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Die fantastische Welt der künstlichen Intelligenz

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Ausstellung "/imagine" im MAK
©Bild: Andrés REISINGER
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Skulpturen aus dem 3-D-Drucker und ein Sessel aus dem Metaverse laden zum Ausflug in die Neue Virtualität. Die Ausstellung "/imagine" im MAK zeigt, wie künstliche Intelligenz Design und Architektur revolutioniert. Bis 10.9.

Wie ein Bild aus einer versunkenen Welt erscheint auf einer Großleinwand eine wilde Naturlandschaft in diffusem Licht. Hohe, weiße Portale ragen empor, grenzen einen Innenhof von der Wildnis ab. Gleichsam aus dem Nichts taucht ein Glas mit Wasser auf, empfängt ein zartes, rosa Blütenblatt. Ein Schauer aus Blütenblättern verdichtet sich zu einer Decke und wird als Fauteuil sichtbar. Der Vorgang dauert 66 Sekunden und dokumentiert in einem Video die Entstehung des Designersessels "Hortensia Chair". Geschaffen hat ihn einer der gefragtesten Digitalkünstler, Andrés Reisinger aus Buenos Aires. ",Hortensia' wurde buchstäblich aus einem Traum geboren und schnell zu einer nie endenden kreativen Übung", blickt er im E-Mail-Chat mit News auf seine Arbeit zurück.

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VIRTUELLE KÜSTEN. Auf diesem Bild ist alles erfunden. Charlotte Taylor und Anthony Authié (Zyva Studio) imaginieren auf dem Bild "Neo-Chemosphere"(2021) eine Landschaft und ein Haus an einer fiktiven Küste © Zyva Studio × Charlotte Taylor/MAK

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Der Sessel aus dem Metaverse

Das Sitzmöbel ist eines der zentralen Stücke der Ausstellung "/imagine: Eine Reise in die Neue Virtualität" im Museum für angewandte Kunst (MAK). Der Titel ist das Kommando, mit dem bei der künstlichen Intelligenz Midjourney Bilder generiert werden können. Kuratorin Marlies Wirth betont jedoch, dass in dieser Schau nicht untersucht werde, ob Bilder, die eine KI schafft, Kunst seien: ",/Imagine' geht viel weiter." Hier werde erörtert, wie sich KI auf das kreative Schaffen auswirkt.

"Hyperrealistische Renderings und KI-Algorithmen haben die Konzeptions- und Entwurfsprozesse revolutioniert", erklärt Wirth. Das heißt, Architekten und Designer arbeiten heute nicht mehr in erster Linie mit Lineal, Dreieck und Winkelmesser, sondern mit künstlicher Intelligenz, Computeranimationen, Bildtechniken wie CGI, um nur einige der neuen Werkzeuge zu nennen. Die Ausstellung ist in vier Abschnitte gegliedert. "Speculative Narratives and Worldbuilding","Research Investigations", "Dreamscapes", "AI and Algorithmic Variation".

Die Begriffe klingen zunächst möglicherweise rätselhaft, sind aber im Grunde gar nicht so schwer zu dechiffrieren. Die Berichterstatterin machte im MAK den Selbsttest. Was gezeigt wird, ist keineswegs nur für ein Fachpublikum konzipiert. Im Gegenteil. Die Ausstellungsstücke zeigen, dass es gar nicht so kompliziert ist, diese fremden, virtuellen Welten kennenzulernen.

Reisingers rosa Fauteuil ist ein Paradebeispiel dafür. Denn das Möbelstück war zunächst gar nicht für den wirklichen Gebrauch gedacht. Es war ein Einrichtungsgegenstand aus dem Metaverse, also aus dem virtuellen Raum, ein Bild im Internet, nicht mehr. Als Reisinger 2018 die Bilder auf Instagram postete und immer mehr Menschen wissen wollten, wo man diesen Sessel kaufen könne, beschloss er, ihn wirklich produzieren zu lassen. Gemeinsam mit der Textildesignerin Júlia Esqué aus Barcelona und der Firma Moooi verwandelte er sein Bild in ein reales Möbelstück. Der Sessel ist inzwischen ein viel gefragtes Designobjekt, das im Internet zu bestellen ist. Esqué hat verschiedene Stoffe entworfen, auch die Farbe kann je nach Bedarf angepasst werden.

Im Chat mit News betont der Künstler, dass ihm die Zweifel und Befürchtungen, die viele in Bezug auf digitale Kunst haben, bekannt seien. Er wolle sie ausräumen.

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Filme aus dem Computer

Das gelingt auch dem 3-D-Künstler Alexis Christodoulou mit seinem Video "Quantum Express". Er ist einer der Pioniere der Rendering-Bewegung, fertigt Videos aus künstlichen Bildern. Im MAK simuliert er eine Zugfahrt durch fiktive Landschaften.

Weniger erfreulich sind die Aussichten, die der Australier Liam Young in seinem Kurzfilm "Planet City" entwirft. Er führt in eine gigantische, düstere Metropole. Seltsame Gestalten wandeln durch permanentes nächtliches Dunkel. Tausende Lichter blitzen auf, Häuser sind wie auf steilen Berghängen übereinandergeschichtet. So könne es aussehen, wenn die gesamte Erdbevölkerung in einer einzigen Stadt angesiedelt ist, damit sich der Rest der Erde erholen kann, erklärt Kuratorin Wirth.

In die Vergangenheit blickt eindrucksvoll die iranische Künstlerin Morehshin Allahyari mit ihrem Projekt "Material Speculation: Isis". Mittels eines 3-D-Druckers rekonstruierte sie Artefakte aus den antiken Städten Hatra und Ninive im Irak, die von der Terrororganisation Isis zerstört worden sind.

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KUNST AUS DEM DRUCKER. Die iranische Künstlerin Morehshin Allahyari rekonstruiert zerstörte Statuen mit einem 3-D-Drucker © Morehshin Allahyari

Architektur und KI

Eine der eindrücklichsten Arbeiten stammt vom österreichischen Architektenpaar Span, Matias del Campo und Sandra Manninger. "The Doghouse","Die Hundehütte", basiert auf Bildern, die sie von der KI Midjourney erstellen ließen. Aus diesen Bildern fertigte del Campo das Styropormodell eines Hauses. Um es für den Ausstellungsbetrieb lebendiger zu gestalten, lässt es del Campo von zwei Roboterhunden von Sony bewohnen. Die beiden niedlichen künstlichen Tiere reagieren mittels Sensoren auf Berührungen und übertragen das Geschehen, das sich rund um ihr Haus zuträgt, in einen Livestream. Als Hintergrund für sein weißes Modell aus Styropor hat del Campo ein groß angelegtes Mosaik aus 71.000 Bildern platziert. Jedes dieser Bilder ist so groß wie eine Briefmarke und wurde von der KI Midjourney geschaffen.

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"THE DOGHOUSE". Das gigantische Modell einer Hundehütte wurde von der KI Midjourney inspiriert © kunst-dokumentation.com/MAK

Del Campo unterrichtet an der Universität von Michigan und erforscht die Anwendung von KI auf architektonisches Design. KI könne die menschliche Arbeit nicht ersetzen, beruhigt er. "Algorithmen sind wesentlich weniger intelligent, als viele Leute denken. Sie können kleine Aspekte dessen, was wir als Intelligenz bezeichnen, reproduzieren, denn sie sind weit weg von richtiger Intelligenz, aber sie können unsere Intelligenz erweitern", erklärt er.

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"The Doghouse" von Matias del Campo © kunst-dokumentation.com/MAK

Eine KI könne Grundrisse von Sozialbauten verbessern, aber dafür müsse sie mit Tausenden Plänen versorgt werden, erklärt del Campo. Erst wenn die KI diese Informationen verarbeitet habe, könne sie mit deren Optimierung beginnen. "Letztlich", schließt Matias del Campo, "bleibt die Entscheidung aber immer noch beim Architekten, zu sagen, das ist ein guter Plan."

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 19/2023 erschienen.

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