René Benkos ehemaliger Bürochef, der mit finanzieller Unterstützung von Sebastian Kurz im Immobiliensektor investiert, war bis vor Kurzem regelmäßig in den Wiener Signa-Büros anzutreffen. Nun wurde sein Beratervertrag beendet.
Mitte der Vorwoche berichteten News und „Krone“ über die Aktivitäten von Lukas Glatz im Immobiliengeschäft. Der frühere Büroleiter des Finanz-Jongleurs René Benko hat nach dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe im Frühjahr 2024 auch eigene unternehmerische Pläne verfolgt – mit einer Firma namens „Calvus Brevis“, was auf Latein sinngemäß „Glatz(e) und Kurz“ bedeutet. Das nötige Startkapital – ein Darlehen von 100.000 Euro – stellte die SK Beteiligungs GmbH von Sebastian Kurz bereit. Kurz war nach seinem Rückzug aus der Politik ab 2022 dabei, Benko bei der Suche nach neuen Investoren zu unterstützen. Glatz, Kurz und Benko reisten damals gemeinsam im Signa-Privatjet in den arabischen Raum, um frisches Kapital zu beschaffen.
Vom Mitarbeiter zum Berater
Die Causa „Calvus Brevis“ ist aus mehreren Gründen brisant: Lukas Glatz war bis zum 1. Februar 2024 noch als gut bezahlter Ex-Büroleiter für die Signa Holding tätig. Ab März hatte er dann einen gut dotierten Anstellungsvertrag bei der ebenfalls angeschlagenen Signa Development Selection AG, der bis Ende August lief. Im Anschluss war er als Berater für die Signa Prime Selection AG aktiv, in der die wichtigsten Innenstadt-Immobilien der Signa-Gruppe gebündelt waren.
Im Februar und März 2024 stimmte sich Glatz mit Sebastian Kurz über die Details der „Calvus Brevis“-Gründung ab, bei der offiziell nur Glatz als Gesellschafter aufscheint. Parallel dazu war er als Angestellter der Signa Development in geplante Verkäufe von Immobilien der Signa Prime involviert, darunter auch das Hotel Bauer in Venedig. In diesem Zusammenhang stand er in Kontakt mit dem deutschen Unternehmer Christoph Schoeller, der am Hotel Bauer interessiert war und später über eines seiner Unternehmen den Zuschlag für den Walther Park in Bozen erhielt. Man war rasch per Du – und kurz darauf auch geschäftlich über „Calvus Brevis“ miteinander verbunden.
Im Oktober 2024, nur wenige Wochen nach dem offiziellen Beginn von Glatz’ Beratertätigkeit für die Signa Prime, gründete „Calvus Brevis“ eine Tochtergesellschaft, an der sich die Münchner Firma von Christoph Schoeller mit einem Drittel beteiligte. Laut Sebastian Kurz investiert „Calvus Brevis“ vorrangig in Studenten- und Wohnimmobilien; Verbindungen zu Signa-Immobilien oder René Benko bestünden demnach nicht.
Masseverwalter untersucht
Nach den Berichten von News und Krone zog der Masseverwalter der Signa Prime, Norbert Abel, nun offenbar Konsequenzen. Glatz hat keinen Zutritt mehr zu den Signa-Büros. Es mache keinen guten Eindruck, wenn ein langjähriger Insider und Vertrauter von Benko wie Lukas Glatz am Abverkauf von Signa-Immobilien beteiligt ist, während er gleichzeitig mit einem potenziellen Kaufinteressenten wie Schoeller über eine gemeinsame Firma verbunden ist. Abel ließ über einen Sprecher mitteilen:
„Der Beratervertrag mit Herrn Glatz wurde mittlerweile einvernehmlich beendet. Unabhängig davon nimmt der Insolvenzverwalter der Signa Prime Selection die aktuellen Berichte zum Anlass, die Tätigkeit von Herrn Glatz intensiv im Hinblick auf mögliche Compliance-Verstöße zu prüfen. Sollte sich ein Interessenkonflikt eindeutig feststellen lassen, behält man sich rechtliche Schritte vor.“
Erst Anfang Februar 2025 wurde bekannt, dass die deutsche Familienholding Schoeller das Berliner Upper-West-Hochhaus, einst Deutschlands Signa-Zentrale, für 450 Millionen Euro erworben hat.