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"Was danach kommt": Anika Suck stellt ihr Romandebüt vor

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Aktualisiert
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3 min
Erster Roman von Anika Suck
©APA, David Dunst
Ein Augenblick der Unaufmerksamkeit, wie er im Straßenverkehr täglich unzählige Male vorkommt. Karmen ist spät dran für die Arbeit, hektisch auf Parkplatzsuche und versucht per Freisprechanlage ihre Mutter abzuwimmeln, die ihr zur Unzeit von der Krebserkrankung einer Bekannten berichtet. Plötzlich ein dumpfer Schlag an der Fahrzeugfront, und alles ist anders. Karmen hat ein vierjähriges Mädchen überfahren, das noch am Unfallort stirbt. So beginnt der Roman "Was danach kommt".

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Es ist das Romandebüt der 1997 in Wien geborenen Journalistin und Autorin Anika Suck, das am Dienstag erscheint und am 7. August beim Literaturfestival O-Töne im Wiener Museumsquartier präsentiert wird. Der Titel beschreibt, worum es ihr geht: Nicht das Ereignis selbst (das als "Tat" oder "Unfall" zu bezeichnen schon eine Beurteilung impliziert, die später vor Gericht intensiv diskutiert wird), sondern die Konsequenzen. Aber auch die Vorgeschichte. "Was danach kommt" ist genauso Psycho-Studie wie Gerichtssaaldrama. Was es freilich nicht einfacher zu lesen macht.

Karmen ist selbst Kindergärtnerin. Empathie mit dem Opfer oder Selbstzerfleischung ist aber kein Hauptthema, mit dem sich das Buch lange aufhält. Karmen ist eher eine Getriebene als eine Agierende. Sie wird Objekt der Medien und der Justiz. Dabei bekommt der Roman allerdings immer mehr Züge einer Groteske, bis er für einen überraschenden Schluss gänzlich den Boden der Wahrscheinlichkeit verlässt. Anders gesagt: Wie die Richterin und der Anwalt agieren, ist hoffentlich nur im Roman möglich. Das mediale Ausschlachten eines vermeintlichen Sensationsprozesses ist dagegen (leider) schon eher so wie beschrieben vorstellbar.

Karmen muss sich auch einer Gutachterin stellen. So entsteht ein facettenreicheres Bild einer Person, die wohl auch schon vor dem Unfall ziemlich aus der Bahn geworfen war und sich ihren eigenen, immer absurderen Obduktionsbericht vorstellt. "Im Vergleich zum vierjährigen Opfer der Fahrlässigkeit dieser Person lassen sich an der vorliegenden Leiche keine bereits vorhandenen äußeren Schäden feststellen, nur innere", heißt es dort. Und was die psychiatrische Gutachterin zusammenfassend konstatiert, vermittelt sich bei der Romanlektüre auch dem Leser: "Es ergibt sich daraus das Bild eines leidenden, wenn auch nicht klinisch abnormen Geistes."

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Anika Suck: "Was danach kommt", Kremayr & Scheriau, 248 Seiten, 25 Euro; O-Töne im Museumsquartier Wien, 7.8., 20 Uhr)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA / David Dunst/David Dunst

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