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Das sukzessive Starten der neuen Satelliten mit "sehr komplexen Instrumenten" an Bord sei für die beteiligten Organisationen, aber auch für die vielen Behörden und Wissenschafter, die mit einschlägigen Daten arbeiten, "eine sehr aufregende Zeit", sagte der Generaldirektor der europäischen meteorologischen Satellitenagentur (EUMETSAT), Phil Evans, vor Journalisten. Angesichts von ungefähr 50.000 hitzeassoziierten Toten im Jahr 2023 in Europa und einem klimawandelbedingten deutlichen Anstieg von Extremwetterereignissen brauche es dringend detailliertere Informationen zu den Abläufen in der Atmosphäre. Simon Brown von der britischen Wetterbehörde MetOffice verwies in dem Zusammenhang auf die Extremniederschläge im spanischen Valencia und im September 2024 in Ostösterreich. Um vor derartigen Ereignissen besser warnen zu können, brauche es vor allem kontinuierliche Messungen, die es erlauben, die Wetter- und Klimamodelle zu verbessern.
"Europa sollte sehr stolz darauf sein", dass dies mit Programmen, wie den von der EU-Kommission über die europäische Weltraumagentur ESA abgewickelten Copernicus-Erdbeobachtungssystemen so möglich ist, betonte Brown. Metop-SGA1 und Co seien auch ein "Meisterstück europäischer Technologie und Kooperation", so Evans, der auf insgesamt 17 beteiligte Länder und 110 Unternehmen verwies, die an dem neuen Satelliten mitgearbeitet haben. Darunter ist auch die Wiener Weltraumfirma Beyond Gravity, die die Thermalisolation der Sonde beisteuerte, die rund siebeneinhalb Jahre Daten liefern soll. Außerdem zeichnet der Raumfahrtzulieferer für die Elektronik eines der zentralen Wetterdateninstrumente des Satelliten verantwortlich. Komponenten davon "wurden von uns in Wien entwickelt und gebaut", wird Beyond Gravity-Geschäftsführer Kurt Kober in einer Aussendung zitiert.
Bis alle Instrumente verlässlich Daten liefern, werde es voraussichtlich rund ein Jahr nach dem Start von Europas Weltraumbahnhof im südamerikanischen Kourou dauern, betonten die Expertinnen und Experten. Die Kosten für alle insgesamt sechs geplanten Satelliten bezifferte die Direktorin des ESA-Erdbeobachtungsprogrammes, Simonetta Cheli, mit rund 2,8 Milliarden Euro. Mit MTG-S1 und Metop-SGA1 ist nun das erste von drei Tandems am Start, die beiden Folgegenerationen sollen dann rund 22 Jahre durchgehende Messungen ermöglichen. Der finanzielle Nutzen für Europa könnte sich laut EUMETSAT-Angaben über die gesamte Lebensdauer auf mehr als 63 Mrd. Euro belaufen.
Quasi huckepack mit im Gepäck hat Metop-SGA1 auch einen Teil des "Sentinel"-Erdbeobachtungssystems - den "Sentinel-5". Das Modul wird detailliertere Informationen über die Atmosphären-Zusammensetzung liefern. Gemessen werden u.a. Konzentrationen von Methan, Kohlenmonoxid, Ozon, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid sowie winzige Schwebestoffe in der Luft - sogenannte Aerosole. Alle 100 Minuten tastet das System künftig die Erde von Pol zu Pol ab. Sentinel-5 ist dann die elfte Copernicus-Sonde im Orbit. Man habe nun "ein ganzes Fußballteam" im All, so Catharina Bamps von der EU-Kommission.
Abseits des Sentinels versprechen die verbesserten weiteren Geräte an Bord noch genauere Temperatur- und Feuchtigkeitsmessungen der Luftschichten. Das erlaube neue Erkenntnisse über den Aufbau der Atmosphäre. So könne man komplexe Wetterprozesse besser verstehen und das "Nowcasting" - also die Vorhersage rund zwei bis sechs Stunden vor Stürmen oder Starkregen - genauer gestalten, erwartet Godela Rossner vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
(S E R V I C E - https://www.eumetsat.int/our-satellites/meteosat-series)