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Justice legten nach einem Intro mit "Genesis" los, zunächst dominierte gleißendes weißes Licht, mit Fortdauer des Sets wurde es farbenprächtiger, Lichtsäulen schossen in den Himmel, bewegliche Balken mit Spots und Leuchtflächen schwebten über den Köpfen der DJs Gaspard Augé und Xavier de Rosnay herab, die stoisch an den Turntables drehten und unterschiedliche Atmosphären von Technodisco-Feeling bis meditativen Parts hervorzauberten. Auch der Bühnenhintergrund als Mega-Leuchtfläche und die beiden seitlich der Bühnen angebrachten Videowalls wurden in die stilvolle Inszenierung eingebaut. Jene Tanzwütigen, die bis zum Schluss geblieben sind, bekamen mit einem fett aufgemotzten "D.A.N.C.E." noch einmal die volle Dröhnung.
Sie sind bereits am Coachella und in Glastonbury aufgetreten, waren zu Gast bei Jimmy Fallon - und quasi als Anheizer für Justice nun auch erstmals in Österreich. Ca7riel & Paco Amoroso warfen in Linz die Stilmischmaschine an, schütteten Latin-Pop und -Jazz, Electronic, Trap, Hip-Hop und schräge Vocals hinein und rührten das kräftig um. Es war eine teils bizarre, hochmusikalische Darbietung mit Trash-Attitüde, die als chillige Lounge-Music ihren Anfang nahm. Da saßen die beiden Protagonisten noch auf Sesseln, die Band lieferte einen gepflegten Latin-Jazz-Soundteppich für Gesang, Deathmetal-Geschrei und Rap.
Aufgestanden, der Oberkörper Ca7riels der Bekleidung befreit und die Tattoos zur Schau gestellt (mit großem Sensenmotiv am Rücken), nahmen Performance und Rhythmen zunehmend Fahrt auf. Angetrieben von Drums, Percussions und elektronischen Beats, garniert mit Bläsern, ließen die Argentinier mit viel Macho-Gehabe das Publikum tanzen - Feuer, Laser, Rauch durften da nicht ausbleiben. Es war eine coole, durchaus theatralische Inszenierung und ein fetter, spannender Sound, gewürzt mit viel Ironie und einer Portion Wahnsinn. Auch eine Prise lateinamerikanischer Volksmusik durfte sein.
Davor war von Mittag bis in den Nachmittag hinein Schwitzen angesagt. Statt Regengüssen wie zum Auftakt gab es am Samstag Abkühlung aus Wasserschläuchen. Das musikalische Angebot blieb bunt. Indie-Rocker Fiio gab zum Start eine beeindruckende Kostprobe seines Schaffens. Selbstbewusst, kraftvoll, mit einem fetten Gitarrensound und mit charismatisch wienerischer Stimme präsentierte er seine Songs. Gänzlich andere Töne schlug BAC an. Der in Äthiopien geborene und in Villach aufgewachsene 19-Jährige begeisterte mit seinem "Schmuse-Rap", durchaus nicht abwertend gemeint, und entschleunigten Popsounds.
Mira Lu Kovacs stellte ihr vorwiegend ruhiges Solo-Album "Please, Save Yourself" vor. Wie die Burgenländerin im APA-Gespräch betonte, hatte sie die Setlist den Gegebenheiten zwar etwas angepasst. Aber: "Es ist immer noch sad, trauriges Schwitzen ist das heute. Ich kann mich ja nicht verbiegen, nur weil Sommer, Strand, Donaulaune ist." Gut so: Kovacs zauberte mit ihrer Band intime Atmosphäre mit wunderschönen Liedern in den heißen Nachmittag.
Lokalmatadorin Uche Yara gab ihr erstes Heimspiel mit einer Band und ließ keinen Zweifel aufkommen, dass sie zu den spannendsten Shootingstars zählt: Stilistische Bausteine aus Rock, Electro, World und Pop fügte die Singer-Songwriterin, Multiinstrumentalistin und herausragende Sängerin, deren markante Stimme innerhalb eines Songs fließend variiert, zu einem aufregend frischen Sound zusammen. Ob an der Gitarre rockend oder zu Electro-Dance-Klängen ausgelassen tanzend, die Bühnenpräsenz der Künstlerin stach ebenso heraus wie ihre Songs.
Ebenfalls am Start waren zwei Bands aus Deutschland, die ordentlich Stimmung machten: Rosmarin mit Funk und Soul-Stimme sowie die Indie-Rocker Jeremias. Morgen geht das heurige Open Air an der Donaulände mit u.a. dem Rap-Block RAF Camora, Ski Aggu und Badmómzjay zu Ende.
(Von Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E - www.lidosounds.com)