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Buch: Wie Österreich die Juden vergessen wollte

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Hellmut Butterweck über den „Ungeist der Stunde null“ nach dem Zweiten Weltkrieg, der wohl bis heute nachwirkt. Politik und Medien verschwiegen die jüdischen KZ-Opfer systematisch.

Für heutige Generationen mag klar sein, wer gemeint ist, wenn von den in Konzentrationslagern der Nazis ermordeten Menschen die Rede ist: überwiegend waren es Jüdinnen und Juden, die hier umkamen. Sechs Millionen starben im Holocaust.

Der Journalist und Autor Hellmut Butterweck weist allerdings in seinem lesenswerten Buch „Der Ungeist der Stunde null. Wie Österreich säte, was es heute hat“ (Verlag Bibliothek der Provinz, 24 Euro) penibel nach, wie Politik und Medien im Nachkriegs-Österreich alles daran setzen, zu verschweigen und zu verdrängen, wer hier ermordet wurde. Die Schuldfrage hatten viele für sich ohnehin rasch geklärt: Niemand wollte es gewesen sein.

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 © Verlag Bibliothek der Provinz

Die Urheberschaft der Verbrechen wurde rasch allein den Deutschen zugeschoben. Und wohl aus Gehorsam den russischen Befreiern gegenüber verstand man unter Kriegsopfern zunächst einmal jene Russen, die im Krieg umgekommen waren. Danach kamen politische Häftlinge und Widerstandskämpfer – in dieser Wahrnehmung mehr, als es in Österreich wohl gab. Mehr noch: Butterweck zitiert einen Kommentar aus das Neue Österreich, in dem der kommunistische Chefredakteur Ernst Fischer behauptet, Juden seien nicht mit dem Viehwagon, sondern erste Klasse gereist – in den Tod im KZ.

Österreichs Politiker der ersten Stunden standen dem um nichts nach: In Reden und Kommentaren stellte man sich als Opfer dar und zog über jene her, die den Krieg im Exil überstanden. Vertrieben, wohlgemerkt, und nur so dem Tod entronnen.

Ein Verdrängungswettbewerb, der den auch heute noch herrschenden Antisemitismus in diesem Land zum Teil erklären könnte.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 37/2025 erschienen.

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