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Queen-Meisteralbum "A Night At The Opera" wird 50

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Queen-Frontmann Freddie Mercury schuf vor 50 Jahren ein Meisterwerk
©JEAN-CLAUDE COUTAUSSE, AFP, APA
Mit "A Night At The Opera" schuf die britische Bandlegende Queen 1975 ein Album, das sowohl in kommerzieller als auch in technischer Hinsicht Maßstäbe setzte. Die zwölf Songs bescherten dem unter Druck stehenden Quartett nicht nur den Ausgangspunkt eines spektakulären Höhenflugs, sondern brachten mit "Bohemian Rhapsody" eine Komposition hervor, die alle Regeln musikalischer Gesetzmäßigkeit außer Kraft setzte.

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Queen hatten 1975 unter Trident bereits drei Alben zu Buche stehen, die sich mit zunehmendem Erfolg in den Charts etabliert hatten. Dennoch wurden die Vier noch immer mit 60 Pfund wöchentlichem Taschengeld abgespeist, während das Management den Fuhrpark auf Rolls-Royces umstellte. Hilfe von außen - Rechtsanwalt Jim Beach und Elton John-Manager John Reid - war nötig, um aus dem elendigen Vertrag herauszukommen. Reid: "Ich erledige das, macht ihr die bestmögliche Platte!"

Die Band war 1975 bereits vier Jahre auf dem Markt, hatte aber in der Heimat - bis auf eine treue Fanbase - und in Kontinentaleuropa noch nicht so richtig Fuß gefasst. Nahezu erschüttert wurden deshalb die Gemüter der vier Musiker, als bei ihrer ersten Japan-Tour eine Beatle-Mania-ähnliche Hysterie über sie hereinbrach. Entsprechend motiviert erwarteten sie zu Hause zumindest den wirtschaftlichen Durchbruch, das Management verweigerte aber unter Hinweis auf bereits getätigte Investitionen eine Verbesserung der finanziellen Situation.

Zudem präsentierten sich Queen live von Anfang an mit Prunk und Bombast, verausgabten sich dadurch finanziell weit über ihre Verhältnisse und waren somit - auch aufgrund der Marketingausgaben von Trident - ordentlich verschuldet. Alles oder nichts hieß es also vor Produktion des vierten Albums, das als "A Night At The Opera" am 21. November 1975 erschien und Band- und Rockgeschichte schreiben sollte. Aus gegebenem Anlass wurde sowohl das Album als auch "Bohemian Rhapsody" im Oktober in edlem Vinyl wieder aufgelegt.

Zumindest zu seiner Zeit galt der Longplayer mit Kosten von 40.000 Pfund (heute gut das Zehnfache) als teuerste Produktion aller Zeiten. Der Albumtitel ist Programm und geklaut von den Marx Brothers, die den gleichnamigen Film 40 Jahre davor veröffentlichten. Die zwölf Songs, die teilweise ohne Pause ineinander finden, entfalten das gesamte Spektrum der Band - von Pomp-Rock über soliden Pop zu Vaudeville und Ballade - mit dem Herzstück "Bohemian Rhapsody", Freddie Mercurys vielfach ausgezeichnetes Meisterwerk, das mit 5:55 Minuten Länge und ohne Refrain nicht nur sämtliche Formalismen für einen klassischen Single-Track über den Haufen warf, sondern auch zum allerersten Musikvideo-Clip der Geschichte führte.

Die Produktion fand in insgesamt sechs Studios statt, die Band musste für die Umsetzung ihrer musikalischen Visionen mit Producer Roy Thomas Baker neue Wege gehen, die in der damals noch rein analogen Technik gar nicht möglich waren. Zur Verdeutlichung des Aufwands: Waren in den 1970er-Jahren drei Wochen Albumproduktionszeit obligat, dauerte alleine die Herstellung des einminütigen Opernteils von "Bohemian Rhapsody" so lange.

Mit "A Night At The Opera" legten Queen ein "dramatisches, verschwenderisches, groteskes, überfrachtetes, konfuses, märchenhaftes, hinreißendes, oberflächliches, voll von sich selbst eingenommenes" Album vor, schreibt Musikjournalist Stephan Rehm Rozanes" in seiner Bandbiografie "The Show Must Go On" (Reclam). Und weiter: "Es sind 43 Minuten und 11 Sekunden der unterhaltsamsten Popmusik, die je aufgezeichnet wurden."

Der Hannibal Verlag veröffentlichte zum Jubiläum die deutsche Übersetzung des Anfang April erschienenen Prachtbands "50 Jahre Queen & A Night At The Opera" von US-Musikjournalistin Gillian G. Gaar. Man darf das getrost und ohne Bösartigkeit als Mogelpackung bezeichnen, ist doch der Überschrift tatsächlich nur rund die Hälfte des Buches gewidmet, dies dafür jedoch in einer nicht mehr steigerbaren Detailgenauigkeit.

In acht Kapiteln werden die Vorgeschichte zum Album, die Aufnahmesessions, die Seiten A und B im Detail, die anschließende Tour sowie die Nachwirkungen beleuchtet, reichhaltig illustriert durch Bildmaterial auf und abseits der Bühne und Ablichtungen seltener Memorabilia. Der Rest behandelt den Bandlebenslauf von Pre-Queen bis Post-Queen inklusive etlicher Biografien.

Der Queen-Kenner, der sich ohne Erwartung, etwas Neues zu erfahren, an die Lektüre macht, wird sich wohl bestätigt fühlen, aber dennoch viel Sympathie für die vielen Details und die liebevolle Aufbereitung des königlichen Kapitels aufbringen.

(Von Winfried Radl/APA)

(S E R V I C E - Gillian G. Gaar: "50 Jahre Queen & A Night At The Opera", Hannibal Verlag, 176 Seiten, 33 Euro, https://queenonline.com)

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