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Nach einem Vierteljahrhundert wird nun also eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Komödien fortgeführt. Und die vergangenen 25 Jahre sind auch am zentralen Duo, dem Apachen-Häuptling Abahachi, gespielt von Mastermind Michael Bully Herbig, und seinem Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) nicht spurlos vorübergegangen. Man feiert Silberne Blutsbrüderschaft, hat so manche Macke, die Langzeitbeziehungen eben so mit sich bringen, und ja, subkutan merkt man auch, dass sich manche Einstellung der Gesellschaft über die Zeit hinweg verändert hat. So wird der Charakter des alten, weißen Mannes aktiv angesprochen, Abahachi verbietet sich die Bezeichnung als "Indianer", die Bandenchefin (Jessica Schwarz) will nun wirklich nicht das Heimchen am Herd sein, und nach einer großen Enthüllung wird klargestellt, dass auch bei den Apachen niemand nach der Herkunft beurteilt wird.
Fans der ursprünglichen Kultkomödie müssen allerdings keine Angst haben, dass sich der Humor über das Vierteljahrhundert substanziell gewandelt hätte. In cooler, hollywoodtauglicher Optik wird das Westerngenre persifliert, während der Film vollgepackt ist mit popkulturellen Anspielungen von Karl May über "Indiana Jones" bis hin zu Louis de Funès. Und natürlich fehlen auch die zu geflügelten Worten gewordenen Sprüche im bajuwarischen Duktus wie "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden" oder "Du Zipfiklatscher" nicht.
Im Zentrum erneut das Blutsbrüderpaar Abahachi und Ranger, das auch im gesetzteren Alter unermüdlich für Gerechtigkeit kämpft - bis sie von einer gemeinen, aber divers aufgestellten Verbrecherbande unter weiblicher Führung in eine Falle gelockt werden. Ziel der Banditen ist, an das mythische "Kanu des Manitu" zu gelangen, das unsterblich machen soll. Dafür müssen die gefangenen Helden allerdings einige tödliche Prüfungen bestehen.
Alsbald findet sich das dynamische Duo deshalb unter dem Galgen und kann alle Hilfe gebrauchen - die in Person ihres treuen Freundes, des griechischen Tavernenwirts Dimitri (Rick Kavanian) und seinem Love Interest Mary (Jasmin Schwiers), auch naht. Aber natürlich ist auch Abahachis schwuler Zwillingsbruder Winnetouch nicht weit, der nun die Rosa Rumba Ranch als Tanzschule betreibt, sich aber auch als rosa Zorro hervorragend eignet. Selbst der Erzbösewicht Santa Maria (Sky du Mont) feiert eine überraschende Wiederauferstehung, war er doch in "Der Schuh des Manitu" eigentlich im Sumpf abgesoffen.
Aber letztlich ist die Handlung des "Kanu des Manitu" wie schon beim Vorgänger zweitrangig und dient lediglich als Vehikel für teils charmante, teils gewollte Gags, Witze und Parodien. Man jodelt in der Prärie einander zu, der Grieche Dimitri verdreht Wortkomposita weiterhin zu Straßemilch oder Fleckleber, und Lukas der Lokomotivführer sitzt am Steuer der Züge, die durch die Einschicht rasen, während Jim Knopf sich der Verbrecherbande angeschlossen hat. Und zum Drüberstreuen gibt es auch im "Kanu" manchen Song (etwa das von Stefan Raab und Herbig komponierte "Weil wir so supergeil drauf sind") sowie die eine oder andere Tanzeinlage.
Es hat sich also nicht allzu viel geändert im Wilden Westen. Muss es ja vielleicht auch nicht. Die kreativen Macher hinter dem Sommerspaß haben manch allzu harte Kante der Ausgangslage geglättet, ohne zum Holzhammer des "Man wird doch wohl noch sagen dürfen" zu greifen. Wie das ebenfalls aktuell im Kino laufende Remake der "Nackten Kanone" versprüht auch "Das Kanu des Manitu" den Odem der unbeschwerten Jahrtausendwende, in der die Welt sich zum positiven wandelte und das Kino sich dem harmlosen Spaß zuwandte. Wem "Der Schuh des Manitu" gepasst hat, der findet auch in "Das Kanu des Manitu" seinen Platz. Ein sommerlich leichtes Kinovergnügen ist die Westernparodie allemal. Ob der Komödie ein Ehrenplatz in den Ewigen Jagdgründen des Weltkinos zuteil wird, das muss sich indes noch zeigen.
(S E R V I C E - www.constantinfilm.at/kino/das-kanu-des-manitu)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/herbX/Constantin/L. Z. Kuhn/Luis Zeno Kuhn