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Vor rund einem Jahr wurde die gerichtsmedizinische Einrichtung an der Med Uni Graz der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie ist eine niederschwellige Anlaufstelle für Betroffene von Gewalt, um Verletzungen und Spuren der Gewalteinwirkung gerichtsverwertbar erheben und dokumentieren zu lassen.
"Die Beweissicherung ist ein zentraler Schritt in der Zurückdrängung von Gewalt an Frauen, die Gewaltambulanz bedeutet konkrete Hilfe, professionelle Spurensicherung und ein System, das den Frauen den Rücken stärkt", betonte Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) bei dem Pressegespräch in Graz. Die "Institution der Gerechtigkeit", wie Holzleitner sagte, sei mit dem Budget 2025 und 2026 abgesichert, "weil sie im Kampf gegen Gewalt an Frauen ganz dringend notwendig" sei.
Zwischen April 2024 und März 2025 wurden 237 klinisch-forensische Untersuchungen nach gerichtsmedizinisch-dachärztlichem Standard durchgeführt. Die betroffenen Personen waren zu 69 Prozent weiblich, auch Kinder und Jugendliche waren darunter. Das Alter der Betroffenen lag zwischen zwei Wochen und 73 Jahren. Am häufigsten wurden Verdachtsfälle der körperlichen Gewalt (66 Prozent) dokumentiert, hier waren zu 97 Prozent weibliche Personen betroffen. "Die Bilanz nach zwölf Monaten zeigt eindrucksvoll, wie notwendig und wirksam diese Arbeit ist", hob Justizministerin Anna Sporrer (SPÖ) hervor.
Auch Kinder können bei Verdacht auf Misshandlung oder -missbrauch untersucht werden. Die Betroffenen werden zugleich auch über weitere Angebote wie z. B. weiterführende Betreuung durch Opferhilfseinrichtungen sowie psychologische und rechtliche Beratung informiert. Prinzipiell stehe die Gewaltambulanz allen Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und finanzieller Situation kostenfrei zur Verfügung. Die erhobenen Daten werden für einen Zeitraum von zehn Jahren gesichert und die gesammelten Spuren aufbewahrt, um sie bei Bedarf abrufen zu können.
Vor allem in den ersten Stunden nach einem Vorfall können wertvolle Beweise gesichert werden, die später unwiderruflich verloren sind. Deswegen sollte eine Kontaktaufnahme mit der Gewaltambulanz möglichst ohne Verzögerung stattfinden. Davor ist eine telefonische Terminabsprache notwendig.
In der Steiermark wird in einem weiteren Schritt auch die Regionalisierung der Gewaltambulanz vorangetrieben: "Damit möglichst viele Frauen die Dienstleistungen der Gewaltambulanz in Anspruch nehmen können, planen wir eine telemedizinisch unterstützte Ambulanz am Standort Leoben einzurichten", schilderte Heinze. Das Projekt soll im Frühherbst starten.
(S E R V I C E - Die Ambulanz ist Dienstag bis Donnerstag von 8.00 bis 16.00 Uhr und von Freitag 8.00 Uhr bis Montag 16.00 Uhr durchgehend erreichbar für eine telefonische Terminabsprache unter 0043 664 8438241, Neue Stiftingtalstraße 6, 8010 Graz )