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Die Lage in dem Palästinensergebiet bleibe jedoch kritisch und die Not groß, teilte die Initiative "Integrated Food Security Phase Classification" (IPC) am Freitag in ihrem jüngsten Bericht mit. Grund für die Verbesserung sei der erleichterte Zugang für Lebensmittel-Lieferungen seit Beginn der Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas am 10. Oktober. Die IPC ist eine Initiative von UN- und Hilfsorganisationen zur Überwachung von Hungerkrisen. Sie hatte noch vor vier Monaten erklärt, dass 514.000 Menschen und damit fast ein Viertel der Bevölkerung im Gazastreifen von einer Hungersnot betroffen seien.
Den UN-Experten zufolge werden bis Mitte April voraussichtlich noch immer rund 1,6 Millionen Menschen in dem Palästinensergebiet von einer "krisenartigen" Ernährungsunsicherheit betroffen sein.Die Beobachtungsstelle warnte am Freitag zugleich vor der Gefahr eines Rückschlags. Bei einer Wiederaufnahme der Kämpfe und einem Stopp der Hilfslieferungen könnte im schlimmsten Fall der gesamte Gazastreifen bis Mitte April 2026 von einer Hungersnot bedroht sein. Von einer Hungersnot wird gesprochen, wenn mindestens 20 Prozent der Bevölkerung unter extremer Nahrungsmittelknappheit leiden, jedes dritte Kind akut unterernährt ist und täglich zwei von 10.000 Menschen an Hunger oder den Folgen von Mangelernährung sterben.
Obwohl keine Hungersnot mehr klassifiziert wird, leiden dem IPC-Bericht zufolge immer noch mehr als 100.000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen, die als extremer Nahrungsmangel mit deutlich erhöhtem Risiko für akute Unterernährung und Tod beschrieben werden. Ärzte vor Ort berichten von weiterhin weit verbreiteter Mangelernährung.
Auch der Leiter des Welternährungsprogramms (WFP) in der Region, Antoine Renard, sprach von Anzeichen einer Verbesserung. "Dass der größte Teil der Bevölkerung zwei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen kann, ist ein klares Zeichen dafür, dass wir eine leichte Trendwende erleben", sagte er am Donnerstag. Es sei jedoch ein "ständiger Kampf", einen reibungslosen Zugang für Hilfslieferungen sicherzustellen. Vertreter anderer Hilfsorganisationen wiesen zudem darauf hin, dass hohe Lebensmittelpreise und ein Mangel an nährstoffreicher Nahrung die Genesung der Menschen von Mangelernährung erschwerten.
Israel kontrolliert den Zugang zum Gazastreifen. Die für die Koordinierung von Hilfslieferungen zuständige israelische Militärbehörde Cogat teilte mit, seit Beginn der Waffenruhe seien täglich 600 bis 800 Lastwagen in das Gebiet gelangt. Davon machten Lebensmittel 70 Prozent der Lieferungen aus. Die im Gazastreifen herrschende Hamas bestreitet diese Zahlen. Es seien weitaus weniger Lkw mit Hilfsgütern gewesen. Hilfsorganisationen haben Israel wiederholt vorgeworfen, die Einfuhr notwendiger Güter zu blockieren, was die Regierung in Jerusalem zurückweist.
Die deutsche Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger beklagte, dass der Hunger im Gazastreifen trotz des Waffenstillstands und leicht verbesserten Zugangs zu humanitärer Hilfe "allgegenwärtig" bleibe. "75 Prozent der Bevölkerung leidet unter akutem Hunger, der Rest kämpft mit chronischer Nahrungsmittelknappheit", erklärte die Organisation. Zerstörtes Ackerland und hohe Preise erschwerten die Versorgung. "Eine Schachtel Eier kostet bis zu 26 Euro, während 80 Prozent der Familien ihre Haupteinnahmequelle verloren haben", beklagte Aktioon gegen den Hunger.
Extreme Wetterbedingungen und beschädigte Infrastruktur verschlimmern demnach die Situation. Kämpfer der radikalislamischen Hamas und verbündeter Milizen hatten im Oktober 20223 Israel überfallen, mehr als 1200 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. In dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen wurden nach Hamas-Angaben mehr als 70.100 Menschen getötet.
Im August hatte die UNO für Teile des Gazastreifens offiziell eine Hungersnot erklärt. Eine Hungersnot gilt laut IPC-Kriterien, wenn von 10.000 Menschen täglich mindestens zwei aufgrund von Hunger oder durch Unterernährung verursachte Krankheiten sterben, wenn mindestens 30 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren akut unterernährt sind und ein Fünftel aller Haushalte an extremem Lebensmittelmangel leidet.
Im Oktober war eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas in Kraft getreten. Seitdem wurden die Beschränkungen für Hilfslieferungen gelockert, nach UN-Angaben treffen Hilfsgüter aber weiterhin nicht in ausreichendem Maß ein.






