von
In einem Bericht der ARGE Streuobst Österreich ist davon die Rede, dass der nationale Bestand an Streuobstbäumen von 35 Millionen um das Jahr 1930 auf rund 4,2 Millionen im Jahr 2020 zurückging. Mit dem Rückgang der Streuobstwiesen würde "nicht nur ein traditioneller und kultureller Erfahrungsraum für den Menschen, sondern auch ein ökologisch wertvoller Lebensraum für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten" schwinden.
Die Biodiversität ist weltweit stark gefährdet. Dabei ist die biologische Vielfalt auch für das Überleben der Menschheit essenziell, denn nur intakte Ökosysteme können Leistungen wie Nahrung oder sauberes Wasser liefern.
Charakteristisch für Streuobstwiesen sind die hochstämmigen Obstbäume verschiedener Altersstufen in einer großen Obstarten- und Obstsortenvielfalt. Die Bäume stehen verstreut in Gruppen, Reihen oder unregelmäßigen Abständen. Der Unterwuchs von Streuobstwiesen wird extensiv bewirtschaftet und bietet dadurch einen arten- und blütenreichen Lebensraum für viele Tiere.
Zusätzlich zeichnet sich eine gut strukturierte Streuobstwiese durch Reisig- oder Steinhaufen mit totem Gehölz aus. Das bietet heimischen Wildtieren, wie dem Igel oder der Eidechse, Unterschlupf. "Die trockenen Äste dienen großen Insekten als Startplattform", erklärt die Expertin auf dem Gebiet der Obstbaukunde, Pomologin Katharina Varadi-Dianat, in einem Gespräch mit der APA. Mit Strauchschnitt und Gartenabfällen könnte eine Benjeshecke angelegt werden.
Varadi-Dianat führt den Rückgang der Streuobstbestände auf den etwas höheren Pflegeaufwand zurück: "Intensivobstanlagen sind effizienter. Die Streuobstbäume werden zehn, teilweise sogar 15 Meter hoch. Da braucht man natürlich Leute für die Obsternte." Mittlerweile gehören Streuobstbäume nicht mehr vorwiegend zu Landwirtschaftsbetrieben, rund die Hälfte des Bestandes wird privat erhalten und gepflegt.
Zwei bis drei Mal im Jahr wird eine Streuobstwiese gemäht. Problematisch wird es, wenn die gesamte Wiese auf einmal gemäht wird: "Wenn an einem Schönwettertag alle mit den Traktoren ausfahren und hunderte Hektar gemäht werden, dann bleiben Insekten und Kleintiere ohne Nahrung und Lebensraum zurück", erklärt die Pomologin. Aus diesem Grund sollte das Grünland auf Streuobstwiesen abschnittsweise gemäht werden.
LUSTENAU - ÖSTERREICH: FOTO: APA/ANGELIKA GRABHER-HOLLENSTEIN