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Goldpreis "strukturell gesund, taktisch aber heiß"

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Gold profitiert von geopolitischen Krisen
©MICHAELA REHLE, AFP, APA
Für Goldanleger war das Jahr 2025 mit einem Plus von über 70 Prozent beim Goldpreis in US-Dollar eines der besten Jahre in der Geschichte. Eine mögliche Korrektur von 15 bis 25 Prozent wäre jetzt "eher eine Hygienemaßnahme als ein Weltuntergang", meint der Fondsmanager und Gold-Analyst Ronald Stöferle. Gefährlich wäre das vor allem für stark gehebelte Wetten. "Mein Fazit: der Goldpreis ist weiterhin strukturell gesund, taktisch aber heiß", so Stöferle zur APA.

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Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) habe bei Gold ein "explosives Verhalten" diagnostiziert - ein solches Jahresplus sei historisch selten, erste Spekulationsspuren seien erkennbar. Am Montag lag der Preis zeitweise bei etwa 4.465 Dollar, gab dann aber wieder auf das Niveau von Mitte Dezember nach.

Fundamental sei die Rally aber erklärbar, so Stöferle, der mit Incrementum jährlich den weltweit beachteten Report "In Gold We Trust" veröffentlicht. Gold profitiere von geopolitischen Verwerfungen, die durch das Einfrieren russischer Währungsreserven nach Ausbruch des Ukraine-Krieges auch eine "währungspolitische Komponente" bekommen hätten. Gold sei "neutral" und habe "kein Gegenparteirisiko" - rekordhohe Zentralbankkäufe seien die Folge gewesen, zuletzt sei auch Brasilien als BRICS-Mitglied neu am Goldmarkt aktiv geworden.

Diesen Rückenwind sieht Stöferle weiterhin. Allein im dritten Quartal 2025 hätten Zentralbanken knapp 220 Tonnen Gold gekauft, seit Jahresbeginn 630 Tonnen. Für das Gesamtjahr stellt er 800 bis 900 Tonnen in Aussicht - rund ein Viertel der jährlichen Neuförderung. Besonders aktiv blieben China, Indien, die Golfstaaten sowie osteuropäische Länder wie Polen. Eine "Sättigung" der Notenbanknachfrage sehe er nicht.

Im Westen komme die Investorennachfrage nun ebenfalls in Gang. "Nach Jahren der Abstinenz" gebe es "spürbare ETF-Inflows, inzwischen sechs Monate in Folge", sagt Stöferle. Institutionelle Anleger seien aber "noch im Halbschlaf" - laut JP Morgan liege der Goldanteil in Portfolios bei 2,8 Prozent, das Potenzial werde auf 4 bis 5 Prozent in den nächsten Jahren geschätzt. Gleichzeitig habe Gold 2025 praktisch "alle anderen Assets" geschlagen, während S&P 500 und Nasdaq mit plus 17 bzw. 22 Prozent deutlich im Plus lägen.

Auch der schwächere US-Dollar wirke als Verstärker, aber nicht als alleiniger Motor: Der Dollar habe 2025 gegenüber dem Euro mehr als 13 Prozent verloren. Von einem Kollaps könne aber "keine Rede" sein, vielmehr von einer "graduellen Erosion" - "De-Dollarization"-Tendenzen setzten sich fort, aber "im Zeitlupentempo".

Geldpolitisch ortet Stöferle in den USA ein "Zins unten halten, Inflation tolerieren"-Gemisch: Die Fed Funds Rate liege seit Mitte Dezember nach einer kleinen Senkung bei 3,50 bis 3,75 Prozent, zugleich habe die Fed monatliche Ankäufe von US-Treasury-Bills im Ausmaß von 40 Mrd. Dollar (33,94 Mrd. Euro) beschlossen. Zusätzlich warnt er vor wachsendem politischen Druck: Das Mandat von Jerome Powell laufe im Mai 2026 aus. Die EZB habe Zinssenkungen hingegen bei 2,15 Prozent gestoppt - auch aus Sorge vor einem zu schwachen Euro.

Als "stillen Haupttreiber" der Hausse bezeichnet Stöferle das ungebremste Schuldenwachstum: In den USA nähere sich die Staatsschuld der Marke von 40 Billionen Dollar, global beziffert er den Schuldenstand laut IIF (Institute of International Finance) mit 337 Billionen Dollar. Die Märkte würden zwar nervöser, panisch seien sie aber noch nicht - "es gibt keinen offenen Buyers' Strike bei Treasuries".

Beim Ausblick verweist Stöferle auf die Langfrist-Szenarien aus dem "In Gold We Trust"-Report seines auf Edelmetalle spezialisierten Investmenthauses Incrementum: Das Basisszenario sieht 4.800 Dollar bis 2030, das inflationäre Szenario 8.900 Dollar bis Ende 2030 (Zwischenziel 4.770 Dollar per Ende 2026). Silber und Minenaktien könnten Gold weiter outperformen - Silber sei bereits von unter 30 auf über 60 Dollar gestiegen, ein dreistelliger Silberpreis sei möglich, allerdings bei deutlich höherer Volatilität.

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