Die Künstlerinnen Antonia Riederer und Marie Ruprecht‑Wimmer haben im September vorigen Jahres ein Artist‑in‑Residence‑Projekt im Schloss Weinberg absolviert, das nun in der Schlossgalerie zu besichtigen ist.
Wie kam es zu diesem Atelieraufenthalt im Schloss Weinberg?
ANTONIA RIEDERER: Es handelt sich um ein Stipendium der Kunstsammlung Oberösterreich, und da ich mit Marie Ruprecht‑Wimmer schon seit Jahren zusammenarbeite, wurden wir gleich im Doppelpack genommen.
Wie muss man sich das vorstellen – eine kleine, zugige Klause wie beim armen Poeten von Spitzweg?
(Lacht) Nein, nein. Im Schloss befindet sich ein schönes Bildungshaus, in dem wir gewohnt haben, und die Ateliers waren in den wunderbar renovierten Räumen des Nordtrakts untergebracht – in geschichtsträchtiger Umgebung.
Hatten Sie thematische Vorgaben oder konnten Sie Ihrer Kreativität frei entfalten?
Wir hatten völlig freie Hand und haben zuerst einen ganzen Tag damit verbracht, das Schloss zu erforschen und Vorlagen für meine Bilder zu finden.
Was hat Sie an Ihrer Werkserie besonders beeindruckt?
Die umfangreiche Ahnengalerie mit Dutzenden von Porträts war für mich, die ich Köpfe liebe, natürlich ein Füllhorn. Inmitten dieser Adeligen, die einem ständig über die Schulter schauen, fühlt man sich geradezu zurückversetzt in Renaissance und Barock – aufregend und ein bisschen spooky. Die alten Böden knarzen bei jedem Schritt, die Ahnen scheinen fast aus den Gemälden herauszutreten … Also, allein spürt man dort eine sehr intensive Atmosphäre.
Wie war nun die Bilanz Ihrer malerischen Betrachtungen?
Durch Ahnenporträts, aufwendigen Stuck mit faszinierender Plastizität, Kachelöfen und kunstvolle Schmiedearbeiten waren Motive zuhauf gegeben. Das zentrale Thema meiner Arbeit ist Farbe in allen Facetten, und so habe ich mich darauf konzentriert, bei Verzierungen und Figuren aus Stuck und Metall durch Farbigkeit eine stärkere Sichtbarkeit und Verstärkung der eleganten Linienführung zu entwickeln. Dadurch entstanden neue Strukturen und farbbetonte Organismen.
Die Porträts waren also die größte Herausforderung?
Natürlich! Gesichter, Körper und Posen sind immer spannend. Ich habe die ältere Bildebene „in meinen Pinsel eingetaucht“. Meine Intention war, durch das Aufbrechen der starren Vorgaben mit Leichtigkeit und Schwung moderne, aber dennoch wiedererkennbare Interpretationen zu schaffen. Alle meine Bilder im Schloss sollen Frische und Leben symbolisieren – Luftigkeit in alten Gewölben.
Was hat Sie im Schloss am meisten fasziniert?
Ein Porträt der kindlich jungen Gräfin von Sarnerberg, die mit einem wesentlich älteren Mann verheiratet wurde. Sie selbst hat dieses Bild in Auftrag gegeben, auf dem sie eine Kette in den Händen hält: Symbol für Gefangensein und Zwang jener Zeit. Ihr Mut und dieser Blick haben mich beeindruckt und das habe ich in meiner Interpretation gezeigt – die Frau schwebt nun ein wenig über dem Bild, als malerische Fluchtidee aus einer repressiven Ära.
Autor: Gerald Polzer
INFO
Doppelausstellung von Antonia Riederer und Marie Ruprecht-Wimmer
Schlossgalerie Weinberg, Weinberg 1,
4292 Kefermarkt
Noch bis zum 26. Oktober 2025
Samstag und Sonntag
13–18 Uhr und nach Vereinbarung – Eintritt frei.