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Die Gletscher seien natürlich auch vom Temperaturanstieg betroffen. "In fünf Jahren wird es etwa 30 Prozent der rund 600 Gletscher in Tirol nicht mehr geben", betonte Fischer. Die Wissenschafterin verwies jedenfalls darauf, dass es keinen Unterschied mache, ob es sich um einen kleinen oder großen Gletscher handle.
Die Temperaturveränderung habe natürlich auch Folgen für die Stabilität der Felsen. "Wir beobachten eine Häufung von Felsstürzen in ehemals vergletscherten Gebieten - das ist kein Zufall, sondern Teil der paraglazialen Instabilität", erklärte die Expertin, die 2023 zu Österreichs Wissenschafterin des Jahres gekürt worden war. Auch der kürzliche Felssturz im Schweizer Blatten - bei dem fast das ganze Dorf verschüttet wurde - lasse sich im Zusammenhang mit tiefgreifenden Veränderungen im Permafrostboden deuten, meinte Fischer: "Die warmen Temperaturen der letzten Jahre kommen erst jetzt im Untergrund an - mit Konsequenzen für die Stabilität ganzer Hänge." Die höhere Temperatur dringe immer tiefer in den Boden ein, sodass gefrorene Zonen zunehmend verschwinden, berichtete die Glaziologin. Dies erkläre auch die Häufung von Großereignissen wie Felsstürzen in den vergangenen Jahren: "Statistisch sind die wenigen aufsehenerregenden Großereignisse zwar wenig aussagekräftig, geologisch sind sie aber sehr wohl relevant - auch weil wir bisher kaum historische Aufzeichnungen dazu haben."
Im Rahmen des "AlpenKlimaGipfel" auf der Zugspitze wurde indes das kürzlich veröffentlichte dritte Positionspapier "Klima.Sport.Schnee" vorgestellt. Die gemeinsam von Wissenschaftern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verfasste Analyse warnt vor einem weiteren Anstieg der Durchschnittstemperatur im Alpenraum um mindestens zwei Grad bis zum Jahr 2100 - mit massiven Folgen für Schneesicherheit, Gletscherrückgang und alpine Infrastruktur. Seit Beginn der Messungen liege die mittlere Temperaturerhöhung in Deutschland bei 2,5 Grad, in der Schweiz bei 2,9 Grad und in Österreich bei 3,1 Grad Celsius.
Die Ergebnisse und Aussagen des Papiers unterstreichen die Forderung der Forschenden nach sofortiger Emissionsminderung, Erstellung von CO2-Bilanzen, regionaler Anpassung und langfristiger Resilienzplanung. Der "AlpenKlimaGipfel", bei dem das Papier präsentiert wurde, fand anlässlich des von der UNESCO ausgerufenen Internationalen Jahres des Gletscherschutzes statt.