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Ein Klavierrecital ist fester Programmpunkt in jeder Saison. Heuer debütierte der mehrfach ausgezeichnete Pianist Lucas Debargue. Als 25-Jähriger schrammte er beim Tschaikowski Wettbewerb in Moskau knapp am Podest vorbei, zwei Jahre später wurde er beim Echo Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres ausgezeichnet.
Im Kaisersaal von Kremsmünster widmete sich der Künstler mit dem dreiteiligen Klavierwerk "Gaspard de la nuit" von Maurice Ravel nicht nur einem von Ravels bedeutendsten Werken. Der extrem virtuose Schlusssatz gilt als das schwierigste Solostück für Klavier überhaupt. Der Titel ist ein alter französischer Ausdruck für den Teufel. Der unglaublich packenden Interpretation voll Tempo und Kraft folgte jubelnder Beifall des Publikums. Zuvor hatte Debargue seine sagenhafte Meisterschaft bereits mit weiteren Werken von Maurice Ravel und von Gabriel Fauré, sowie einer von ihm komponierten Suite unter Beweis gestellt.
Vor 20 Jahren gründete der tschechische Cembalist und Dirigent Václav Luks das Collegium 1704, bestehend aus einem Collegium Vocale und einem instrumentalen Collegium. Beide Ensembles sind auf Alte Musik in historischer Aufführungspraxis spezialisiert. Bei ihrem Stiftskonzerte-Debüt zum Saisonabschluss im Marmorsaal von St. Florian konnte man sich von der hohen musikalischen Qualität der beiden Ensembles überzeugen. Auf das einleitende Stabat Mater à 10 von Domenico Scarlatti folgte eine Auswahl aus "Responsoria pro hebdomada sancta" des böhmischen Barockkomponisten Jan Dismas Zelenka. Seinem Schaffen widmet "Collegium 1704" ein Hauptaugenmerk.
Zwei Motetten von J. S. Bach rundeten das perfekt musizierte Schluss-Programm der Stiftskonzerte ab: "Komm Jesu, komm" ein Sterbelied, das von Dunkel und Schmerz zu Licht und tröstlicher Gewissheit führt, und abschließend die doppelchörige achtstimmige Vertonung des Jubels "Singet dem Herrn ein neues Lied" mit Texten aus dem 149. und 150. Psalm. Bewundernswerter Chorklang und stilistisch überzeugende Instrumentalbegleitung, detail-exakte Leitung durch Václav Luks, sorgten für ein Saisonfinale, das in Erinnerung bleibt.
Besondere Künstler-Debüts, außer jenen der beiden Schlusskonzerte, erlebte das Publikum heuer mit der Kremerata Baltica unter Mirga Grazinyte-Tyla. Dmitri Schostakowitschs Sinfonie Nr. 14 und Werke von Miecyslaw Weinberg bildeten dabei einen Höhepunkt dieser Saison. Mit der Stiftskirche Reichersberg und dem Konzert des Wiener philharmonischen Damensextetts "La Philharmonica" gab es zwei weitere Debüts. Christoph Koncz - Kandidat für die Poschner-Nachfolge in Linz - debütierte in St. Florian mit dem Bruckner Orchester Linz. Gewissermaßen ein Probedirigat, das überaus erfolgreich verlief.
Religiöse Orte im Spannungsfeld der Forschung sorgen an sich schon für ein einzigartiges Umfeld für Diskussionen. Dem hat eine Neuerung bei dem Kulturreigen Rechnung getragen: Erstmals präsentierten die Stiftskonzerte auch drei Gesprächs-Abende mit Wissenschafterinnen und Wissenschafter mit musikalischer Begleitung.
(Von Wolfgang Katzböck/APA)
(S E R V I C E - Oberösterreichische Stiftskonzerte in den Stiften St. Florian, Kremsmünster, Wilhering, Lambach, Schlierbach und Reichersberg, bis 27. Juli, u.a. mit Freiburger Barockorchester, Voces8, Lucas Debargue, Birgit Minichmayr; Programm und Karten unter http://www.stiftskonzerte.at)
LINZ - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Stiftskonzerte/Sermokas/Dovile Sermokas