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"Ausschlaggebend sind oft die prekären Haftbedingungen. Nachträglich befragt geben viele Insassen, die sich selbst verletzt haben, an, dass es ihnen geholfen hätte, wenn sie jemand zum Reden gehabt hätten", berichtete Schwarz. Hohe Belegzahlen und zu wenig Personal seien Alltag im Strafvollzug. Das führe zu schlechten Versorgungsbedingungen, erschwerter Resozialisierung und steigenden Suizidzahlen.
Dass die meisten Suizidfälle im heurigen Jahr in der JA Josefstadt verzeichnet wurden, dürfte insofern nicht überraschen, als es sich dabei um das größte Gefängnis des Landes handelt, das mit Überbelag und personellen Engpässen kämpft. Im Strafvollzug müsse grundsätzlich "rasch etwas passieren, um die Zustände für Insassen und Personal zu verbessern. Hier geht es um Menschenleben", appellierte Schwarz.
Die versuchten und tatsächlichen Suizidfälle haben sich laut Volksanwaltschaft im Strafvollzug seit 2019 fast verfünffacht. "Während es 2019 insgesamt 13 Fälle gab, waren es im Vorjahr 60 Fälle. Diese Zahlen sollten uns alle alarmieren", gab Schwarz zu bedenken. Eine zweite Einschätzung des Suizidrisikos nach Haftantritt sei daher dringend geboten: "Seit Jahren fordere ich eine Verbesserung der Suizidprävention von Strafgefangenen. Dazu gehört eine zweite Einschätzung zum Suizidrisiko nach den ersten acht bis zwölf Wochen in Haft."
48 Empfehlungen hätte eine Expertengruppe unter Beteiligung der Volksanwaltschaft im Auftrag des Justizministeriums 2023 vorgelegt, um das Suizidrisiko in den Justizanstalten zu senken. "Es liegen genug Verbesserungsvorschläge auf dem Tisch. Passiert ist bis dato nichts", bedauerte Schwarz.
( S E R V I C E - Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at)