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Schauspielstar Marianne Sägebrecht wird 80

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++ ARCHIVBILD ++ Sägebrecht schaffte mit "Out of Rosenheim" ihren Durchbruch
©APA, dpa, Swen Pförtner
Dass der Regisseur Percy Adlon Marianne Sägebrecht einst als Hauptdarstellerin in "Out of Rosenheim" besetzte, war aus Sicht der Schauspielerin eine kleine Revolution. "Er hat einen runden Menschen in ein schönes Licht gestellt, das war eine Pioniertat", sagte Sägebrecht Jahre später. Der Film machte die Bayerin weltberühmt und brachte ihr zahlreiche Preise ein, doch die Bodenhaftung verlor sie nie. Am Mittwoch wird Sägebrecht 80 Jahre alt.

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Als sie am 27. August 1945 in Starnberg südlich von München auf die Welt kam, war Sägebrechts Vater schon tot. Der pazifistische Rosenzüchter, von dem man der Tochter später liebevoll berichtete, starb im Zweiten Weltkrieg an der Front. So wuchs die kleine Marianne die ersten vier Jahre in der Gärtnerei des Großvaters auf.

An eine Karriere als Künstlerin dachte Sägebrecht zunächst nicht. Mit 16 Jahren zog sie nach München, machte eine Ausbildung zur Arzthelferin und arbeitete dann neun Jahre lang in einer ganzheitlichen Praxis - in den 1960ern noch eine Besonderheit. Als sie dort kündigte und das Kleinkunstlokal "Spinnradl" in Starnberg übernahm, habe der Arzt geweint, erinnerte sich Sägebrecht bei einem Podiumsgespräch 2024.

Später wurde sie Wirtin im Schwabinger "Mutti-Bräu", das bald ebenfalls Kult wurde und in dem sich von Zirkusartisten über Studenten bis hin zu Künstlern all jene trafen, die nichts von konservativen Stammtisch-Wirtshäusern hielten. "Das war ein buntes Völkchen", erinnerte sich Sägebrecht.

Zu den Gästen dort zählte der Dichter Martin Sperr, der Sägebrecht für sein Theaterstück über die bekannte bayerische Betrügerin Adele Spitzeder als Prostituierte Bella besetzte. Der Zufall wollte es, dass bei einer der Vorstellungen der Regisseur Percy Adlon im Publikum saß - und in Sägebrecht auch eine Filmschauspielerin erkannte. Nach einigen Nebenrollen besetzte Adlon sie als Hauptdarstellerin in "Zuckerbaby", einer Liebesgeschichte zwischen einer Totengräberin und einem Münchner U-Bahnfahrer.

1988 kam dann das Roadmovie "Out of Rosenheim" in die Kinos, das unter dem Namen "Bagdad Café" auch international ein Kassenschlager wurde. Darin spielt Sägebrecht eine spröde Bayerin, die mitten in der Wüste von Arizona von ihrem Ehemann sitzen gelassen wird und in ein schäbiges Motel zieht. Dort blüht sie auf wunderbare Weise auf und bezaubert ihre trostlose Umwelt.

Anschließend drehte Sägebrecht auch einige internationale Filme, unter anderem an der Seite von Michael Douglas, John Malkovich, Michel Piccoli oder als Gutemine an der Seite von Gérard Depardieu in der ersten "Asterix"-Verfilmung von 1999. Doch ganz vereinnahmen ließ sie sich nie von der Filmwelt - und war stolz darauf. Immer wieder berichtete Sägebrecht später, dass Woody Alan sie in einem seiner Filme besetzen wollte, sie jedoch abgesagt habe.

Sägebrecht kehrte lieber nach München zurück, wo sie mit ihrer 1967 geborenen Tochter, ihrer Schwester und ihrer Mutter in einer Dreizimmerwohnung in Schwabing lebte. Diese 18 Jahre seien die beste Zeit ihres Lebens gewesen, sagte sie vor zwei Jahren der Münchner "Abendzeitung".

Seit Ende der 1990er Jahre war Sägebrecht dann vor allem in deutschen Fernsehproduktionen zu sehen, etwa als "Marga Engel" in der gleichnamigen TV-Reihe oder in dem Film "Eine Frau nach Maß", in dem sie eine Provinzpostbotin spielt, die zum Abnehmen gezwungen wird. Die Idee zum Film entwickelte Sägebrecht, die sich selbstbewusst als "runde, barocke Frau" bezeichnet und sich stets kritisch über den vorherrschenden Schlankheitswahn äußerte, selbst.

Mittlerweile lebt Sägebrecht schon seit vielen Jahren wieder auf dem Land, wie einst in die Nähe des Starnbergers Sees. "Ich lebe ohne Mann, zufrieden hinter meiner Hecke." Angst vor dem Tod habe sie nicht, erzählte sie 2023 der "Abendzeitung". Im Gegenteil, Sägebrecht engagiert sich regelmäßig in einem Hospiz. "Ich habe keine Berührungsängste und keine Angst vor dem Hinübergehen."

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