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Vor 30 Jahren verfolgten weltweit mehr als 200 Millionen Menschen, wie die "Königin der Herzen" (damals 34) in der BBC in aller Offenheit über die Untreue ihres Ehemannes Charles plauderte. Die Aussage "Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen war es ein bisschen eng" zählt bis heute zu den berühmtesten Sätzen der britischen TV-Geschichte. Das Interview besiegelte das Ende der ohnehin schon zerbrochenen Ehe, wenig später reichte Charles die Scheidung ein. Heute ist der König mit seiner damaligen Affäre, Camilla, glücklich verheiratet.
Diana sprach darüber, wie einsam das Leben hinter den glänzenden Fassaden des Palastes sei, erzählte von ihrer Affäre mit Reitlehrer James Hewitt und berichtete sogar von Selbstverletzungen und Bulimie. Doch was bleibt 30 Jahre und weitere Skandale später davon noch übrig?
Das Interview habe "noch heute ein Vermächtnis", sagte Verfassungsexperte Craig Prescott von der Royal Holloway University of London der Deutschen Presse-Agentur. Es sei unbestritten, dass die Worte Dianas das Königshaus massiv beschädigten. Zusätzlich habe das oft als "Bombe" bezeichnete Interview "vielleicht auch zum ersten Mal eine Art Spaltung in der Unterstützung für die Monarchie hervorgerufen".
Die einen standen auf Charles' Seite und verfluchten Diana dafür, den Ruf des damaligen Thronfolgers derart beschädigt zu haben. Die anderen sahen die Prinzessin hingegen als Opfer einer toxischen Ehe und als Mutter, für die trotz dieser Strapazen das Wohl ihrer Kinder an erster Stelle steht. "Warum sollte ich etwas zerstören, das die Zukunft meiner Kinder sichert? Ich werde für meine Kinder auf allen Ebenen kämpfen", sagte Diana damals in dem Interview angesprochen auf die Vorwürfe, sie wolle die britische Monarchie zerstören.
In gewisser Weise habe sich diese Form der Spaltung in der Unterstützung der Monarchie bis heute ein bisschen gehalten, sagt der Experte. Viele Royal-Fans unterstützten heute eher Prinz William und Prinzessin Kate statt Prinz Harry und seine Frau Meghan, die sich vor gut fünf Jahren aus dem engeren Kreis der Royals losgesagt hatten. "Und so entstand die Vorstellung, dass die Menschen bei einem Riss innerhalb der königlichen Familie Partei ergriffen", erklärt Prescott.
Als wäre all dies noch nicht genug für das Königshaus, flammte der Skandal vor wenigen Jahren erneut auf. Diesmal war es jedoch die BBC, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wurde.
Aus einem im Jahr 2021 veröffentlichten Untersuchungsbericht war hervorgegangen, dass der frühere BBC-Reporter und Interviewer Martin Bashir gefälschte Dokumente eingesetzt hatte, um Zugang zu Diana zu erhalten. Fingierte Kontoauszüge sollten beweisen, dass sie von Menschen in ihrem Umfeld bespitzelt wird. Später vertuschte die BBC das Fehlverhalten ihres Reporters. Prinz William und sein Bruder Harry kritisierten die BBC massiv für das Verhalten gegenüber ihrer Mutter.
Dies sei bis heute der "möglicherweise schwerwiegendste Skandal der BBC", sagt Prescott. Ausgerechnet ihr berühmtestes Interview habe sich die weltbekannte Rundfunkanstalt mit Lug und Trug erschlichen. "Das war für die BBC genauso schädlich wie für die Monarchie", so der Experte.
Das Verhältnis des Königshauses mit den Medien habe sich durch das Interview verändert. Spätestens nach Dianas Tod sei die königliche Familie professioneller geworden. Diana war im August 1997 bei einem Verkehrsunfall in Paris gestorben, als sie von Paparazzi verfolgt wurde.
Zwar gebe es noch Ausreißer wie Ex-Prinz Andrew, der sich und dem Königshaus vor einigen Jahren mit einem Interview mit der BBC ein PR-Desaster verschaffte. Das Königshaus habe jedoch inzwischen verstanden, "wie sie mit den Medien umgehen muss", stellt Prescott fest. "Das war eine der Lektionen, die sie nach dem Interview und nach Dianas Tod gelernt haben."
Die BBC entschuldigte sich 2021 für ihren Fehler und erkannte das Untersuchungsergebnis vollauf an. Das Interview habe einen "wesentlichen Beitrag" geleistet, dass sich die Beziehung seiner Eltern verschlechtert habe, sagte William damals. Das Verhalten des Reporters habe erheblich zu Dianas Angst, Paranoia und Isolierung beigetragen. Was er als besonders schmerzhaft empfindet? Dass seine Mutter die Wahrheit nicht mehr erfahren hat.





