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Die Beatsteaks sind das, was man "eine Liveband" nennt: "Alles andere wäre auch Quatsch", so Scholz, der mit seinen Mitstreitern eine 50-minütige Powershow absolvierte. Sänger Arnim Teutoburg-Weiß war leicht "angeschlagen", was seine gewohnt spritzige Performance allerdings nicht beeinträchtigte. "Bis auf ein bisschen Sommergrippe geht es uns derzeit Bombe", sagte Scholz, der mit der Band unlängst das 30-jährige Bühnenjubiläum feierte. "Man muss total dankbar sein, dass die Leute sich immer noch bei uns vor die Bühne bewegen und schauen, was die alten Männer da machen", schmunzelte er.
Die Zusammenstellung des in Linz präsentierten Sets sei auf der Hand gelegen: "Wir schauen immer, wer da noch spielt. Wir haben uns gedacht, wenn da einmal am Tag jemand mal kurz richtig rummst, dann sind es wir. Da packt man natürlich die üblichen Verdächtigen aus und bringt die Songs, die rumms machen und immer gut ankommen." So gab es von "Let Me In" über "Hand in Hand" bis zum finalen "I Don't Care As Long As You Sing" volle Power, mal härter, mal beschwingter, immer frenetisch gefeiert - selbst im zweiten starken Regenguss des Tages ungebremst.
Einen gänzlich anderen Stil servierte Kenya Grace davor dem nach einem ersten Regenschauer herbeiströmenden Publikum: Ein Revival für House Music der 90er-Jahre, aufgefrischt mit Drums and Bass gefällig? Zumindest kann die Sängerin damit gerade in ihrer Heimat Großbritannien reüssieren. Eigentlich gelingt der 27-Jährigen die Balance zwischen Dancefloor und intelligentem Songwriting wunderbar. In Linz erwies sich die Performance überraschend blutleer, die Sängerin verschwand im schwarzen Outfit vor schwarzem Bühnenhintergrund förmlich, die mit elektronischen Beats und hoher, verträumter Stimme vorgetragenen Beiträge plätscherten mitunter dahin. "Ich hab gar nicht mitbekommen, wann ein Song begonnen und der andere fertig war", raunte eine Besucherin. Vielleicht muss man Kenya Grace besser in einem Club erleben.
Nicht zum ersten Mal gastierte das Lumpenpack in Linz, aber als Premiere auf Festivalniveau. "Es ist sehr schön, wieder hierher zu kommen", sagte Sänger Maximilian Kennel im APA-Interview. "Wir sind erstmals vor zehn Jahren in Linz aufgetreten und haben die wunderschöne Donaulände bereist." Sein Gesangspartner Jonas Frömming ergänzte: "Leberkas Pepi und so, haben wir alles mitgemacht!"
Der Sound der Formation sei über die Jahre "ein bisschen gradliniger" geworden, da das Duo zu einem Quintett gewachsen ist. Beim Lido paarte die Formation mit Verve Wortgewandtheit - die Texte kritisch wie auch mit Augenzwinkern - mit Funpunk-Attitüde und eingängigem Deutschpoprock. "Niederschwellig", bezeichnete Kennel diese Mischung - da hat er wohl recht, wie die Reaktionen des Publikums am Nachmittag zeigten, das im über das Gelände ziehenden Regen tanzte. Wichtig ist dem Lumpenpack eine klare Positionierung: "Man kann derzeit gar nicht unpolitisch sein. Es wäre uns auch lieber, nur Quatschlieder zu schreiben. Aber das kann man sich gerade nicht leisten."
Auch Betterov hatte knackige Klänge mitgebracht und noch die Sonne auf seiner Seite. Der Sänger und Gitarrist versorgte gemeinsam mit seiner Band das Publikum - zu diesem Zeitpunkt war zumindest der Bereich vor der Bühne (front of stage) ordentlich gefüllt - mit launigem Indie-Gitarrenrock der alten Schule. Der durfte auch mal punkiger daherkommen, wenn der 31-Jährige, dessen Künstlername von einer Figur in der Serie "Die Olsenbande" inspiriert ist, herausschrie, welche Dramen sich in seinem Zimmer so abspielen. "Viertel vor Irgendwas", das Titelstück seiner EP von 2020 präsentierte sich wiederum mit einem breiten, fetten Gitarrensound.
Begonnen hatte der Tag mit dem Schmusechor, der ein vibrierendes "Grande Amore" über das Gelände des Urfahranermarktes schickte. Anschließend kämpfte Dottie Andersson mit Hitze und Technik, überzeugte aber diejenigen wenigen, die schon früh gekommen waren, mit melancholischem Pop - mal "echt poppig", wie sie zur APA sagt, mal mit einem Gefühl, "sich in einem sumpfigen Wald zu befinden".
(S E R V I C E - www.lidosounds.com)