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Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) blickte im Rahmen einer Pressekonferenz im Landhaus auf die "dunkelsten Stunden in der jüngsten Geschichte unseres Landes" zurück. Fünf Personen kamen ums Leben, 131.000 Einsatzkräfte rückten aus. Nach dem Hochwasser wurde eine Arbeitsgruppe um Universitätsprofessor Friedrich Zibuschka mit der Aufarbeitung des Geschehens beauftragt. Der entsprechende Expertenbericht liegt nun vor und dient Mikl-Leitner zufolge als "Handlungsanleitung" für das künftige Vorgehen. Die Umsetzung soll "Schritt für Schritt" vorgenommen werden.
Vorgesehen sind im Expertenbericht neben dem weiteren Ausbau des Hochwasserschutzes auch mehr Raum für die Flüsse - Stichwort Retentionsflächen - sowie weitere Anpassungen bei Raum- und Bauordnung. Entsprechend berücksichtigt werden soll hier beispielsweise das Hangwasser, kündigte Zibuschka an.
Weiters soll es zu einer Verbesserung der kritischen Kommunikationsinfrastruktur und auch zu einer Erhöhung der Ausfallsicherheit kommen. Maßnahmen gegen Hangwasser sind ebenfalls im Bericht enthalten, hinzu kommt die Anschaffung von Spezialgeräten für Sicherungs- und Pump-Tätigkeiten. Gewässerpflege und -instandhaltung sollen ausgebaut werden. Eine Stärkung und Professionalisierung wird es laut dem Konzept für die Wasserverbände geben, Bemessungsansätze für Hochwasserschutzanlagen und Schutzniveaus für kritische Infrastruktur werden evaluiert. In Sachen Trinkwasser soll es zu einer Erhöhung der Versorgungssicherheit kommen, so eine weitere Empfehlung.
Für Sonderkatastrophenschutzpläne in Gemeinden ist ein Ausbau vorgesehen, gleichzeitig will man aber auch auf mehr Eigenverantwortung und Risikobewusstsein in der Bevölkerung setzen. Ein Fokus gilt zudem dem Ausbau von Messnetz-Prognosesystemen. 60 Prognosepegel sind laut Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP) derzeit vorhanden, 30 weitere werden online gestellt.
Einen Einblick gab Pernkopf auch in die Abwicklung der Schadenszahlungen. 359 Millionen Euro an Hilfsgeldern wurden ausbezahlt, 23.000 entsprechende Anträge abgearbeitet. Hinsichtlich der Gesamtschadenssumme von 1,07 Milliarden wurden 90 Prozent oder 817 Millionen bei Privaten verzeichnet. Hinzu kamen Betriebe (acht Prozent) und die Landwirtschaft (zwei Prozent). Mit 335 Millionen Euro verbuchte der Bezirk St. Pölten den höchsten Schadenswert. Es folgten die Bezirke Tulln (220 Millionen) und Melk (90 Millionen).
Das unwetterbedingte Hochwasser vom September 2024 hat auch an der Infrastruktur vieler niederösterreichischer Gemeinden deutliche Spuren hinterlassen. Knapp 100 Millionen Euro an Schäden wurden gemeldet. 1.191 Fälle in 349 Gemeinden liegen vor, für die seitens der Landesregierung am Dienstag eine Vorauszahlung von 23,7 Millionen Euro beschlossen wurde, teilte der Landespressedienst mit. In Summe werden 50 Prozent aus dem Katastrophenfonds ersetzt.
Die bereitgestellten 23,714.790 Euro entsprächen 25 Prozent der bisher gemeldeten Schadenssumme, erläuterte Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP). Nach Vorlegen der Rechnungen werde auch der zweite Teil ausbezahlt.
Als "sehr gut aufgestellt" bezeichnete indes Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner in einer Rückschau das Netz an Einsatzkräften. Das "Gesamtpaket" der Feuerwehr in Österreich - basierend auf Freiwilligkeit - sei ein "besonderes System", die Schlagkraft "weltweit einzigartig".