News Logo
ABO

Evaluierung von Planstellen-Zahl im Strafvollzug gefordert

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
4 min
Auch im neuen Wiener Jugendgefängnis fehle es an Personal
©APA, BMJ
Norbert Dürnberger, Vorsitzender der GÖD-Justizwachegewerkschaft, hat am Montag im Ö1-Morgenjournal den Personalmangel im Strafvollzug kritisiert. Österreichweit seien seiner Einschätzung nach "mindestens 300 Planstellen" notwendig, sagte er zu Ö1. Auch Volksanwältin Gabriela Schwarz machte auf den Personalmangel in Justizanstalten aufmerksam. Sie forderte gegenüber der APA eine Evaluierung, ob das derzeitige Kontingent an Planstellen den aktuellen Anforderungen entspricht.

von

Die Planstellen seien "nicht einmal auf dem Papier besetzt", hieß es am Montag von Schwarz in einem Statement zur APA. Dazu kommen Langzeitkrankenstände und Karenzen, auch eine Pensionierungswelle sei absehbar. Dies bedeute einen Mangel von Fachkräften in Bereichen wie Justizwache, Psychiatrie, Sozialarbeit und Ergotherapie. "Österreichs Haftanstalten sind auf 8.800 Häftlinge ausgelegt. Derzeit gibt es aber mehr als 9.600", sagte Schwarz. "Angesichts des Überbelags wäre es dringend notwendig, zu evaluieren, ob das Kontingent an Planstellen, das vor Jahren unter anderen Umständen festgesetzt wurde, den aktuellen Anforderungen entspricht", so die Volksanwältin. "Aus meiner Sicht ist die Rechnung einfach: Wenn die Zahl der Inhaftierten steigt, muss auch die Zahl an Planstellen steigen, um einen geordneten Strafvollzug bestmöglich zu gewährleisten."

Seit dem Jahr 2023 beschäftige sich eine Arbeitsgruppe im Justizministerium mit der "Attraktivierung einer Tätigkeit im Straf- und Maßnahmenvollzug - Verbesserung der Personalsituation in der Justizwache und den anderen Berufsgruppen", hieß es von der Volksanwaltschaft weiter. Auf Nachfrage der Volksanwaltschaft im Februar dieses Jahres zum Status quo sei vor wenigen Tagen ein Termin für Herbst 2025 avisiert worden.

Trotz der schwierigen Budgetsituation brauche es jetzt ein Bekenntnis zu weiteren Planstellen, forderte Dürnberger im Morgenjournal. Denn bis die Entlastung in den Justizanstalten ankomme, dauere es bis 2027 oder 2028. Auch im neuen Wiener Jugendgefängnis fehle Personal. In der Justizanstalt Münnichplatz in Wien-Simmering seien nach wie vor nicht alle Planstellen besetzt, die notwendig sind, um den Vollbetrieb zu gewährleisten, kritisierte Dürnberger. Man hätte zu einem Zeitpunkt, zu dem der neue Standort bereits bekannt gewesen sei, einen eigenen Ausbildungskurs für das Jugendgefängnis beginnen können, "dann hätte man jetzt wahrscheinlich auch junge Berufsanfänger dort zur Verfügung, die man dort dringend benötigen würde", nannte er als Beispiel. Das hätte man verabsäumt.

Das neue Wiener Jugendgefängnis am Münnichplatz soll im Herbst in Vollbetrieb gehen. Für 72 Häftlinge gibt es dann Platz. Neben 60 Exekutivbediensteten sollen auch Fachleute aus den Bereichen Pädagogik, Psychologie und Sozialarbeit geben. Die Leitung des Pädagogischen Dienstes sei besetzt, eine Leitung für den Sozialen Dienst derzeit ausgeschrieben, hieß es im Juli in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage durch Justizministerin Anna Sporrer (SPÖ). Hinsichtlich der Leitung des Psychologischen Dienstes werde es zu einer "geplanten Verschiebung der Planstelle aus einer anderen Dienststelle kommen".

Laut Volksanwaltschaft seien im Zuge der Planung der JA Münnichplatz von der Generaldirektion bei einem Belag von 60 bis 65 Insassen 80 Planstellen veranschlagt, davon 50 Exekutivbeamte. "Laut unseren Informationen sind noch etliche Posten unbesetzt", so Schwarz zur APA. "Abgesehen davon sind 80 Planstellen das absolute Mindestmaß, mit dem eine gute Betreuung der Jugendlichen in der Justizanstalt Münnichplatz funktionieren kann."

Das neue Wiener Jugendgefängnis war im Frühjahr zudem in die Schlagzeilen gekommen, nachdem bei laufendem Betrieb größere Bauarbeiten anstanden und externe Personen versucht hatten, Inhaftierte zu kontaktieren. Die Mängel sollen im Laufe des Sommers behoben werden, hieß es in der Beantwortung der parlamentarischen Anfrage.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER