten. Wenn im Extremfall 100 Liter Wasser pro Quadratmeter und Stunde fallen, kommt es auch in vermeintlich sicherer Entfernung von Gewässern zu Sturzfluten. Jeder kennt die Bilder, wenn Straßen zu reißenden Flüssen werden. Hier ist die Vorwarnzeit oft extrem kurz und dadurch entstehen vielfach enorme Schäden – im schlimmsten Fall kommen Menschen ums Leben.

Nicht unterschätzen sollte man auch die Gefahr, die vom Grundwasser ausgeht. Gewässer sind in der Regel unterirdisch mit dem Grundwasser verbunden. Durch starke Niederschläge oder ein Hochwasser steigt auch der Grundwasserspiegel an. Da dies aber eine Weile braucht, kann das Grundwasser auch dann noch aus dem Untergrund in Häuser eindringen, wenn an der Oberfläche schon wieder alles abgeflossen ist. Dieses Problem kann auch Gebäude in vermeintlich sicherem Abstand zu Gewässern betreffen.

Wo kann man sich über Hochwassergefährdung & -warnungen informieren?

Grundsätzlich sollte man sich informieren, wie es um das Überschwemmungsrisiko in der Wohngegend bestellt ist. Dafür gibt es hier die perfekte Möglichkeit. Man kann entweder auf der Karte suchen, oder man gibt eine Adresse direkt ein. So bekommt man ein deutliches Bild, auf welches Risiko man sich einstellen muss.
Eine zweite Website gibt hier ebenfalls eine gute Übersicht. Einfach die Adresse eingeben und man sieht auf einen Klick die Hochwassergefährdung eines Grundstückes. Hier handelt es sich um ein Projekt des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus sowie des Versicherungsverbandes und es war eines der ersten dieser Art in ganz Europa. Auf dieser Seite kann man Informationen zu 30-, 100- und 200-jährlichen Hochwässern auf einer digitalen Landkarte abrufen. Außerdem sieht man hier auch Erdbeben, Windgeschwindigkeiten, Hagel oder Schnellast.

Für Hochwasserwarnungen sind in Österreich die Bundesländer und Gemeinden zuständig. Die Messungen dazu werden von den Hydrografischen Landesdiensten durchgeführt, die wiederum die Landeswarnzentralen informieren. Diese entscheiden dann auch über die Information der Bevölkerung, die in der Regel über das Alarmsystem – sprich Sirenen – erfolgt.
Es gibt auch eine App – Pegelalarm mit der man sich über Pegelstände informieren bzw. kann einstellen kann, ab welchem Pegelstand man alarmiert werden möchte.

Selbsthilfe bei Überschwemmungen

Einige Dinge kann man auch selbst tun, um den Schaden im Überschwemmungsfall möglichst zu minimieren.

Schwachstellen, wie undichte Türen, Fenster oder Lüftungsschlitze (Kellerfenster) sollte man so gut wie möglich abdichten. In den gefährdeten Bereichen sollte man nach Möglichkeit keine Wohn- oder Arbeitsräume einrichten. Gefährliche Stoffe wie Chemikalien, Treibstoffe, Dünger oder Farben sollten ebenfalls nicht dort gelagert werden. Es kann auch nicht schaden, für den Ernstfall gerüstet zu sein und etwa Sandsäcke oder eine Abwasserpumpe im Haus zu haben.

Wichtig ist auf jeden Fall, überlegt zu handeln und vor allem sich selbst und andere nicht in Gefahr zu bringen. Keller oder Garagen sind tabu, wenn Hochwasser angesagt ist. Wenn es möglich ist, sollte man gefährdete Gebiete so rasch wie es geht verlassen. Dabei fährt man aber besser nicht durch überflutete Straßen. Man weiß weder, wie hoch das Wasser steht, noch wie stark die Strömung ist (und Wasser ist schnell, viel schneller, als man landläufig annimmt). Aufforderungen der Behörden sollte man keinesfalls ignorieren, sondern ihnen Folge leisten.

Auch wenn alles vorbei ist, gilt es einiges zu beachten. Strom und Gas sollte man erst wieder in Gang setzen, wenn ein Fachmann die Anlagen überprüft hat. Trinkwasserleitungen sollte man tunlichst gut durchspülen – im Zweifelsfall das Wasser abkochen (und die Empfehlungen der Behörden dazu beachten). Auch das Auspumpen des Kellers macht erst Sinn, wenn der Grundwasserspiegel unterhalb des Kellerbodens liegt.

Schadensmeldung bei der Gebäude-, Kasko- und/oder Hochwasserversicherung

Ist es gut, man hat eine Versicherung. Eine normale Gebäudeversicherung deckt Überschwemmungen in der Regel nicht ab! Also gilt es festzustellen, wie das in der eigenen Polizze geregelt ist. Ist dieses Risiko nicht inkludiert, macht es vielleicht Sinn, eine Hochwasserversicherung abzuschließen. Vergleichen lohnt sich auf jeden Fall. Auch wegen der Deckungssumme. Bei großen Ereignissen findet man damit oft nicht das Auslangen. In einem solchen Fall springt allerdings auch oft die öffentliche Hand über den Katastrophenfonds oder andere Fonds ein.

Das Eintreten des Schadens sollte man so schnell wie möglich der Gebäudeversicherung melden. Wichtig ist dabei, dass beschädigte Dinge nicht entfernt werden, denn die Versicherung muss den Schaden begutachten. Nur so kann sich feststellen, was wie sehr beschädigt oder zerstört wurde. Das kann natürlich mühsam sein, wenn man gerne mit den Aufräumarbeiten beginnen möchte, aber es ist notwendig, wenn man seine Ansprüche wahren will.

Für das beschädigte Auto ist die Kaskoversicherung zuständig. Eine Haftpflicht allein hilft nicht. Auch hier gilt, nicht selbst in Betrieb nehmen, nichts unternehmen (außer das Auto in die Werkstatt schleppen lassen), bevor die Versicherung grünes Licht gibt.

Damit es nicht zur Überschwemmung kommt

Natürlich kann man auf die Schnelle nichts gegen Starkregen-Ereignisse unternehmen. Doch die Folgen könnten wir eindämmen. Die zunehmende Bodenversiegelung sorgt dafür, dass weniger Wasser versickern kann, es muss also abfließen (außerdem heizt sich die Umgebung immer stärker auf). Frühere Flussbegradigungen werden schon seit einigen Jahren renaturiert – auch das ist ein Beitrag zum Überschwemmungsschutz – wenn das Wasser nicht mehr in ein künstliches Bachbett eingezwängt „durchschießen“ muss. Auch natürliche Hochwasserschutzgebiete wie Auen wurden in den letzten Jahrzehnten ständig zurückgedrängt – hier herrscht weiter großer Handlungsbedarf. Die Probleme mit Überschwemmungen werden weiter zunehmen, wenn wir immer weiter Boden versiegeln. Der Bodenverbrauch muss drastisch reduziert werden.

Historische Schäden

Es gab immer schon Hochwässer und Überschwemmungen. Das erste urkundlich in Österreich Erwähnte fand übrigens 792 an der Drau statt. 1235 und 1572 gab es Jahrhunderthochwasser an der Donau. Für 1235 gibt die Forschung 10.000 Tote an. Es muss sich also um eine verheerende Flut gehandelt haben.

In neuerer Zeit war ebenfalls die Donau der Schauplatz der beiden größten Ereignisse 2002 und 2009. Wobei 2002 ebenfalls als Jahrhunderthochwasser eingestuft wurde. In beiden Fällen entstanden Schäden in Milliardenhöhe, die nur zum Teil von Versicherungen gedeckt waren. Für 2009 – hier waren allerdings auch Moldau und Oder betroffen – werden mindestens 21 Tote gezählt. Man sieht also, dass Überschwemmungen immer noch Leben kosten, doch bei weitem nicht so viele wie früher oder in anderen Weltgegenden. Dafür steigen die wirtschaftlichen Schäden enorm.