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Wie Selbstständige Urlaub planen

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Bezahlten Urlaub gibt es für Freiberufler & Co. nicht
©APA, dpa-tmn, Andrea Warnecke
Selbstständige genießen oft ihre Freiheiten - etwa, dass sie sich ihre Arbeitszeiten so legen können, wie sie möchten. Doch aufs Jahr gesehen bleibt echte Erholung häufig auf der Strecke. Bezahlter Urlaub vom Arbeitgeber? So etwas gibt es für Freiberuflerinnen, Gründer, Unternehmerinnen & Co. nicht.

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Hinzu kommt die Angst, ausgerechnet während der Auszeit Aufträge zu verpassen. Unter dem Strich bleiben viele Selbstständige so oft weit unter dem gesetzlichen Mindesturlaubsanspruch von 25 Tagen bei einer Fünf-Tage-Woche. Und selbst in den kurzen Auszeiten fällt vielen das Abschalten und Auftanken schwer.

Das kann Konsequenzen haben: "Wer permanent arbeitet und sich kaum oder sogar keinen Urlaub gönnt, ist wie in einem Hamsterrad und verliert irgendwann die Reflexionsfähigkeit über das eigene Handeln", sagt Anna Rosa Ott, Diplom-Psychologin und Expertin im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Das könne dazu führen, dass man Fehler macht. Die Qualität der Arbeit leidet.

Zudem seien Körper, Geist und Seele ohne ausreichende Erholungsphasen im Dauerstress. Die Folge davon könnten womöglich Verspannungen, aber auch Bluthochdruck und im schlimmsten Fall ein Herzinfarkt oder Schlaganfall sein. "Nicht zuletzt leidet das Privatleben, wenn man sich nicht darauf einlässt, mit dem Partner oder der Partnerin beziehungsweise der Familie in den Urlaub zu fahren", so Ott.

Wie geht es besser? 7 Tipps, wie auch Selbstständige Erholung finden:

Eine gute Planung ist entscheidend, auch mit Blick auf Urlaub und freie Tage von Selbstständigen. "Je früher man mit der Jahresplanung beginnt und Urlaubstage fest blockt, desto besser", sagt Julia Heymer, die als Texterin, Bloggerin und Marketing-Expertin insbesondere Selbstständige berät. Berücksichtigen sollte man auch andere Tage, an denen man nicht arbeiten möchte – wie etwa Geburtstage oder den Hochzeitstag. Mit dieser Jahresübersicht lassen sich Aufträge besser planen.

Nach der Planung sollte man freie Tage im Jahr an potenzielle Auftraggeberinnen und Auftraggeber kommunizieren, empfiehlt Ott. Die seien oft froh, wenn sie die Termine frühzeitig erfahren, damit auch sie entsprechend planen können. "Und jeder Auftraggeber wird Urlaub und freie Tage von Selbstständigen akzeptieren, denn ein Recht auf Auszeiten haben alle", so Ott.

Halten Sie konsequent an Ihrer Planung für Urlaub und freie Tage fest – selbst wenn kurz vorher ein lukrativer Auftrag angeboten wird. Erholung müsse man sich einfach regelmäßig gönnen, so Heymer. Womöglich lässt sich ein Kunde oder Auftraggeber sogar darauf ein, den Auftrag bis nach dem Urlaub zu verschieben.

Während Arbeitnehmende bezahlten Urlaub haben, kommen Freiberufler, Gründerinnen & Co. für ihre Auszeiten selbst auf. "Wichtig ist hier eine gute Finanzplanung", sagt Julia Heymer.

Selbstständige müssten während eines Jahres Rücklagen für ihren Urlaub bilden und dabei auch die laufenden Kosten ihres Geschäftsbetriebs wie etwa Miete und Versicherungen im Blick haben.

Wer für den Betrieb während des Urlaubs eine Vertretung braucht, muss auch diese Kosten einkalkulieren. "Je detaillierter die Finanzplanung ausfällt und je mehr Rücklagen vorhanden sind, desto größer sind die Chancen, den Urlaub ohne Geldsorgen zu genießen", so die Expertin.

Um unterwegs auf Reisen wirklich abschalten und auftanken zu können, kann es eine Option sein, Laptop und Geschäfts-Handy zu Hause zu lassen. "So gerät man erst gar nicht in Versuchung, E-Mails zu checken oder ans Handy zu gehen, wenn es klingelt", sagt Diplom-Psychologin Ott.

Oder man hat digitale Geräte mit und liest in einem bestimmten kleinen Zeitfenster Mails, um informiert zu sein – antwortet aber nicht darauf. Damit die Absender der Mails dann nicht irritiert sind, sollte man den Abwesenheitsassistenten aktivieren.

Bei Flow-Aktivitäten handelt es sich um Tätigkeiten, die einen derart ausfüllen, dass man Raum und Zeit vergisst. "Das kann bei einem Urlaub daheim etwa Gärtnern sein", sagt Ott. Andere kommen vielleicht bei Kreuzworträtsel oder Sudoku in den Flow. Jeder müsse für sich herausfinden, was zu ihm oder ihr passt, so Ott. Und man sollte sich immer wieder bewusst machen, dass Pausen keine Zeiträuber sind, sondern Kraft spenden.

"Damit man sich wirklich erholen kann, ist es wichtig, sich schon zwei oder drei Tage vor einer Reise freizunehmen", sagt Heymer. Bis zur letzten Minute zu arbeiten und dann daraufzusetzen, dass man von jetzt auf gleich abschaltet – das funktioniere meist nicht. Auch nach der Rückkehr von einer Reise braucht man in der Regel ein paar freie Tage zu Hause, um sich allmählich wieder an den Alltag zu gewöhnen.

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/dpa-tmn/Andrea Warnecke/Andrea Warnecke

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