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Heinz Faßmann wird 70 - Hoch hinaus in Uni, Politik und Akademie

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Heinz Faßmann feiert runden Geburtstag
©APA, GEORG HOCHMUTH
Allein seine Größe von über zwei Metern verschafft Heinz Faßmann Überblick. Den bekam der Geograph auch in seiner Karriere: Sie führte ihn von der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) über die TU München und Uni Wien, wo er bis ins Rektorat aufstieg, bis an die Spitze der ÖAW. Dazu kommt sein Ausflug in die Politik, wo er auf einem ÖVP-Ticket von 2017 bis 2021 Bildungs- und Wissenschaftsminister war. Am 13. August feiert der ÖAW-Präsident seinen 70. Geburtstag.

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Geboren am 13. August 1955 in Düsseldorf, verbrachte Faßmann seine gesamte Schul- und Studienzeit in Wien. Sein Studium der Geographie und Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien schloss er 1980 mit dem Doktorat ab. Anschließend war er bis 1992 am Institut für Demographie und in der Kommission für Raumforschung der ÖAW tätig und habilitierte sich 1991 in den Bereichen "Humangeographie und Raumforschung", ehe er Direktor des Instituts für Stadt- und Regionalforschung der Akademie wurde. Von 1996 bis 2000 war er Professor für Angewandte Geographie an der Technischen Universität (TU) München.

2000 kehrte er als Professor für Angewandte Geographie, Raumforschung und Raumordnung an die Uni Wien zurück. Dort amtierte er von 2011 bis 2017 auch als Vizerektor, zuständig für Personalentwicklung und für Forschung. 2021 emeritierte er.

Inhaltlich beschäftigte sich der verheiratete Vater von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern mit Themen wie der Rolle ausländischer Arbeitssuchender auf dem Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit, der Entwicklung der Migration in Europa im Zeitverlauf, regionalen Identitäten oder dem Einfluss des Wohnorts auf die Bildungskarriere. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen auch die vergleichende Stadtforschung und -entwicklung. Der Frage nach dem "Einwanderungsland Österreich?" näherte sich der Geograph und Sozialforscher etwa in den 1990er-Jahren in einem Buch an und beschäftigte sich auch mit Werthaltungen und Erwartungen von Flüchtlingen in Österreich oder der Situation von neu angekommenen Geflüchteten aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan.

Angesichts dieser Themen wurde die Politik auf Faßmann aufmerksam. 2010 wurde er Vorsitzender des Expertenrates für Integration im Außenministerium. Er vermied es dabei, allzu politische Aussagen zu tätigen, bemühte sich, Fakten in den Vordergrund zu stellen und die Interpretation der Politik zu überlassen. Ganz gelang ihm das nicht immer: So trat er dafür ein, Eltern, die Kinder am Schulbesuch hindern, mit Sanktionen zu versehen, und warb für ein Kopftuchverbot im Öffentlichen Dienst.

Die langjährige Zusammenarbeit mit Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) war dann wohl entscheidend für Faßmanns Wechsel in die Politik: Kurz machte den parteifreien Experten 2017 zum Bildungsminister der ÖVP-FPÖ-Regierung. Aus dieser Amtszeit bleibt u.a. die Einführung von Deutsch-Klassen, das (vom VfGH später aufgehobene) Kopftuchverbot für Kindergarten- und Volksschulkinder, die Wiedereinführung der Ziffernnoten in der Volksschule oder der Ethikunterricht an höheren Schulen in Erinnerung. Im Hochschulbereich wurden in einzelnen Fächern neue Zugangsbeschränkungen eingeführt, umgekehrt stand Faßmann in Sachen Studiengebühren auf der Bremse.

In der türkis-grünen Regierung übernahm er 2020 erneut das Bildungsministerium. Seine zweite Amtszeit stand im Zeichen der Covid-19-Pandemie und seinem Versuch, die Schulen möglichst offen zu halten. Letztlich gelang das erst spät in der Pandemie durch die Einführung eines umfangreichen Testsystems, das auch Kritik auf sich zog. Die erntete Faßmann im Pandemiemanagement immer wieder: "Für die Kurzfristigkeit der Maßnahmen und auch der Informationsweitergabe bitte ich nachträglich nochmals um Nachsicht", erklärte er bei seinem Abschied Ende 2021.

In der Forschungspolitik gelang ihm die Umsetzung des lange geplanten Forschungsfinanzierungsgesetzes mit einem Forschungs-, Technologie- und Innovations-Pakt (FTI-Pakt), der den wichtigsten Forschungsförderern und Forschungseinrichtungen eine dreijährige Finanzierung garantiert.

Nur wenige Monate nach seinem Ausscheiden aus der Politik wurde Faßmann, seit dem Jahr 2000 Mitglied der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW, im März 2022 als Nachfolger von Anton Zeilinger zum Präsidenten der ÖAW gewählt. Als seine Ziele nannte er damals u.a. ein verstärktes Zugehen auf Öffentlichkeit und Medien sowie den Kampf gegen die Wissenschaftsskepsis. Letztere wird seither mit einer jährlichen Umfrage, dem "Wissenschaftsbarometer", gemessen. Unter seiner Führung wurde an der ÖAW eine Anlaufstelle für angefeindete Wissenschafter eingerichtet, die Akademie Sitz des Europäischen Akademieverbunds EASAC, das von der Boehringer Ingelheim Stiftung mit 150 Mio. Euro geförderte "Aithyra"-Institut für Künstliche Intelligenz in der Biomedizin gegründet und gemeinsam mit TU Wien und Uni Wien ein neues Science Communication Center aus der Taufe gehoben, das 2027 in der "Aula der Wissenschaften" in der Wiener Innenstadt eröffnet werden soll.

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