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Das Reiten sei zur Grundlage von Kriegsführung, Transport und gesellschaftlicher Organisation geworden - und habe so über Jahrtausende hinweg die Entwicklung menschlicher Zivilisationen geprägt. Für ihre Studie analysierten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter in alten Pferdegenomen 266 genetische Marker, die mit verschiedenen Eigenschaften wie Verhalten, Körperbau und Fellfarbe zusammenhängen. Beteiligt an der Forschung waren auch Forschende der Universitäten Genf und Lausanne, sowie des Naturmuseums Naturéum in Lausanne.
Vor etwa 5.000 Jahren begann der Mensch demnach, Pferde mit einer bestimmten Variante des ZFPM1-Gens zu bevorzugen - ein Gen, das bei Mäusen nachweislich Angstverhalten und Stressreaktionen steuert. Das deutet laut den Forschenden darauf hin, dass die Zähmung einer der ersten Schritte zur Domestizierung von Pferden war.
Entscheidend dafür, dass Pferde schließlich geritten werden konnten, war auch ein anderes Gen: Einige Pferde besaßen eine Mutation des GSDMC-Gens. Diese Tiere wiesen eine veränderte Wirbelsäulenanatomie, überlegene motorische Koordination und stärkere Vorderbeine auf. Das ermöglichte es den Pferden wohl, den Anforderungen von Mobilität über weite Strecken und von Kriegsführung gerecht zu werden.
Pferde mit dieser Mutation verbreiteten sich laut der Studie rasant. So kamen sie vor 4.750 Jahren nur vereinzelt vor, 600 Jahre später wiesen die meisten Pferde diese Mutation auf. "Obwohl die genauen Umstände und die kulturelle Identität der Menschen, die diese frühe intensive Zucht betrieben, weiterhin ein Rätsel bleiben, müssen sie über außergewöhnliche Einfälle, Technologie und Weitsicht verfügt haben", schrieb Laurent Frantz von der Ludwig-Maximilians-Universität München in einem begleitenden Kommentar zur Studie. Und: "Eines ist sicher: Diese ersten Reiter haben eine Revolution ausgelöst, die die Welt veränderte. Dabei zeigte sich, wie selbst kleinste biologische Veränderungen gewaltige Strömungen der Geschichte in Gang setzen können."