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Es ist die erste Untersuchung, in der der Schlaf eines Menschenaffen direkt in freier Wildbahn gemessen wurde. Sie bestätigt, dass Dauer, Fragmentierung und zeitliche Struktur des Schlafs stark vom sozialen Kontext abhängen. Bei vielen Tierarten kann Schlaf als biologischer Kompromiss betrachtet werden.
Einerseits bringt er zahlreiche Vorteile für den Organismus, etwa durch die Stärkung des Immunsystems und die Verbesserung kognitiver Fähigkeiten. Andererseits verhindert Schlaf lebenswichtige Aktivitäten wie die Nahrungssuche, die Fortpflanzung, das Vermeiden von Fressfeinden oder die Interaktion mit anderen Gruppenmitgliedern.
"Man kann daher davon ausgehen, dass Tiere ihren Schlaf je nach Kosten und Nutzen der jeweiligen Situation anpassen. Besonders bei sozialen Arten kann der soziale Kontext den Schlaf beeinflussen", wird Clara Hozer, Primatologin an der Unine und Mitautorin der Studie, in der am Montag veröffentlichten Medienmitteilung zitiert.
"Über den Schlaf von Schimpansen - einem unserer nächsten Verwandten - wissen wir in ihrem natürlichen Lebensraum bisher noch sehr wenig", fügte die Forscherin hinzu. "Das Wissen beschränkte sich bisher auf den täglichen Bau eines Schlafnests. Der Einfluss sozialer Faktoren war dagegen noch nie untersucht worden."
Um diese Wissenslücke zu schließen, beobachteten Hozer und ihr Team über mehr als ein Jahr hinweg eine Gemeinschaft wild lebender Schimpansen im Budongo-Wald in Uganda. Die erste zentrale Beobachtung: Hochrangige Männchen schliefen kürzer und unruhiger als Männchen mit niedrigerem Rang. Dieser Effekt hing von der Anzahl der während der Nacht anwesenden Männchen ab.
"Je mehr Männchen anwesend waren, desto weniger schliefen die dominanten Tiere", heißt es in der in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlichten Studie. Dies könnte durch eine erhöhte Wachsamkeit innerhalb der Gruppe oder durch Konkurrenzdruck erklärt werden, da dominante Männchen häufiger aufwachen, um potenzielle Rivalen im Blick zu behalten.
Darüber hinaus stellten die Forschenden fest, dass Schimpansen im Durchschnitt rund 20 Minuten länger pro Nacht schlafen, wenn sie in der Gruppe nächtigen statt allein. Dies gilt, obwohl Gruppenschlaf bei Weibchen zu einem späteren Zubettgehen und bei allen Individuen zu einem früheren Aufwachen führte.





