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Song Contest: JJ holt den Sieg für Österreich

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JJ mit der ESC-Trophäe

©Imago / ANP

Der Countertenor holt mit „Wasted Love“ den Sieg beim größten Musikbewerb der Welt zum dritten Mal nach Österreich. Israel auf Platz 2 vor Estland.

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Die Sensation ist perfekt: Österreich hat elf Jahre nach dem Triumph von Conchita in Kopenhagen erneut den Eurovision Song Contest gewonnen. Der 24-jährige Countertenor JJ sicherte sich Samstagabend in Basel die Trophäe mit seiner Popera-Ballade „Wasted Love“. Damit konnte sich Österreich zum dritten Mal den Sieg beim größten Musikbewerb der Welt sichern.

Wettbüros hatten anderes vorausgesagt

Dabei hatte es lange so ausgesehen, als müsste sich Österreich heuer Favorit Schweden geschlagen geben, der in den Wochen vor dem Contest von den Wettbüros stabil auf Platz 1 gesehen worden war. Mit einem souveränen Sieg unter den internationalen Fachjurys und einem soliden Ergebnis beim Publikum schob sich JJ jedoch nach vorne und holte für Österreich den Sieg mit 436 von 888 möglichen Punkten.

Schweden hingegen landete in der Endabrechnung nur auf Platz 4. Israel sicherte sich stattdessen überraschend mit 357 Punkten Platz 2, während Estlands Humorist Tommy Cash mit „Espresso Macchiato“ noch einen Stockerlplatz ergatterte. Das zweite Eisen, das Österreich heuer beim Eurovision Song Contest im Feuer hatte, das Wiener Duo Abor & Tynna, kam für Deutschland am Ende auf Platz 15.

JJ: „Ich will in mein Bett!“

JJ konnte seine Emotionen nach der Bekanntgabe des Votings nicht mehr im Zaum halten. „Liebe ist die stärkste Kraft. Lasst uns die Liebe verbreiten!“, rief er in die euphorisierte St. Jakobshalle in Basel. „Das hätte ich mir in meinen wildesten Träumen nicht ausgemalt“, ließ JJ nach einer weiteren Performance seines Songs Moderatorin Hazel Brugger wissen.

„Ich wollte den Menschen einen Einblick in meine innersten Gefühle geben, die ich beim Schreiben des Songs hatte“, so JJ. Er sei froh, dass so viele sich damit identifizieren konnten. „Es gibt keine vergeudete Liebe. Wir müssen die Liebe nutzen, sie ist die stärkste Kraft auf diesem Planeten.“ Was er sich gerade wünsche? „Ich will in mein Bett“, lachte der Sänger. „Ich will nur schlafen, ich bin so müde.“ Und seine finale Botschaft an das heimische Publikum: „Leitln, wir hab'n den Schaß gewonnen. I bring's hoam!“

ORF-General Weißmann: „Diese Liebe war nicht verschwendet“

Erfreut zeigte sich auch ORF-Generaldirektor Roland Weißmann in einer ersten Reaktion gegenüber der APA: „Diese Liebe war nicht verschwendet, sie hat ganz Europa erreicht und wurde eindrucksvoll zurückgegeben.“

Das goldrichtige Händchen des ORF bei der Kandidatenwahl bedeutet, dass der ESC nächstes Jahr wieder hierzulande ausgetragen wird. „Wir gratulieren JJ zu seiner fantastischen Performance und sind stolz, ihn auf seinem Erfolgsweg, ähnlich wie auch schon bei Conchita Wurst, begleitet zu haben“, hielt der ORF-Chef fest und bezog sich auf den bis dato letzten rot-weiß-roten ESC-Triumph, als es 2014 hieß „Rise Like A Phoenix“. Das hatte damals zur Folge, dass der 60. Song Contest im Jahr darauf in Wien über die Bühne ging. Nun wird er „auch im 70. Jahr in Österreich zu Gast sein“, resümierte Weißmann. „Die Arbeiten dafür beginnen ab sofort, die Freude auf dieses Event ebenso.“

Der Preis des Triumphes

Doch nach dem Feiern kommt die Rechnung – und auf die muss sich Österreich nach dem fulminanten Triumph von JJ einstellen. Für die heurige ESC-Ausgabe werden die Gesamtkosten mit rund 60 Mio. Franken (64 Mio. Euro) beziffert – die allerdings nicht das Schweizer Fernsehen SRG alleine tragen muss, was den ORF etwas beruhigen könnte. 20 Mio. Franken (21,3 Mio. Euro) steuert der Sender bei, die Stadt Basel 35 Mio. Franken (37,3 Mio. Euro) und die European Broadcasting Union (EBU) 5 Mio. Franken (5,3 Mio. Euro).

Kein Pappenstiel, aber zugleich darf man hier die Umwegrentabilität nicht außer Acht lassen. Alleine für die Ausrichterstadt Basel rechnet Dario Silic, Professor an der Swiss School of Business and Management in Genf, mit einem ökonomischen Profit von 60 Mio. Franken (64 Mio. Euro) dank des ESC. So haben sich etwa alleine die Hotelpreise in der ESC-Woche von ansonsten durchschnittlich 220 Euro auf 457 Euro pro Nacht mehr als verdoppelt.

Zieht man nun die Kosten von 35 Mio. Franken ab, bleibt für Basel immer noch ein Plus in Höhe von rund 25 Mio. Franken (26,7 Mio. Euro). „Der prognostizierte Nettoertrag mag auf den ersten Blick moderat erscheinen“, schreibt Professor Silic: „Die Langzeitfolgen in puncto nationalem Image, Tourismus, Konsumentenausgaben und Investitionen sind aber höchstwahrscheinlich bedeutend höher.“ Damit läge Basel im internationalen Erfahrungsschnitt, verzeichnete doch etwa Liverpool 2023 einen Zuwachs zur Regionalwirtschaft von 65 Mio. Euro.

Und auch die Erfahrungen vom Österreich-SongContest 2015 nach dem Gewinn von Conchita im Jahr zuvor sind nicht zuletzt finanziell durchaus positiv. Die Stadt Wien hielt die Ausgaben von 1 Million (valorisiert heute etwa 1,3 Mio. Euro) beim Stadtmarketing ein, der ORF kam mit seinen 15 Mio. Euro (heute knapp 20 Mio. Euro) aus.

Diverse Locations im Rennen

Die Entscheidung, wo nun in Österreich genau das Megaevent 2026 veranstaltet wird, dürfte so oder so noch eine Weile auf sich warten lassen. Die Wiener Stadthalle wurde erst im August 2014 als Venue vom ORF fixiert, wobei damals neben der Hauptstadt mit verschiedenen Locations wie Schloss Schönbrunn, dem Heldenplatz oder St. Marx auch Graz, Unterpremstätten/Schwarzlsee, der Flughafen Schwechat, Wels in Oberösterreich, die Olympiaworld in Innsbruck, das Wörthersee Stadion und das Messezentrum Oberwart im Burgenland ihren Hut in den Ring geworfen hatten.

Schließlich ist nicht zwangsläufig klar, dass stets die Hauptstadt eines Landes den Musikzirkus beheimaten wird. Der ESC gastiert sogar gerne außerhalb der großen Metropolen: So finden sich weniger glamouröse Austragungsorte wie Harrogate, Brighton oder Malmö auf der Liste. Unterpremstätten kann also durchaus hoffen.

Die Gewinner der letzten 10 Jahre

2025: JJ (Österreich)

2024: Nemo (Schweiz)

2023: Loreen (Schweden)

2022: Kalush Orchestra (Ukraine)

2021: Måneskin (Italien)

2020: Corona-Absage

2019: Duncan Laurence (Niederlande)

2018: Netta (Israel)

2017: Salvador Sobral (Portugal)

2016: Jamala (Ukraine)

2015: Mans Zelmerlöw (Schweden)

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