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Im ersten Fall geht es um Herpes Zoster. In Österreich wird die Impfung gegen die Gürtelrose (Herpes Zoster) bald allen Menschen ab 60 Jahren und Risikopatienten kostenlos angeboten werden. Die Wiener Spezialisten haben jetzt Hinweise dafür gefunden, dass auch stark Immungeschwächte eine gute Immunantwort auf die Impfung entwickeln.
Die Herpes Zoster-Impfung soll speziell bei älteren Menschen und Personen mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko eine Reaktivierung der Erreger der Feuchtblattern (Varizellen) mit dem Ausbruch einer Gürtelrose und potenziell schweren Komplikationen verhindern. Die meisten Menschen haben in der Kindheit die Feuchtblattern gehabt. Die Viren nisten sich dabei aber dauerhaft in Zellen ein und können bei einer Schwächung des Immunsystems wieder aktiv werden. Nach einer Gürtelrose können Betroffene auch monatelang an starken und schlecht behandelbaren Nervenschmerzen leiden.
Etwas anders gelagert ist die Situation bei Immungeschwächten. Haben sie die Feuchtblattern noch nicht gehabt, kann eine Infektion einen sehr schweren Verlauf haben. Darüber hinaus sind sie natürlich genauso wie andere Menschen, allerdings vermehrt wegen der an sich schon vorhandenen Immunschwächung, durch eine Reaktivierung der Varizellen Zoster-Viren gefährdet.
Gleichzeitig ergibt sich aber auch die Frage, ob solche Menschen auf eine Impfung gut genug ansprechen. Eine Immunschwäche kann auch ein schlechteres Reagieren auf Vakzine bedeuten, wodurch die Schutzwirkung geringer ausfällt. Laut Andrea Wessely (Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie/MedUni Wien) und ihren Co-Autoren gab es hier bezüglich der Zoster-Impfung nur Daten über die Wirkung des aktuellen Totimpfstoffes (rekombinant hergestellter Subunit-Impfstoff) bei Patienten nach Organtransplantationen und entsprechender Immunsupprimierung zur Verhinderung einer Abstoßungsreaktion.
Die Wissenschafter untersuchten deshalb, Patienten nach einer Stammzelltransplantation (vor allem wegen Blutkrebserkrankungen) und somit einem "neuen" Immunsystem ohne erworbenen Schutz oder Patienten mit stark das Immunsystem schwächender Therapie ausreichend auf zwei oder drei Dosen der Gürtelrose-Impfung (Totimpfstoff) ansprechen ("Vaccines"; doi: 10.3390/vaccines13070737) . Von 33 Patienten im mittleren Alter von 53 Jahren hatten 82 Prozent eine Stammzelltransplantation erhalten, der Rest war durch eine andere medizinische Behandlung stark immungeschwächt. Unter solchen Bedingungen darf keine Impfung mit einem Lebendimpfstoff erfolgen. Totimpfstoffe wiederum können eine für einen Schutz nicht ausreichende Wirkung haben.
Doch die Varizellen-Impfung zeigte bei den meisten Immunisierten eine gute Wirkung. 88 Prozent (29 von 33 Patienten) hatten eine ausreichende Immunantwort mit der Bildung von schützenden Antikörpern. Drei Dosen der Vakzine waren allerdings besser als zwei Dosen.
Laut den Wissenschaftern zeigte sich damit, dass man mit der Vakzine auch bei Immungeschwächten ohne nachweisbaren vorherigen Kontakt mit den Viren eine schützende Immunantwort (Serokonversion mit Nachweis von Antikörpern) hervorrufen kann. Am Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien gibt es eine eigene Spezialambulanz für Impfungen (samt Reise- und Tropenmedizin) für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, was Impfungen angeht.
Ebenfalls in "Vaccines" (doi: 10.3390/vaccines13070715) ist vor kurzem eine Literaturstudie österreichischer Experten mit Beteiligung von Co-Autoren einiger europäischer Forschungseinrichtungen zum Thema der Sicherheit, Immunogenität und Effektivität von Covid-19-Impfstoffen bei Krebspatienten erschienen, die sich einer Strahlentherapie unterziehen mussten. Peter Thöne (Abteilung für Radio-Onkologie am Ordensklinikum Linz/Barmherzige Schwestern) und die übrigen Mitglieder des Forschungsteams haben alle relevanten 22 wissenschaftlichen Studien noch einmal analysiert, die zu der Frage zwischen 2021 und 2024 veröffentlicht worden sind.
Dabei stellte sich zunächst einmal heraus, dass "die Impfung insgesamt gut vertragen und sicher war. Es gab eine geringe Häufigkeit von Nebeneffekten, die großteils mild waren", so die Wissenschafter. 93 der Krebspatienten mit Strahlentherapie zeigten eine ausreichend schützende Immunantwort mit der Bildung von Antikörpern. Unter Strahlen- und Chemotherapie betrug dieser Anteil 90 Prozent.
Die Wissenschafter in ihrer Zusammenfassung: "Covid-19-Impfstoffe zeigen eine ausgezeichnete Sicherheit, Immunogenität und Wirksamkeit bei Patienten, die eine Strahlentherapie erhalten. Sie zeigen auch eine hohe Bereitschaft zur Impfung. Die beobachteten Ergebnisse sind mit denen gesunder Kontrollpersonen vergleichbar und besser als die von Patienten, die andere Krebsbehandlungen wie Chemotherapie erhalten. Die Impfung von Strahlentherapiepatienten bei zukünftigen Pandemien oder Epidemien wird dringend empfohlen, auch während der aktiven Behandlung."