von
Jergović taste in seinem erzählerischen Werk "mit großer Unbeirrbarkeit die Bruchlinien der Geschichte des Westbalkans ab", heißt es in der Begründung der Jury, der auch die österreichische ORF-Literaturchefin Katja Gasser angehört. "Ob in weit ausgreifenden Familienpanoramen, schrägen Roadmovies oder einem nachdenklichen Vaterporträt, stets bilden Kriegserfahrungen den Kern."
Die Belagerung Sarajevos steht im Mittelpunkt von "Das verrückte Herz", der zugleich einen Selbstkommentar zu seiner frühen Sammlung "Marlboro Sarajevo" darstellt. "Mal drastisch, mal unerbittlich, mal poetisch nimmt der Schriftsteller die Versehrungen der Individuen und die Verheerungen der Gesellschaft in den Blick. Mit seiner Hinwendung zu den unscheinbaren Details und Fragmenten leistet er ästhetischen Widerstand gegen die großen Vereinfachungen und die Gefahren des Nationalismus", lobt die Jury.
Jergović wurde 1966 in Sarajevo geboren und lebt seit 1993 in Zagreb. Er studierte Philosophie und Soziologie, ist Mitbegründer der "Group 99" und arbeitet für die Wochenzeitung "Nedeljna Dalmacija", für die er auch aus dem belagerten Sarajevo berichtete. 1990 wurde er als bester politischer Kolumnist auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens ausgezeichnet. Zu seinen auf Deutsch übersetzten Büchern zählen "Sarajevo Marlboro" (1994 auf deutsch), "Buick Rivera" (2002), "Die unerhörte Geschichte meiner Familie" (2013) und zuletzt "Der rote Jaguar" (im Original 2019 erschienen). 2022 erhielt er den Österreichischen Buchhandelspreis für Toleranz in Denken und Handeln.
(S E R V I C E - https://www.leipziger-buchmesse.de/)
LEIPZIG - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/Leipziger Buchmesse/Ivan Posavec





