Miriam und David lieben sich. Sie haben aber keine Zeit für Sex: Sie möchte lieber abends, er lieber morgens. So kommt es kaum je dazu und scheint auch gar nicht mehr so wichtig. Wenngleich das früher nicht nur anders, sondern geradezu himmlisch war.
Und Miriams Augen leuchten, wenn sie von Davids sexueller Wollust und Begierde spricht. Er war ursprünglich ihr Bürokollege und verpasste keine Gelegenheit, ihr nahe zu sein und sie zu berühren. Ob sie Schenkel an Schenkel saßen oder seine Hand wie zufällig über ihr Gesäß glitt, es war immer eine erotische Anziehungskraft spürbar.
Warum haben Paare wie dieses auf einmal keine Zeit für Sex? „Er will immer dann, wenn ich zu müde bin“, sagt sie. Und David? Er kann abends nach der Arbeit nicht. Viel lieber morgens im Erwachen, wenn Miriam aber noch im Tiefschlaf ist und nichts davon wissen will. Hier die häufigsten Entschuldigungen, keinen Sex zu haben:
Müdigkeit
Ein führender Grund, sich als Sexmuffel zu erkennen zu geben, ist das Müdigkeitsargument. Man ist schlichtweg zu fleißig oder auch zu engagiert für Hobbys und soziale Zwecke, um dann auch noch Energie für Sex und Erotik zu haben.
Timing
Wie bei Miriam und David wird es vielen Paaren irgendwann zu kompliziert, sich zum Sex zu treffen, ohne vollkommen unromantisch und profan den Terminkalender heranzuziehen. Erschwerend kommt hinzu, wenn jede Person zu einer anderen Tageszeit und eben nur dann kann und sonst nicht kann und möchte.
Aufwand
Viele scheuen den Aufwand für Sex. Man muss sich ja drauf einlassen – mental und physisch – und fragt sich nach der Eroberungsphase, ob der Aufwand sich lohnt oder man nicht lieber verzichtet.
Bindungsangst
Hinter dem vorigen Alibi, warum Sex nicht oder nicht wenigstens öfters möglich ist, steckt ein Symptom unserer Zeit: die Verlust- oder Bindungsangst. Sobald wir uns auf partnerschaftlichen Sex einlassen, laufen wir Gefahr, das Bindungshormon Oxytocin auszuschütten und dann zumindest gefühlt den Eindruck von Zugehörigkeit zu gewinnen.
Abstumpfung
Und schließlich braucht es eine ordentliche Portion Motivation und Antrieb, um nach der Selbstläufer- oder Honeymoon-Phase noch auf die Reize des Gegenübers buchstäblich anzuspringen.
Orthopädie
Sobald einer körperlich strauchelt und beim Sex einen Bandscheibenvorfall riskiert, ist ratsam, Positionen beim Sex zu finden, die fachärztlich empfohlen werden.
Fazit: Wohlwollen und Wissbegierde
Man könnte die Liste der Verhinderungsgründe beim Sex endlos fortsetzen. Im Grunde geht es nur um eins: Auch nach der ersten Verliebtheitsphase die Liebe frisch zu halten. Und wie? Schau auf deine Partnerin oder deinen Partner mit Wohlwollen und Wissbegierde. Dieser Mix wirkt zu hundert Prozent – wenn nicht erotisch, so doch bindungsstärkend. Das Interesse aneinander zu erhalten, erfordert Beziehungsarbeit.
Und die geht so: Mach dir mit deiner Liebsten oder deinem Liebsten, auch oder gerade wenn ihr zusammen seid, Dates aus. Erinnert euch an einem Abend ohne Verbindlichkeiten an die Leichtigkeit, die spontanen Sex möglich macht. Unterhaltet euch darüber und stellt euch vor, das sexuell aktive Pärchen, das ihr mal wart, in einem Film zu sehen oder zu beobachten. Das muss nicht, aber kann aphrodisisch wirken. Oder auch nur einen netten humorvollen Abend bescheren. Das allein kann schon den Weg ebnen zu einem Miteinander in der Liebe.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 28+29/25 erschienen.