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Der armenische Regierungschef war vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan eingeladen worden. Paschinjan und Erdogan wollten sich nach Angaben von Erdogans Büro um 17.00 Uhr MESZ in Istanbul im Dolmabahce-Palast treffen. Der armenische Parlamentssprecher Alen Simonjan nannte den Besuch "historisch". "Es wird das erste Mal sein, dass ein führender Politiker der Republik Armenien die Türkei auf dieser Ebene besucht", sagte Simonjan. Alle regionalen Angelegenheiten würden diskutiert, fügte er hinzu.
Das Verhältnis zwischen Armenien und der Türkei ist historisch extrem belastet. Ankara weigert sich bisher, die Massaker an Armeniern durch osmanische Truppen im Ersten Weltkrieg als Völkermord anzuerkennen. Anfang des Jahres kündigte Paschinjan an, Armenien werde seinen Einsatz für die internationale Anerkennung des Massakers 1915 als Völkermord einstellen - ein wichtiges Zugeständnis an die Türkei, das in Armenien auf breite Kritik stieß.
Armenien und Aserbaidschan hatten in den vergangenen Jahrzehnten zwei Kriege gegeneinander über die Kontrolle der Region Bergkarabach geführt. 2023 brachte Aserbaidschan, das von der Türkei unterstützt wurde, dann in einer großangelegten Militäroffensive die mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnte Region Bergkarabach unter seine Kontrolle. Der Militäreinsatz löste die Flucht der mehr als 100.000 armenischen Bewohner nach Armenien aus. Mitte März verkündeten Armenien und Aserbaidschan dann, sie hätten sich auf ein Friedensabkommen geeinigt, das aber noch nicht endgültig unterzeichnet ist.