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"HPV-bedingte Erkrankungen - allen voran Gebärmutterhalskrebs neben fünf anderen Krebsarten - sind vermeidbar. Wir wissen, was zu tun ist. Was fehlt, ist ein verbindlicher, österreichweiter Aktionsplan", sagte der Gynäkologe Elmar Joura. Das Weißbuch sei ein erster, konkreter Schritt: "Wir haben einige Maßnahmen identifiziert, die sofort und koordiniert umsetzbar sind", betonte der wissenschaftliche Leiter des präsentierten Weißbuchs laut der Aussendung zu der Veranstaltung.
Gefordert werden unter anderem ein Einladungssystem zur Impfung, der Ausbau oder die Reaktivierung von Schulimpfungen durch Schulärzte, mehr Impforte in Arbeitsstätten, bessere Dateninstrumente wie den e-Impfpass, ein strukturiertes HPV-Screeningprogramm und ein jährlicher HPV-Report. "Wir wissen, wo wir hinwollen. Jetzt geht es darum, aus den Erfahrungen zu lernen und die Empfehlungen der Expertinnen und Experten aufzunehmen", versicherte Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium.
Bei der Impfrate gibt es große regionale Unterschiede. "Wenn wir niederschwellig impfen und aktiv einladen, steigen die Raten. So haben wir in Wien durch Schulimpfungen und das öffentliche Impfangebot sowie kooperierende Stakeholder eine Durchimpfungsrate von über 80 Prozent bei Mädchen im Alter von 14 Jahren erreicht. Bei den Buben befinden wir uns derzeit noch bei knappen 70 Prozent", sagte die Landessanitätsdirektorin der Stadt Wien, Ursula Karnthaler. Diese Quoten wolle die Bundeshauptstadt in den kommenden Jahren noch steigern.
Während Wien bei den 14-Jährigen beider Geschlechter insgesamt 76 Prozent Durchimpfungsrate erreicht und es österreichweit 52 Prozent sind, hinken Salzburg mit 29 Prozent sowie Nieder- und Oberösterreich mit 40 beziehungsweise 44 Prozent am meisten hinterher. Das geht aus dem Online-HPV-Cockpit des Impfstoffherstellers Merck Sharp & Dohme (MSD) hervor. Besonders beim Thema Impfung sei es entscheidend, Vertrauen aufzubauen und zielgruppengerecht zu kommunizieren, empfahl Anita Rieder, Vizerektorin und Leiterin des Zentrums für Public Health der MedUni Wien.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bis zum Jahr 2030 das Ziel ausgegeben, dass 90 Prozent aller Mädchen bis zum Alter von 15 Jahren gegen HPV geimpft sein sollen. Die Impfung ist aber auch für Buben wichtig, sie schützt vor Krebs am Penis sowie bei beiden Geschlechtern vor Krebs am After oder im Mundraum und vor Genitalwarzen. Frauen und Männer infizieren sich zudem gleich häufig mit HPV - rund 80 Prozent aller Menschen sind im Lauf ihres Lebens betroffen.
Die Immunisierung ist laut österreichischem Impfplan zwischen dem vollendeten neunten und zwölften Lebensjahr empfohlen und vorerst ebenfalls kostenlos bis zu einem Alter von 30 Jahren als Nachholimpfung vorgesehen. Für Über-20-Jährige gilt das Angebot jedoch nur mehr bis Jahresende. Daher sollte, um auch die zweite Dosis im empfohlenen Abstand von sechs Monaten noch gratis zu bekommen, in den kommenden Tagen die erste Dosis bei Haus- oder Frauenarzt beziehungsweise -ärztin oder in anderen Impfstellen verabreicht werden.
( S E R V I C E - Infos und Impfangebote nach Bundesländern: https://impfen.gv.at/impfungen/hpv - HPV-Cockpit Österreich mit Durchimpfungsraten: https://go.apa.at/8a7q2CgI - Download Weißbuch: https://l.ead.me/HPV-Weissbuch )