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Markus Prachensky: „Rot ist die Farbe meines Lebens“

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Gegensatz mit Wirkung. Ab 4. September trifft in St. Peter an der Sperr historisches Gemäuer auf zeitgenössische Kunst©Michael Nagl

Für den österreichischen Künstler Markus Prachensky († 2011) ist es mehr als bloß eine Farbe: Rot. „Sie ist Liebe, Feuer … sozusagen mein Leben.“ Ab Mitte der 50er-Jahre gibt es kein Bild mehr ohne sie. Ab 4. September zeigt das Museum St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt Arbeiten aus der Sammlung Werner Trenker und von Brigitte Prachensky – unter dem treffenden Titel „Ein Malerleben in Rot“.

Beurteilt man Kunst nach ihrer Qualität, versucht man diese oftmals an folgendem Kriterium festzumachen: dem starken Strich. Demnach ist es also die Virtuosität der Linienführung, die für das Mehr an Kunstbegeisterten entscheidet. Doch in Markus Prachenskys Fall ist es keine Linie im klassischen Sinne, die abstrakte Abbilder seiner diversen Motive formt. Als sich der in Innsbruck geborene Nachkriegskünstler in seiner Malerei früh von der Gegenständlichkeit emanzipiert, rückt bald der Balken als das sein Narrativ formende Stilmittel in den Fokus seines gestisch-informellen Ausdrucks.

Darauf begründet seine unverwechselbare, abstrakt-expressionistische Singularität: der Künstler, der erst Architektur an der Akademie studierte, ehe er – wie sein Vater, der Künstler und Architekt Wilhelm Nicolaus Prachensky – zur Malerei wechselte, orientierte sich zunächst am internationalen Informel. Dabei setzte sich schon bald eine Genese in Gang, die rasch malerische Eigenständigkeit zutage fördert: die mit großer Geste auf den Malgrund geworfenen, geradezu explodierenden Balken rütteln an den strengen Formen konstruktivistischer Bildsprache – der malende Architekt konstruiert damit Neues. Neues, das letztlich zwischen Informel, Tachismus und abstraktem Expressionismus oszilliert.

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„Rouge sur blanc“. Die 1960 in der Galerie St. Stephan entstandene Ölarbeit ist eines der Ausstellungshighlights

 © Michael Nagl

Damit wird die „Qualitätsfrage“ im Falle Prachenskys bereits früh obsolet: Sozialisiert im Kreise des Monsignore Otto Mauer, avanciert Prachensky neben Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Arnulf Rainer rasch zu einer der fundamentalen Säulen der „Galerie Sankt Stephan“ und damit zu einem der bedeutendsten Vertreter der heimischen informellen Avantgarde.

Ein Maler sieht Rot

Neben der „balkigen“ Bildsprache – die Prachensky ab den 60er-Jahren um flächige Farblasuren ganz im Sinne des Colorfield Paintings ergänzt – sticht ab Mitte der 50er-Jahre eines hervor: die Farbe Rot. Für den Künstler mehr als bloß Farbe, macht er sie zu seinem wortwörtlich roten Faden. „Sie ist Liebe, Feuer … sozusagen mein Leben“, sagte er einst.

Unabhängig von seinen Motiven – die sich unterschiedlichster Landschaften, Städte, Bauten aber auch der Werke anderer Kunstschaffender bedienten – entsteht kein Bild mehr ohne seine künstlerische Konstante. Und obwohl seine Motive dem realen Leben entsprangen, malte er nie „en plein air“, vor dem Gesehenen. Die obligatorische Frühjahrsreise nach Rom – gemeinsam mit seiner Frau Brigitte – war für Prachensky stets Auftakt einer intensiven Malperiode. Zurückgezogen in sein Atelier, machte er sich anschließend unentwegt ans Werk und arbeitete sich vom Papier zur Leinwand – abstrahierte und konstruierte neue Bildwelten.

Prachensky in St. Peter an der Sperr

So schuf Prachensky über die Jahre – bis vier Wochen vor seinem Tod im Jahr 2011 – ein Œuvre von beachtlicher Qualität und Vielschichtigkeit. Ein Querschnitt dieser Jahrzehnte des intensiven Kunstschaffens ist ab 4. September 2025 unter dem Titel „Prachensky. Ein Malerleben in Rot“ im Museum St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt zu sehen. „Als Werner Trenker vor knapp zwei Jahren mit der Idee, gemeinsam mit seiner Sammlung eine Ausstellung in St. Peter an der Sperr zu realisieren, auf mich zukam, musste ich nicht lange überlegen, um zuzusagen“, freut sich Brigitte Prachensky.

Für den Unternehmer und Kunstmäzen Werner Trenker ein ganz besonderes Glück: „Dass Brigitte Prachensky diese große Ausstellung, gemeinsam mit uns realisiert, erfüllt mich und meine Partnerin Sonja Zsolnai-Kasztler natürlich mit großer Freude.“

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Im Doppel. Kunstmäzen und Unternehmer Werner Trenker mit Brigitte Prachensky

 © Michael Nagl

Gemeinsam mit Brigitte Prachensky zeigt die Sammlung Werner Trenker um die 70 Arbeiten Prachenskys. Was dessen Werk für den Sammler so einzigartig macht: „Prachensky hat es in seinen Arbeiten geschafft, dass die dafür aufgewendete Kraft unweigerlich auf die Betrachtenden übergreift, sie fesselt und in ihren Bann zieht.“ Trenkers persönliches Highlight: „Rogue sur blanc“ – eine Öl-Arbeit aus dem Jahre 1960, die zweifelsohne zu den Hauptwerken Prachenskys zählt und in der Galerie Sankt Stephan entstand.

Mit der Ausstellung setzt Trenker einen lauten Kunst-Akkord, der über die Grenzen hinaus klingen wird. „Die Sammlung Werner Trenker hat bereits für 2026 und 2027 österreichweit weitere Ausstellungstermine fixiert“, freut sich Trenker, der mit seiner internationalen Unternehmensgruppe Med Trust eine Brücke zwischen Wirtschaft und Kunst baut und damit seiner sozialen Verantwortung gerecht wird. Ziel der Sammlung Werner Trenker ist einerseits die Unterstützung österreichischer zeitgenössischer Künstler und andererseits deren Kunst durch museale Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 35/2025 erschienen.

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