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Suess, 1961 in Linz geboren, hat sich seit seinem ersten Buch "1160, Ottakring" (2011) eine eigene Bildsprache erarbeitet. "Ich arbeite themenbezogen", hatte der gebürtige Linzer im Vorjahr im APA-Interview erzählt. "Ausgangspunkt ist manchmal die Natur, etwa die körperlichen Veränderungen beim Menschen. Oder aber bestimmte Personen, die mich interessieren, wenn ich sie sehe und mir dann imaginiere, wie sie vielleicht leben oder was ihr Leben ausmacht. All das ist natürlich auch Übertragung und Fantasie."
Seine Hauptfigur Jakob ist jedenfalls ein Charakter mit Ecken und Kanten, der gleich auf den ersten Seiten von den drei ihm am nächsten stehenden Menschen charakterisiert wird: "Ich kann nicht über meinen Sohn sprechen", erklärt die Mutter, die mit ihrem neuen Freund ans Meer fährt und den Sohn in den Ferien ins einsam gelegene Sommerhäuschen schickt. "Jakob? Lieb, ein wenig zu selbstbezogen oder so ...", antwortet die Freundin, "Cool, sexy, für jeden Fun zu haben, nice ..." der Freund, der mit ihm aufs Land fährt. Uneingeschränkt geliebt wird er aber nur von Bruno, seinem kranken Hund.
Ob in Schwarz-Weiß oder in Farbe, in wiedergefundenen, in der Schule entstandenen ersten Versuchen zu Bildgeschichten oder in albtraumartigen Sequenzen - stets scheint "Jakob Neyder" zu wenig ausgeleuchtet. Alles wirkt düster, verschwommen, deprimierend. Hier geht es nicht bunt und fröhlich zu, sondern rau und schmutzig. Bei Franz Suess ist das Leben nicht auf Hochglanz poliert. Den Beweis dafür, dass Comic nicht Unterhaltung, sondern (auch) Kunst ist, führt er eindrucksvoll.
(S E R V I C E - Franz Suess: "Jakob Neyder", avant-verlag, 184 Seiten, 29,80 Euro, ISBN: 978-3-96445-130-9, Präsentation am 14.10., 19 Uhr, im Literaturhaus Wien, http://www.franzsuess.com/ )