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Der immer wieder bemühte freie Hochschulzugang habe zwei Seiten, argumentierte uniko-Präsidentin Brigitte Hütter bei einer Pressekonferenz am Montagabend. Die eine sei, ob alle unbeschränkt jedes Studium aufnehmen können. "Aber wie viele können in einer sinnvollen Zeit studieren, welche Studienbedingungen haben sie dabei? Diese Frage muss man auch stellen, das ist die andere Facette." Überfüllte Unis würden primär sozial schwachen Studierenden schaden, die es sich etwa nicht leisten könnten, ein Semester auf den Besuch eines bestimmten Seminars zu warten.
Die Lehramtsausbildung sieht die uniko erneut künftig vollständig an den autonomen Unis - im Gegensatz zu den PH, die nachgeordnete Dienststellen des Bildungsministeriums sind. Diese wünschen sich umgekehrt die Verlagerung der gesamten Ausbildung an die PH.
Derzeit werden Lehrerinnen und Lehrer für die Altersgruppe sechs bis zehn Jahre (Volksschule) sowie die Pädagogen für den berufsbildenden Unterricht an Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) bzw. für Berufsschulen ausschließlich an PH ausgebildet. Die Ausbildung für Lehrer der "Sekundarstufe Allgemeinbildung" teilen sich Unis und Pädagogische Hochschulen hingegen in sogenannten Verbünden.
In diesen Verbünden würde je nach Fachrichtung zwischen 70 und 85 Prozent der Lehre von den Unis getragen, argumentiert Hütter. Das Lehramt sollte dort studieren werden, wo auch die Fachdisziplinen zuhause sind. "Die Lehrerinnen und Lehrer sind auch die ersten Wissenschaftsbotschafter, die ein Mensch erlebt."
"Fragwürdig" ist für Hütter eine Zusammenführung von Lehramtsstudien in Schools of Education, die im Regierungsprogramm angedacht wird. In diesen könnten die Unis nicht abgebildet werden. "Wir werden nicht einen Beitrag zu einer Ausbildung leisten, die woanders stattfindet." Man brauche nicht auch noch einen weiteren Hochschultyp.
Das Promotionsrecht soll entgegen der Forderungen der Fachhochschulen (FH) an den Unis bleiben, betonte Hütter. Mit den FH will man aber verstärkt gemeinsam betreute Doktorandenprogramme anbieten. Man habe auch bei einer Aussprache mit Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) das Gefühl gehabt, dass diese das Kooperationsmodell bevorzuge.
Zurückdrängen will man die zum Teil überbordende Bürokratie: Das gelte etwa für manche Berichtspflichten - so müsse man etwa dreitägige Auslandsaufenthalte dokumentieren. "Wir sollten nur das erheben müssen, wo man weiß, dass was damit getan wird." Beim Informationsfreiheitsgesetz wiederum müsse klargestellt werden, dass nur die Uni als Ganzes informationspflichtig ist und nicht jedes einzelne Organ wie Berufungs- oder Habilitationskommissionen. Ansonsten müsse jede einzelne Kommission von sich aus klären, welche Information gegeben werden muss.
Durchaus Interesse gebe es aus den USA an dem von Holzleitner angekündigten Perspektivenpaket für unter Druck geratene Forscherinnen und Forscher. Hier würden Gespräche laufen, so Hütter - es gebe auch Signale, dass ein Postdoc-Programm aufgelegt wird. Allein sie als Rektorin einer kleineren Kunstuni habe schon Kontakt zu zwei Professorinnen des Massachusetts Institute of Technology gehabt (MIT) gehabt, die Interesse an einer Rückkehr nach Europa bekundet haben.