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Der Handelsverband hat Freitagmittag schon mal die Werbetrommel herausgeholt. Laut Geschäftsführer Rainer Will hat heute eine "Blitzumfrage" unter den mehr als 4.500 Mitgliedsunternehmen des privaten Verbands ergeben, dass das "ganze Land im Schnäppchenfieber ist". Die Kundenfrequenzen in den Einkaufsstraßen seien "top", die Einkaufszentren würden ebenfalls von einem starken Besucherandrang berichten. Die heimischen Onlinehändler melden demnach im Schnitt Umsatzzuwächse von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Allerdings gebe es auch einen Wermutstropfen: "Die Menschen kaufen derzeit so preisbewusst wie seit Jahrzehnten nicht mehr." Und fast die Hälfte kaufe in der Black Week ausschließlich online ein, gibt der Handelsobmann zu bedenken. "Von den Ausgaben fließen mehr als 70 Prozent an Webshops aus Drittstaaten", so Will.
Die Preisvergleichsplattform geizhals.at hat die Aktionstage aus dem Vorjahr genauer unter die Lupe genommen. Geizhals hat die Preise der 10.000 gefragtesten Produkte auf seiner Plattform im Zeitraum der Black Week Ende November 2024 mit Ende Oktober 2024 verglichen. Die stärksten durchschnittlichen Preisnachlässe gab es laut der Plattform bei Notebooks (-12,5 Prozent), Fernsehern (-12,2 Prozent) und Monitoren (-10,5 Prozent). Auch bei Smartphones (-8,2 Prozent) und Smartwatches (-9,0 Prozent) gab es spürbare Ersparnisse.
Insbesondere für kleine stationäre Einzelhändler in Österreich sind die Aktionstage nach Ansicht von Handelsforschern ein schwieriges Umfeld. "Die Rabattschlacht ist längst zur Show der großen Online-Plattformen geworden - ein Hineinverkaufen in einen Markt, der sonst von Kaufzurückhaltung geprägt ist", so Ernst Gittenberger vom Institut für Handel der Uni Linz. Profitieren würden vor allem Amazon und die chinesischen Billig-Plattformen Temu und Shein.
Global 2000, Caritas Wien und Volkshilfe Wien warnen gleichzeitig, Billig-Wegwerfmode, unter anderem von den chinesischen Online-Plattformen, würde täglich für Tonnen an Müll sorgen, die auf Deponien landen oder verbrannt werden. Gewarnt wird auch vor einer Vielzahl an dubiosen oder sogar kriminellen Online-Shops. Laut Schätzungen von Cybersicherheit-Anbietern sind rund die Hälfte der Black-Friday-Spams bösartig, etwa enthalten die E-Mails Phishing-Versuche oder Schadsoftware.
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) hat am Freitag bekannt gegeben, dass er mit Hilfe des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen verstärkt gegen falsche Rabattauszeichnungen vorgehen wird. "Ziel ist es, rund um Black Friday dort genauer hinzusehen, wo der Verdacht auf irreführende Werbung oder falsche Preisangaben besteht", so der Minister. Dies soll insbesondere internationale große Handelsplattformen betreffen. Diesen habhaft zu werden, ist laut Handelsverband aber gar nicht so einfach. Der Haken seien die Ausnahmen im Preisauszeichnungsgesetz.
Ausgenommen vom Paragraf 9a des Preisauszeichnungsgesetzes sind laut Handelsverband Preisvergleiche mit den Preisen anderer Unternehmer, allgemeine Marketing-Kommunikationen wie "bester -" oder "niedrigster Preis" und angekündigte Preisermäßigungen durch Kundenkarten und Treueprogramme. Bei Preisvergleichen müsse auch kein "vorheriger niedrigster Preis" angegeben werden, wenn nur eine unverbindliche Preisempfehlung (UVP) des Herstellers gegenübergestellt werde.
Und: Selbst wenn das Eichamt fündig wird, kann es Amazon, Temu und Co keine Anzeige zustellen. Das Amt spricht sich dann mit den europäischen Amtskollegen ab und diese entscheiden gemeinsam über die weitere Vorgehensweise. Dies kann dann erst zu empfindlichen Strafen führen.
Kurz vor der Black Week und dem Weihnachtsgeschäft haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Handel auf den Kollektivvertrag 2026 für die 450.000 Handelsangestellten und Lehrlinge geeinigt. Die KV-Gehälter steigen um 2,55 Prozent, und damit unter der den Verhandlungen zugrunde liegenden Jahresinflation von drei Prozent. Nach 2024 und 2025 ist das der dritte KV-Abschluss unter der Inflationsrate für Handelsangestellte.
Österreich leidet seit geraumer Zeit unter einer deutlich höheren Teuerung als der Euroraum. Im Oktober lag die Inflation hierzulande bei 4 Prozent, in der Eurozone betrug sie im Schnitt 2,1 Prozent. Hoch ist auch die Arbeitslosigkeit: Ende Oktober waren rund 388.000 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos oder in Schulung gemeldet, das entspricht einem Plus von gut 16.500 Personen bzw. einem Zuwachs von 4,4 Prozent. Die monatlichen Arbeitslosenzahlen sind damit seit April 2023 zum 31. Mal in Serie gestiegen.






