Sebastian Kurz - "Auffallend ist seine 'Salatschüssel'"

Gestern stellte sich Sebastian Kurz bei den ORF-Sommergesprächen den Fragen von Lou Lorenz-Dittlbacher. Körpersprache-Experte Stefan Verra analysiert für News.at den Auftritt des Kanzlers und stellt fest: "Kurz wirkt in seiner Körpersprache sehr kontrolliert."

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Analyse Sommergespräch - Sebastian Kurz - "Auffallend ist seine 'Salatschüssel'"

"Sebastian Kurz wirkt in seiner Körpersprache sehr kontrolliert. Das macht ihn berechenbar", so das Fazit des Körpersprache-Experten Stefan Verra. Der Kanzler habe "nichts Explosives, nichts, was uns überraschen würde", sagt Verra und ergänzt: "Das Positive ist, dass er damit den Eindruck der Verlässlichkeit vermittelt. Er vermittelt der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit. Das ist bei ihm so stark, dass man sich gerne von seinen Antworten 'einlullen' lässt."

Doch zurück zu den Einzelheiten des ORF-Sommergespräches. Kanzler Sebastian Kurz stellte sich auf dem Dach des Leopold Museums den Fragen von Lou Lorenz-Dittlbacher. Stefan Verra schaute sich dabei die Körperhaltung des ÖVP-Chefs ganz genau an. "Seine Körpersprache ist in recht engen Bahnen, recht kontrolliert", so Verra. Man würde allerdings sehr schnell merken, wenn Kurz ans Limit kommt, "wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt".

»Ich bin nicht bereit für Kampf und Verteidigung; ich bin also souverän«

"Auffallend ist vor allem seine Salatschüssel. Wenn Sebastian Kurz spricht, hält er beide Hände so, als würde er eine Salatschüssel halten und sie beständig auf- und abbeuteln. Das macht er mal mit zwei Händen und dann wieder nur mit links oder nur mit rechts. Er behält das mit so großer Beständigkeit bei, dass es schon fast zum Schmunzeln anregt. In jedem Falle so konsequent, wie Angela Merkel ihre Raute hält. Apropos Merkel: Auch Sebastian Kurz hält seine Hände sehr brav vor den Bauch." Verra erklärt: "Viele Trainerinnern und Trainer in Volkshochschulkursen lernen ihren Schützlingen genau diese Handhaltung. Sie wirkt allerdings einigermaßen unnatürlich."

Doch es gibt eine Ausnahme, nämlich als der Kanzler in den Lift einsteigt. "Hier macht es Kurz ideal - er steigt in den Lift, kurz bevor das Gespräch beginnt. Kaum fühlt er sich nicht mehr beobachtet und der Glaslift fährt nach oben, macht er eine Handhaltung, die ihn weit eleganter erscheinen lässt: Er lässt eine Hand locker nach unten hängen und die zweite verschwindet entspannt in eine Hosentasche. Das signalisiert nämlich - im evolutionären Sinn - 'Ich bin nicht bereit für Kampf und Verteidigung; ich bin also souverän.'"

»In der Mimik fehlt der Weitblick«

Zu seiner Mimik. "Die Mimik, die sich durchzieht bei Sebastian Kurz, ist: Augenbrauen in der Mitte zusammengezogen. Das, was wir als besorgten Blick von ihm kennen. Gleichzeitig blickt er gerne Richtung Boden. Das betont den besorgten Eindruck und vermittelt, dass er die Sache ernst nimmt. Damit fehlt diesem Blick die Wirkung von "Ich weiß, wo es lang geht", "Ich habe Weitblick". Das, was man als Aufbruchstimmung einordnen würde, sagt Verra.

Eine gewisse Nervosität

Und dann gibt es noch Momente, in denen der Körpersprache-Experte beim Kanzler eine gewisse Nervosität ausmacht. "Sei es bei der Frage, warum die Impfquote in Österreich vergleichsweise schlecht ist oder wie er zu einer möglichen Anklage gegen sich steht. Da beutelt er die 'Salatschüssel' so stark, dass das Grünzeug über die Kante hinausfallen würde. Er beginnt am Sessel herumzurutschen und beugt seinen Oberkörper nach vor und zurück. Gegen Ende des Interviews klopft er auch mehrmals mit beiden Händen auf beide Oberschenkel. Das sind Signale, bei denen man merkt, dass mehr Anspannung bei ihm vorhanden ist. Das fällt beim Bundeskanzler doppelt auf, weil er an und für sich eine sehr kontrollierte, eine sehr ruhige Körpersprache hat."

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Stefan Verra
© Stefan Verra Körpersprache-Experte Stefan Verra

Stefan Verra gehört zu den gefragtesten Körpersprache-Experten im deutschen Sprachraum. Jährlich begeistert er über 100.000 Menschen von Europa über die USA bis nach China. Seine Körpersprache-Analysen werden regelmäßig in den großen Medien publiziert. Stefan Verra analysiert in diesem Jahr die Körpersprache für die Sommergespräche auf ORF III.
Der Bestseller-Autor ist Gastdozent an mehreren Universitäten, Universitätskliniken und Regierungsorganisationen, wie der NATO und über 150.000 Menschen verfolgen seine Körpersprache Tipps über Social Media.
In seinem Buch "Leithammel sind auch nur Menschen: Die Körpersprache der Mächtigen" analysiert er die Körpersprache von Politikern wie Donald Trump, Angela Merkel und widmet auch Sebastian Kurz ein ganzes Kapitel.