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Wilhelm Pevny erzählt Geschichten vom "Planet der Idioten"

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Der Lauf der Welt von A bis Z: Wilhelm Pevny
©APA, HERBERT NEUBAUER
Das Buchcover ziert ein Ausschnitt des Gemäldes "Das Narrenschiff" von Hieronymus Bosch, der von trunkener Fröhlichkeit bestimmt ist. Selbstbezogen und ignorant nur auf das eigene Wohlergehen bedacht - das ist ein Menschheitsbefund, den auch ein alter Professor in der titelgebenden Geschichte des neuen Buches von Wilhelm Pevny, "Planet der Idioten", teilt. Einen Befund, aber keine Therapie zu haben, komme ihm allerdings ebenfalls ziemlich idiotisch vor.

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Wilhelm Pevny, im 68er-Jahr in Paris Augenzeuge der Studentenunruhen, die die französische Republik in Wanken brachten, danach Protagonist einer Theateravantgarde, die ästhetische und inhaltliche Revolutionen auf ihre Fahnen geschrieben hatte, kann auf ein umfangreiches Oeuvre in Prosa und Drama zurückblicken. Zwölf Bände umfasst die 2019 im Wieser Verlag erschienene Werkausgabe. Nun resümiert "Der Privatier", der wohl einige autobiografische Züge des 81-jährigen Autors tragen dürfte: "Das Kasperltheater im Hirn funktioniert nicht mehr so recht. (...) Hochfliegende Ziele seien überwiegend auf der Erde aufgeploppt, zerschellt oder graue Wirklichkeit geworden, meistens mit der Schattenseite ihm zugewandt. Träume, jahrelang gehegt, für die es sich lohnte alles zu geben, zerplatzt."

Beide Geschichten, "Planet der Idioten" und "Der Privatier", finden sich hintereinander in dem soeben im Verlag Bibliothek der Provinz erschienenen Buch, denn die 124 hier versammelten Texte sind alphabetisch nach ihren Titeln geordnet, von "Absurd" bis "Zucker". Ein "Handbuch für den Alltag", wie es der Untertitel verheißt, bilden sie allerdings nicht. Mit seinen Texten wolle er nichts "aufzeigen, nachweisen oder besonders hervorheben", beteuert Pevny: "Es sind einfach Geschichten über uns, die wir diesen Planeten bevölkern, manchmal begeistert, manchmal entsetzt, und stets im Bemühen, so zu tun, als wäre alles vernünftig, geregelt und klar."

"Planet der Idioten" ist aber kein Geschichten- und schon gar kein Märchenbuch. Es herrscht Genrevielfalt vom Gedicht zum Essay, vom Mono- zum Dialog, von der Szene zur Glosse, und es herrscht Naivitätsverbot. Verhältnisse zu beschreiben, die sich trotz jahrelangem Kampf nicht verbessert, oft sogar verschlechtert haben, heißt nicht, sie zu akzeptieren. Dass gar nichts "vernünftig, geregelt und klar" ist, muss immer wieder gesagt werden, auch wenn einem niemand zuhört.

Denn dass Pevny seit seiner Erkenntnis, ein Idiot unter lauter Idioten zu sein, die "herrschenden Blödheiten" nur amüsiert zur Kenntnis nimmt, wie es das - erst auf Seite 280 unter V zu findende - Vorwort suggeriert, nimmt man ihm nicht ab. Mehr glaubt man seiner Litanei "Perpetuum mobile", die Pevny "mein tägliches kurzes Zwiegespräch" nennt: "Keep on Fighting! Keep on Swinging! Again and again! Du hast keine andere Wahl. Don't stop. Go on. Bis ans Ende deiner Tage." So gesehen: doch ein Buch mit Botschaft.

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Wilhelm Pevny: "Planet der Idioten. Handbuch für den Alltag", Verlag Bibliothek der Provinz, 312 Seiten, 26 Euro)

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