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Das Expertenteam aus mehreren Ländern, unter ihnen auch Harald Sourij von der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der MedUni Graz, hat durch eine umfassende Analyse der vorliegenden Daten versucht, für die Zeit, die durch die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 geprägt war, jene Personengruppen zu identifizieren, die durch die Virusinfektion in das größte Risiko für schwere Verläufe bis hin zum Tod gerieten.
"Dies ist die erste Metaanalyse zur Bewertung der Sterblichkeit und des Krankenhausaufenthaltsrisikos aufgrund von Covid-19 bei Personen mit Komorbiditäten (bestehende Begleiterkrankungen; Anm.) im Vergleich zu Personen ohne Komorbiditäten während der Omikron-Ära", schrieben die Fachleute jetzt im "International Journal of Infectious Diseases".
Der Hintergrund: Zu Beginn der Covid-19-Pandemie war die Gefahr für Betroffene vor allem bei zusätzlichem Vorliegen von Diabetes, Adipositas und Atemwegs- bzw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen höher als in der Allgemeinbevölkerung. Bei Patienten, die mit SARS-CoV-2-Omikron-Varianten infiziert waren, verliefen die Infektionen milder, die Zahl der Krankenhausaufenthalte war geringer als bei der früheren Delta-Variante (B.1.617.2). Trotzdem sei Omikron (B.1.1.529) im November 2021 aufgrund potenziell gefährlicher Mutationen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besorgniserregende Variante eingestuft worden, wie die Wissenschafter (https://doi.org/10.1016/j.ijid.2025.107958) feststellen.
"Insbesondere Personen mit vorbestehenden Grunderkrankungen können auch in der aktuellen Omikron-Ära einem höheren Risiko für Komplikationen und Tod durch eine SARS-CoV-2-Infektion ausgesetzt sein als Personen in der Allgemeinbevölkerung", stellten die Fachleute fest. Deshalb machten sie sich an das Durchforsten der wissenschaftlichen Literatur. Sie fanden 72 wissenschaftliche Untersuchungen weltweit zu diesem Thema, 68 davon konnten zusammen noch einmal ausgewertet werden. Je nach analysierter Begleiterkrankung von Covid-19 Patienten handelte es sich um Personengruppen zwischen rund 330.000 und 13,1 Millionen Personen.
Für Covid-19-Todesfälle ergab sich das höchste Risiko für Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz. Die Gefährdung war um 78 Prozent höher als ohne die Begleiterkrankung. Dahinter rangierten Hirngefäßerkrankungen (Schlaganfälle etc.) mit einem um 47 Prozent erhöhten Risiko, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD; plus 43 Prozent). Adipositas bedeutete keine vermehrte Mortalität durch Covid-19, auch Asthma hatte einen statistisch signifikanten Effekt.
Schwere Krankheitsverläufe im Rahmen von SARS-CoV-2 bedingen oft eine Aufnahme in eine Intensivstation. Hier allerdings waren Adipöse mit plus 32 Prozent deutlich mehr gefährdet als Menschen ohne diese Begleiterkrankung. Bei der Notwendigkeit für eine Spitalsaufnahme bedeutete eine chronische Herzinsuffizienz (plus 61 Prozent) das höchste Risiko, gefolgt von COPD (plus 49 Prozent) und Bluthochdruck (plus 48 Prozent).
Nimmt man Sterblichkeit, Spitalsaufnahme und notwendiger Aufenthalt auf einer Intensivstation zusammen, ist wiederum eine chronische Herzinsuffizienz die gefährlichste Grunderkrankung. Sie bewirkt ein um 63 Prozent gesteigertes Mortalitätsrisiko bei Covid-19-Infektion (Omikron). Dann folgen Vorhofflimmern (plus 59 Prozent), COPD und Hirngefäßerkrankungen (jeweils plus 58 Prozent).
Die Identifizierung der am meisten gefährdeten Personengruppen könnte auch für die Zukunft wichtig sein. Die Betroffenen sollten besonders auf Impfschutz und Vermeidung von SARS-CoV-2-Infektionen durch Hygienemaßnahmen achten. Die Wissenschafter: "Kliniker und politische Entscheidungsträger sollten in Erwägung ziehen, Gesundheitsmaßnahmen wie saisonale Impfungen und antivirale Therapien für SARS-CoV-2-positive Personen gezielt auf diese am stärksten gefährdeten Gruppen auszurichten, um gefährdete Bevölkerungsgruppen mit Komorbiditäten zu schützen, die einem höheren Risiko für die Entwicklung schwerer Verläufe bei einer Covid-19-Erkrankung ausgesetzt sind."
LUDWIGSBURG - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/dpa/Sebastian Gollnow