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"Vakzine benötigen Wochen, um einen Schutz aufzubauen, ihre Wirksamkeit variiert je nach bestehender Immunität gegen das Dengue-Virus (DENV). Im Gegensatz dazu könnte ein orales antivirales Medikament bei Ausbrüchen eingesetzt werden, die Fallzahlen bei prophylaktischer Verabreichung in Dengue-Endemiegebieten begrenzen und bei Reisenden sowie Personen, die nicht geimpft werden können, Anwendung finden", schrieben vor kurzem Anna Durbin von der Johns Hopkins School of Public Health (Baltimore/USA) und ihre Co-Autoren im "New England Journal of Medicine" (DOI: 10.1056/NEJMoa2500179).
Die Wissenschafter haben eine klinische Studie der Phase II mit dem von Johnson & Johnson entwickelten Hemmstoff für die Vermehrung von Dengue-Viren (Mosnodenvir) inklusive eines Infektionsversuchs durch. 31 gesunde Erwachsene nahmen fünf Tage lang 40 Milligramm, 200 Milligramm oder 600 Milligramm der Substanz, danach dann 21 Tage lang täglich zehn, 50 oder 200 Milligramm des Wirkstoffes ein. Am sechsten Tag (erster Tag mit der Erhaltungsdosis) bekamen die Probanden im Rahmen eines Infektionsversuches eine Dosis eines Dengue-Virus-Stammes unter die Haut gespritzt, was einen Mückenstich imitieren sollte. Sieben Probanden bildeten die Placebogruppe.
Der Wirkstoff, welcher die Replikation der Viren hemmt, war laut der klinischen Studie prinzipiell effektiv: In der Placebogruppe trat bei allen Probanden binnen fünf Tagen eine Dengue-Infektion auf.
In der Gruppe der Probanden mit der kleinen Dosis von Mosnodenvir kam es bis zum Tag acht bei allen sechs Probanden zu einer Infektion, in der mittleren Dosis bei sechs von sieben der Getesteten. In der Hochdosis-Gruppe waren hingegen sechs von zehn Probanden bis zum Tag 28 geschützt.
"In diesem kontrollierten humanen Infektionsmodell führte eine hohe tägliche orale Dosis von Mosnodenvir zu einer signifikant niedrigeren DENV-3-RNA-Last (Dengue-Erbgut im Blut nachweisbar; Anm.) als Placebo. Mosnodenvir verursachte keine schwerwiegenden Nebenwirkungen", schrieben die Wissenschafter.
Allerdings gab es während der klinischen Untersuchung bei den Personen, welche eine Dengue-Infektion hatten, Anzeichen für Genveränderungen der Erreger, die auf eine Resistenzbildung hinweisen könnten. Johnson & Johnson hat die weitere Entwicklung des potenziellen Medikaments eingestellt.
Auch eine größere klinische Studie in Südamerika und Südostasien in Dengue-Endemiegebieten mit fast 800 Probanden wurde beendet. Unter der Mosnodenvir-Prophylaxe hatten nur 0,2 Prozent der Teilnehmer eine Dengue-Virus-Infektion entwickelt, in der Placebogruppe lag dieser Anteil beim etwa Zehnfachen. Der US-Konzern hat sich in der jüngeren Vergangenheit aus einem Großteil seiner Forschungen zu Infektionskrankheiten zurückgezogen. Doch es bestehen offenbar prinzipiell Chancen auf die Entwicklung einer medikamentösen Dengue-Prophylaxe.





