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Welt Aids-Tag - Aids Hilfe warnt vor Rückschritten

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Im magnus* Ambulatorium soll niederschwellig getestet werden
©APA, dpa, Sebastian Gollnow
Anlässlich des Welt-Aids-Tags am ersten Dezember warnt die Aids Hilfe Wien vor Rückschritten in der Bekämpfung der Krankheit. Laut dem Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) ist das Ziel, Aids bis 2030 weltweit zu beenden, ohne rasche Stabilisierung internationaler Mittel gefährdet. Auch in Österreich würden an HIV erkrankte Menschen weiterhin stigmatisiert werden. Einen Fokus legen will die Aids Hilfe auf sexuelle Gesundheit im Alter.

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Weltweit leben laut UNAIDS knapp 40 Millionen Menschen mit HIV. Allein 2023 kamen etwa 1,3 Millionen Neuinfektionen hinzu. Der globale Kampf gegen HIV stehe derzeit an einem Wendepunkt: Durch geopolitische Spannungen und den Rückzug der USA unter Präsident Donald Trump fehlen zentrale Finanzierungsbeiträge, so die Aids Hilfe in einer Presseunterlage.

UNAIDS warnt eindrücklich: Ohne eine rasche Stabilisierung der Mittel drohe ein massiver Rückschlag im Kampf gegen die Pandemie. Bis 2029 könnten weltweit bis zu neun Millionen neue HIV-Infektionen, über sechs Millionen Todesfälle und rund 3,5 Millionen Aids-Waisen entstehen - Entwicklungen, die bei ausreichender internationaler Finanzierung und angesichts heutiger medizinischer Möglichkeiten vermeidbar wären.

Zusätzlich steht das UNO-Programm gegen HIV/Aids selbst unter Druck: Die UNO-80-Initiative sieht vor, dass UNAIDS bereits Ende 2026 auslaufen könnte. Grund dafür sind schrumpfende Budgets und ausfallende Beiträge mehrerer Mitgliedsstaaten - allen voran der USA. Grund zur Sorge für Mirijam Hall, Vorsitzende der Aids Hilfe Wien: "Die Fortschritte der letzten Jahrzehnte sind nicht in Stein gemeißelt. Die Welt darf jetzt nicht nachlassen - Solidarität, Aufklärung und der Schutz der Rechte aller Betroffenen sind entscheidend, um das Ziel 'Aids beenden bis 2030' zu erreichen."

Die Aids-Hilfen feiern 2025 ihr 40-jähriges Bestehen in Österreich. Die Herausforderungen sind heute selbstverständlich andere als 1985. Da HIV dank moderner Therapien längst kein Todesurteil mehr ist und Menschen mit Behandlung heute eine nahezu gleiche Lebenserwartung wie alle anderen haben, ist inzwischen mehr als die Hälfte der Menschen mit HIV über 50. Themen wie sexuelle Gesundheit im Alter und altersgerechte Präventionsarbeit gewinnen damit stark an Bedeutung, betont Hall. Eine Fachtagung am ersten Dezember wird sich diesem Thema widmen. Grundsätzlich leben ca. 9.000 HIV-positive Menschen in Österreich, ca. acht bis zehn Prozent laut Aids Hilfe noch nicht diagnostiziert.

Gleichzeitig zeigen steigende Zahlen anderer sexuell übertragbarer Infektionen, wie dringend Präventions-, Test- und Behandlungsangebote weiter ausgebaut werden müssen. Laut dem European Centre for Disease Prevention and Control stiegen die Gonorrhö-Fälle in der EU/EEA Region von 2022 auf 2023 um rund 31 Prozent, Syphilis-Meldungen nahmen um 13 Prozent zu. "Der weltweite Kampf gegen HIV steht auf der Kippe - nicht, weil uns das Wissen fehlt, sondern weil Finanzierungslücken und politische Rückschritte Menschenleben gefährden", warnt Hall.

Menschen mit HIV können unter wirksamer Therapie das Virus nicht weitergeben. Dennoch bestehen Stigmata, Vorurteile und Ausgrenzung fort. Das sei kein Zufall, so Hall: "Diskriminierung hängt eng mit politischen Entscheidungen und Finanzierungsstrukturen zusammen. Wenn internationale Programme gekürzt werden oder queere Organisationen weniger Unterstützung erhalten, verlieren Betroffene den Zugang zu Prävention, Beratung und Therapie. Das verschärft bestehende Ungleichheiten." In Österreich werden Menschen mit HIV etwa grundsätzlich von der Aufnahme in den Polizeidienst ausgeschlossen, wogegen die Aids Hilfe schon länger ankämpft. Erst vergangene Woche gab die Volksanwaltschaft einer Beschwerde der Aids Hilfe recht.

Ab Ende des ersten Quartals 2026 entsteht mit dem magnus* Ambulatorium für sexuelle Gesundheit in Wien ein zentraler Anlaufpunkt, an dem Diagnostik, Behandlung, Prävention und psychosoziale Unterstützung zusammengeführt werden sollen. "Wir verzeichnen seit Jahren einen deutlichen Anstieg bei HIV- und STI-Tests - parallel dazu steigen europaweit die STI-Zahlen. Das zeigt klar, wie groß der Bedarf an niederschwelligen Angeboten ist", betont Hall.

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