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Um die Qualitätsjournalismusförderung, die mit 20 Millionen Euro pro Jahr dotiert ist, und von der letzten Bundesregierung beschlossen wurde, hat es bereits in jüngster Vergangenheit einiges an Wirbel gegeben. Für die Vergabe der Mittel ist nach aktuellem Gesetz etwa die Anzahl von Journalistinnen und Journalisten oder von Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten ausschlaggebend. Die Kriterien hat unter anderen das umstrittene Online-Boulevardmedium "Exxpress" erfüllt und somit eine Förderung erhalten.
Generell könne man darüber streiten, ob eine Förderung jedes Mediums unter dem Schlagwort Vielfalt angebracht ist. "Meiner Ansicht nach ist das, gerade in Zeiten des Sparens, nicht die Aufgabe des Staates, vielmehr sollte man zielgerichtet und treffsicherer fördern. Es ist jetzt die Aufgabe des Medienministers Andreas Babler, dieses Gesetz in Ordnung zu bringen", sagte Josef Trappel, der den Fachbereich Kommunikationswissenschaft an der Uni Salzburg leitet, bei der Diskussionsveranstaltung zum Thema "Fakten, Filter, Follower: Was sagt die Wissenschaft zur Entwicklung im Journalismus?", veranstaltet vom Wissenschaftsministerium.
Das Problem für den Experten: Im Gesetz fehlt eine Definition der Grundsätze des Journalismus als Qualitätskriterien für die rechtssichere Umsetzung - "eine zugegebenermaßen extrem schwierige Aufgabe", so Trappel. Zudem müsse geklärt werden, wer diese Kriterien danach kontrollieren darf.
Eine weitere Option zur Qualitätssicherung sei die Verpflichtung zu einem jährlichen Stundensatz von Fort- und Weiterbildungen. "Unter anderem ist das für Ärzte oder Steuerberater so geregelt, warum nicht für Journalisten?", fragte Nikolaus Koller, Geschäftsführer der Österreichischen Medienakademie. Gerade bei digitalen Tools wie etwa der Künstlichen Intelligenz (KI) gebe es in den Redaktionen Aufholbedarf.
Auch der öffentliche Rundfunk ist überall dort, wo es ihn gibt, "ein ganz wichtiges Regulativ für den Qualitätsjournalismus", ergänzte Trappel. "Denn alle anderen Medien in einem solchen Markt müssen sich zwangsweise an den Qualitätsstandards des öffentlichen Rundfunks orientieren."
Die KI bzw. große Sprachmodelle (LLMs) werden im Alltag ihrer Redaktion schon genutzt, erzählte Katharina Schmidt, Chefredakteurin der Wiener Zeitung. Sie kommen, wie in anderen Redaktionen auch, nur nach klaren Richtlinien wie der Prüfung von KI-generierten Inhalten durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ("human-in-the-loop") und mit einer deutlichen Kennzeichnung zum Einsatz.
Viele Nutzerinnen und Nutzer würden schon regelmäßig mit einem KI-Chatbot im Austausch stehen und diesen nach für sie relevanten Nachrichten fragen, entgegnete Phoebe Maares, Medienforscherin an der Universität Wien. "Der Journalismus sollte dazu eigentlich einen Gegenpol bilden. Nun gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass gekennzeichnete KI-generierte Inhalte eher zu einem Vertrauensverlust führen - frei nach dem Motto: Das kann mein Chatbot auch", so Maares.
Auch Trappel mahnte zur Vorsicht im Umgang mit Sprachmodellen: Einen weiteren Vertrauensverlust könne sich die Branche nicht leisten, weil sich dieser negativ auf die Zahlungsbereitschaft der Konsumentinnen und Konsumenten auswirken würde - "und dann haben wir den Scherbenhaufen", sagte er.
++ THEMENBILD ++ Illustration zum Thema "Medien / Zeitung / Lesen / Analog / Digital / Information" - Eine Brille liegt auf einem Stapel Zeitungen, aufgenommen am Dienstag, 15. April 2025.
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/BMFWF
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/BMFWF