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Außergewöhnliche Niederschläge und verbesserte Hochwasser-Vorhersagen

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Stark betroffen waren vor allem große Teile Niederösterreichs
©BUNDESHEER, BMLV, DANIEL TRIPPOLT, APA
Teils außergewöhnliche Niederschläge haben in Niederösterreich im September des Vorjahres für eine Hochwasserkatastrophe gesorgt. Laut Zahlen der Geosphere Austria wurde der Fünftagessummen-Rekord an Regen etwa in St. Pölten nahezu pulverisiert. Verbesserte Modelle und eine breitere Datenbasis erleichterten jedoch die Prognosen und verhinderten womöglich noch Schlimmeres, blickte Klaus Haslinger von der Geosphere Austria im APA-Gespräch zurück.

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Heimgesucht wurde Niederösterreich - wie auch Oberösterreich, Wien und Teile weiterer Bundesländer - vor allem im Zeitraum von 12. bis 16. September 2024 von starkem Regen. Im Flächenmittel ergab sich für Niederösterreich Daten zufolge eine Fünftagesniederschlagsmenge von 212 Litern pro Quadratmeter. Das entspricht der 2,7-fachen Menge, die im Bundesland normalerweise im gesamten September fällt. Einzelne Stationen zeigten auch Jährlichkeiten von mehr als 100 Jahren. Punktuell und vor allem südlich der Donau ergaben sich höhere Niederschlagswerte als bei den Überflutungen 2002.

Besonders stark betroffen war St. Pölten. In der Landeshauptstadt wurde binnen fünf Tagen eine Niederschlagsmenge von 409 Litern pro Quadratmeter verzeichnet. Der bisherige diesbezügliche Höchstwert seit dem Messbeginn im Jahr 1947 lag bei 207 Litern und war im Juni 2009 erreicht worden. Mit 417 Litern pro Quadratmeter verbuchte die Station Lilienfeld/Tarschberg im vergangenen September sogar noch mehr Niederschlag als St. Pölten. Hier wird seit 1992 gemessen, bisheriger Rekord waren 273 Liter vom Juli 1997.

Auslöser für die starken Regenfälle war eine Gegebenheit ähnlich einer Vb-Wetterlage (gesprochen: 5b). Das sind Tiefdruckgebiete, die vom westlichen Mittelmeer über Italien, Österreich und Ungarn weiter nach Polen ziehen. Letzteres, also der Weiterzug nach Polen, war im Vorjahr allerdings nicht der Fall, konkretisierte Haslinger. Vb-Wetterlagen führen oft zu Hochwasser, charakteristisch ist sehr lang anhaltender und intensiver Regen. Hier komme auch der Klimawandel zum Tragen, betonte der Experte. Es gebe um fünf bis zehn Prozent mehr Niederschlag bei solchen Ereignissen als in der vorindustriellen Zeit. "Klimaerwärmung, höhere Luft- und höhere Meeresoberflächentemperaturen" seien hierfür mitverantwortlich.

Einen Sprung nach vorne gab es im Vergleich mit früheren Hochwasserereignissen aus Sicht von Haslinger bei Schutzmaßnahmen und Prognosemöglichkeiten. Es sei "ein Konvolut an Dingen, das besser gelaufen ist". Die Donau sei durch unterschiedliche Maßnahmen "schon sehr gut geschützt", am Kamp hätten gesetzte Maßnahmen "natürlich auch geholfen" und Überschwemmungsgebiete "deutlich verringert".

Aufgrund verbesserter Modelle sowie umfangreicherer Datenbasis seien die Vorhersagen präziser geworden. "Das wird in Zukunft weitergehen, so hoffen wir." Generell sei ein Extremereignis aber weiterhin schwierig in Sachen Prognose. "Die Krux ist, dass Ausreißer durch die Vielzahl an Einflussfaktoren, die ein Ereignis extrem machen können, immer unsicher in ihrer Darstellung sind."

++ HANDOUT ++ Die Lage in den durch den Dauerregen verursachten Hochwassergebieten bleibt am Montag, 16. September 2024, weiter angespannt. Vor allem in Niederösterreich, das zum Katastrophengebiet erklärt wurde, sind die Einsatzkräfte im Dauereinsatz.

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