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Der Schläger und seine Bespannung: Die Seele des Tennissports

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©IMAGO / YAY Images

Vom handgefertigten Darmsaiten-Schläger bis zu Hightech-Kunststoff und Hybridmaterialien: Die Geschichte der Tennissaiten ist eine Geschichte von Präzision, Leidenschaft und technischer Evolution.

Der Tennissport geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. 1250 urkundlich erwähnt, als den Mönchen verboten wurde, das „Jeu de Paume“ (Spiel mit Handinnenflächen) gegen Laien zu spielen.

Der Ursprung des „Jeu de Paume“ als Wettbewerb ohne Rang und Herkunft wird als die erste moderne Sportart beschrieben. Gespielt wurde in den Höfen der Klöster mit einem Holzball und bloßen Händen. In der Mitte des Spielfelds war ein Seil gespannt. Der Ball durfte auch von den Wänden abprallen.

Lederhandschuhe

Später benutzten Spieler einen Handschutz, einen runden Lederfleck mit einem Riemen auf der Rückseite. Im 15. Jahrhundert tauchten die ersten Holzschläger auf den Gemälden auf mit langen Griffen und kleinen Holzflächen. Die ersten bespannten Schläger im 16. Jahrhundert mit den Saiten der Streichinstrumente.

1875 produzierte der Franzose Pierre Babolat die ersten Tennissaiten. In seiner Manufaktur verarbeitete er Därme von Schafen, Schweinen und Rindern für Wurstsorten und Saiten für Musikinstrumente. Walter C. Wingfield, der den ersten modernen Tennisschläger aus Holz entwickelte, suchte Pierre Babolat in Paris auf, der berühmt war für die Verarbeitung von Gedärmen. Gemeinsam experimentierten sie mit Schafsdärmen für die Herstellung von Tennissaiten.

Die Produktion war mühsam, langwierig und teuer. Die Därme mussten gereinigt und vorsichtig gedehnt werden, bis die Seile einen dünnen, konstanten Durchmesser hatten. Die Natursaiten aus Därmen boten ein neues Ballgefühl beim Tennisspiel, das um 1870 als Rasensport in England populär wurde. 1877 begannen die Meisterschaften in Wimbledon. Der Ball prallte von den straff gespannten Darmsaiten ab, konnte schneller und mit weniger Kraftanstrengung gespielt werden. Tennisschläger mit Darmseiten waren teure Luxusprodukte und der Tennissport damit ein exklusives Vergnügen der „feinen Gesellschaft“.

Bis in die 1950er-Jahre existierte keine Alternative für die teuren Natursaiten, die schnell an Spannung verloren, rissen und ersetzt werden mussten. Erst der Plan, Tennis als Breitensport anzubieten, Klubs allen Begeisterten zu öffnen, zwang die Hersteller der Tennissaiten, mit Kunststoff material zu experimentieren. Die neuen Plastiksaiten waren wesentlich billiger und hielten länger, wenn sie auch nicht das Ballgefühl der Natursaiten erreichten.

Bespannung

Bespannung entwickelte sich zu einer eigenständigen Wissenschaft. Multifilament besteht wie tierischer Darm aus dünnen Einzelfasern. Manche Saiten haben kantige Durchmesser, um den Spin-Effekt zu verbessern. Bei Hybrid werden verschiedene Materialien auf einem Schläger kombiniert.

Vom 12. bis 26. Oktober 2025 findet das Erste Bank Open Tennisturnier in der Wiener Stadthalle statt mit mehreren Spielern der Top-Ten-Bestenliste. In einem für Besucher offenen Bereich kann man die Fachleute vor den Besaitungsmaschinen beobachten, wie sie die Schläger der Profis vorbereiten.

„Material und Spannung der Saiten sind wichtiger als der Schläger, sie sind die Seele des Tennissports“, erklärte mir letztes Jahr einer der Spezialisten.

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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 40/2025 erschienen.

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