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Jetzt sei "Zeit für politische Arbeit - nicht für interne Planspiele." Und in Richtung Wohlgemuth ließ Dornauer lakonisch wissen: "Ich nehme zur Kenntnis, dass sich der Landesparteivorsitzende bereits Gedanken über meine Kandidatur im Jahr 2027 macht. Das ehrt mich - zeigt es doch, dass mein politisches Wirken auch intern Spuren hinterlässt."
Die derzeit rund 11 Prozent für die Tiroler SPÖ in einer Umfrage "statt der 17 Prozent plus unter meiner Führung sind wohl auch eine Folge der überzogenen parteiinternen Reaktion auf meinen verunglückten Jagdausflug", richtete der Sellrainer der Parteispitze aus. Vielleicht hätte man "damals besser die Kirche im Dorf lassen sollen."
Für ihn stehe weiterhin das Vertrauen der Bevölkerung im Zentrum - "und nicht innerparteiliche Machtspiele" "Ich bleibe bei der Arbeit. Tirol braucht eine starke Sozialdemokratie - und keine Selbstbeschäftigung."
Wohlgemuth hatte zuvor im Interview gemeint, dass er entgegen so mancher Unkenrufe und Eindrücke politischer Beobachter mit Dornauer eine "sehr professionelle und konstruktive Zusammenarbeit" pflege. Der Innsbrucker war Dornauer nach der publik gewordenen Causa rund um einen Jagdausflug mit dem gefallenen Signa-Gründer René Benko im vergangenen Dezember in der Regierung und vor kurzem im Juni als Landesparteichef gefolgt war: "Wir arbeiten auf Ebene der Landtagsarbeit gut und konstruktiv zusammen". Ob er fürchte, dass Dornauer bei der Landtagswahl eventuell mit einer eigenen Liste antreten könnte? "Er hat selber medial gesagt, dass er ein in der Wolle gefärbter Sozialdemokrat ist und der Sozialdemokratie treu bleibt. Ich glaube nicht, dass er eine eigene Liste macht."
Bezüglich der vom ORF Tirol in Auftrag gegebenen Umfrage, wonach die mit der ÖVP regierende Landes-SPÖ nur mehr bei ebenjenen 11 Prozent liege, meinte der Landesvize, dass er "niemand ist, der Umfragen schön redet". Aber es gebe schließlich auch andere, bei denen man etwas besser liege. Nur eines sei klar: "Was letztes Jahr passiert ist, macht etwas mit einer Partei", spielte er auf die massiven Turbulenzen in Folge von Dornauers Jagd-Causa an. Man habe dabei als Gesamtpartei "nicht das beste Bild abgegeben". Mit einer Bezirkstour, dem erfolgreich geschlagenen Parteitag samt seiner Wahl mit großer Mehrheit sowie einer begonnenen, inhaltlichen wie personellen Öffnung habe man aber bereits wieder Vertrauen zurückgewinnen können: "Wir wollen beweisen, dass wir die richtigen Antworten haben und dann gemeinsam im Team die Wahl schlagen. Und die Menschen einladen, ein Stück des Weges mit uns zu gehen." Die SPÖ habe in Tirol sicher ein Potenzial von etwas mehr als 20 Prozent. "Und wir können sicher das Ergebnis der letzten Wahl von 17,48 Prozent erreichen. Und auch stärker werden", erklärte Wohlgemuth.
Lob gab es vom 38-jährigen früheren ÖGB-Vorsitzenden für die Zusammenarbeit in der Landesregierung. "Wir verstehen uns sehr gut und diskutieren alles aus", meinte er zum "gemeinsamen Miteinander" mit ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle. Die "rote Handschrift" sei indes "bei allen Entscheidungen erkennbar". Dies zeige sich angesichts des auch in Tirol notwendigen Sparkurses. Im Dezember-Landtag soll das Doppelbudget für 2026/2027 beschlossen werden, zuvor im Herbst folgt die heiße Phase der politischen Verhandlungen. "Ich bekenne mich zum Sparen, aber mit sozialer Verantwortung", sagte Wohlgemuth, der in der Landesregierung unter anderem die Wohnbauagenden inne hat. So sei etwa bereits koalitionär außer Streit gestellt worden, dass die Wohnbauförderung im Zuge der Einsparungen nicht gekürzt werden wird. Zudem verwies der Landeshauptmannstellvertreter, wenn es um die "rote Handschrift" geht, auf die verschärfte Leerstandsabgabe sowie die auf Schiene gebrachte Baulandmobilisierungsabgabe.
Wird die Kürzung von 15 Prozent bei den Ermessensausgaben, die sich die Landesregierung laut Landeshauptmann und Finanzreferent Mattle über alle Bereiche hinweg zum Ziel gesetzt hat, auch den Sozialbereich betreffen? "Es wird noch politische Gespräche in der Landesregierung geben. Ich kenne noch kein fertiges Budget, niemand tut das", blieb Wohlgemuth hier eher zugeknöpft. Für die SPÖ sei klar: "Es braucht soziale Verantwortung. Beim Sozialstaat darf nicht abgebaut werden. Wir werden uns das daher konkret anschauen, wenn alle Zahlen vorliegen."
Das zuletzt offenbar etwas ins Trudeln geratene "Leuchtturmprojekt" Rechtsanspruch auf Vermittlung eines Kinderbetreuungsplatzes ab dem zweiten Geburtstag - die Städte und Kommunen machen wegen angeblicher Mehrkosten mobil und wollen eine vollständige Kostenübernahme erreichen - sah Wohlgemuth weiter auf Schiene, das hieße Einführung im Herbst 2026: "Ich gehe fest davon aus, dass wir in dieser Legislaturperiode den Rechtsanspruch umsetzen werden." Er "gestehe, dass auch mir vieles zu langsam vorangeht", aber dies sei den Umständen und der Dimension des Vorhabens geschuldet: "Wichtig ist, dass es kein Husch-Pfusch wird. Es muss am Ende des Tages gut funktionieren. Besser es dauert einige wenige Monate länger und es funktioniert dann."