News Logo
ABO

Tiroler Experte sieht Nierenkonservierungszulassung in fünf Jahren

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
4 min
In Innsbruck beschäftigt man sich intensiv mit der Nierenkonservierung
©APA, THEMENBILD, JOHANN GRODER
Der Direktor der Chirurgie der Medizinischen Universität Innsbruck, Stefan Schneeberger, hält eine breite klinische Zulassung der gerätegestützten Warm- bzw. Lebend-Nierenkonservierung "in etwa fünf Jahren" für realistisch. Zuvor gelte es aber, "Herausforderungen rund um die behördliche Zulassung zu meistern sowie Sicherheit und exakte Wirksamkeit mittels weiterer Studien noch genauer abzusichern", erklärte Schneeberger im APA-Gespräch.

von

Mit der Technologie der sogenannten "Normotherme-Maschinenperfusion" wird ein Organ außerhalb des Körpers an ein Gerät angeschlossen und über längere Zeit sozusagen "warm konserviert". Dies biete einen entscheidenden Vorteil: Gewonnene Zeit, um Organe adäquat zu analysieren und richtig zu vergeben und zu verteilen." Bei der Leber sei dies bereits erfolgreich etabliert, bei der Niere allerdings noch nicht, erläuterte Schneeberger. Denn die Niere als Organ folge "ganz eigenen Gesetzen und bringt damit andere Herausforderungen." Und weiter: "Das vermutlich auch deshalb, weil sie sehr viele Funktionen im Abgleich mit anderen Körperfunktionen erfüllt und damit in dieser Hinsicht komplexer als die Leber ist", erklärte der renommierte Mediziner. Somit ließen sich die Erkenntnisse der Leber mit dieser Methode "nicht einfach eins zu eins auf die Niere übertragen."

Die Vorteile dieser Konservierungsmethode lägen für die Niere jedenfalls wie auch schon bei der Leber auf der Hand. "Man kann die Organe und damit auch die Niere deutlich länger warm konservieren und damit exakt auf ihre Funktion hin testen", führte der Forscher aus. Die aktuellen Parameter, die zur Beurteilung der Organe verwendet würden, seien nämlich "eigentlich sehr schlecht". "Es sind im Grunde eher vage Annahmen und es werden deshalb auch zu viele Organe verworfen und zu wenige transplantiert."

Deshalb gelte es nunmehr, noch weitere "klinische Studien rund um die Niere und die Methode durchzuführen" und damit die Frage umfassend zu beantworten, wie sicher das Gerät, wie wirksam, wie breit und für wie viele Patienten es verwendet werden könne, so Schneeberger. Auch Fragen der allgemeinen behördlichen Zulassung müssten noch im Detail geklärt werden, führte der Wissenschafter aus.

Er habe dazu gemeinsam mit einem internationalen Expertenteam einen Artikel im "Nature Communications" verfasst und vorgelegt, berichtete Schneeberger. In diesem skizziere man die "besonderen Herausforderungen" der Methode in Hinblick auf die Niere und wolle "mögliche Lösungen anbieten" sowie einen Beitrag dazu leisten, die Methode letztlich klinisch gut zu etablieren.

Man fasse im Artikel etwa zusammen, was und wer die "zentralen Aspekte und Figuren dieser Methode", welches die verbleibenden Hürden seien und wie genau diese bis hin zur "klinischen Realisierung" überwunden werden könnten, so Schneeberger, der an dem Artikel federführend beteiligt war. Einige "Hürden" habe man glücklicherweise bereits überwunden: "Die technische Reife der Geräte ist soweit schon gegeben."

Mit weiteren Studien, die aufgrund des Artikels und durch die Arbeit des Expertenteams womöglich noch präziser durchgeführt werden und eine neue Ausrichtung bekommen könnten, sei es schließlich denkbar, dass man den Anteil der verworfenen Organe deutlich reduzieren könne. "In den USA wurden im Jahr 2023 über 18.500 entnommene Organe nicht transplantiert und damit verworfen, mehr als die Hälfte davon waren Nieren". Das sei in Hinblick auf eine "Organknappheit" überaus problematisch, so Schneeberger.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER