Uwe verliebt sich Knall auf Fall in Marie. Und sie? Grübelt, ob der etwas jüngere Mann sie auch in 20 Jahren noch begehren wird. Wie Menschen sich pro oder contra Liebe entscheiden, hängt auch von frühen Prägungen ab.
Wie eine Münzprägung tragen wir ein Weltbild in uns und eine Vision von dem Menschen, der liebenswert erscheint. Viele glauben, eine toxische Beziehung entsteht nur dann, wenn früh Grenzen überschritten wurden. Wer wertschätzend behandelt wurde, schließt sich erst gar nicht einer unberechenbaren Person an. Ganz so einfach ist es mit den Prägungen aber nicht.
Ina hatte die vielleicht fürsorglichsten Eltern. Sie nimmt aber den Maßstab von ihrer als perfekt erlebten Schwester und erlebt sich dagegen als minderwertig. Also können auch wohlbehütete Kinder später in toxische Beziehungen geraten. In Inas Fall zuallererst mit sich selbst. Und daran erkennen Sie, ob Sie in der Liebe eher mit dem Herzen oder dem Verstand entscheiden.
1. Herzensmenschen
Uwe ist eher ein Herzensmensch. Er lebt im Hier und Jetzt und vertraut nahezu blind darauf, dass es mit seiner Flamme schon gut gehen wird. Sind Sie auch so, oder blicken Sie mit Kalkül in die Zukunft und reflektieren genau, ob die aktuelle Anziehung auch später noch halten, eine dauerhaft tragfähige Säule der Liebe bilden kann?
2. Verstandesmenschen
Marie ist eher ein Verstandesmensch. Sie überdenkt alles. Neigt zu inflationärem Denken („Overthinking“) und dazu, das Glück im Augenblick abzuwerten. Anstatt sich zu freuen, dreht sie die Augen über, wenn Uwe sie vom Fleck weg heiraten möchte. In ihrer Kindheit war Maries Wert an Leistung geknüpft. Der alten Frau, die sie einmal sein wird, traut sie nicht zu, einen Herzensbrecher wie Uwe zu halten. Seelenleid scheint vorprogrammiert, weshalb bei ihr der Verstand über das Gefühl regiert.
3. Herzenssache
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar, heißt es im Kleinen Prinzen. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Aber Menschen wie Marie können sich von ihrer Prägung, Zukunft vorauszudenken und sich vor allen möglichen drohenden Komplikationen zu fürchten, nicht einfach befreien.
4. Anderssein
Gerade ihr Unterschied ist hauptverantwortlich für eine unergründlich scheinende Anziehungskraft zwischen Herzensmenschen und Verstandesmenschen. Der eine lebt nicht ausgelebte Anteile des Gegenübers, wovor er oder sie sich fürchtet oder was oder sie tabuisiert. Das macht die Magie der Anziehung aus und es zugleich schwer, sich auf das Risiko des Andersseins einzulassen.
Fazit: Was tun, wenn jemand so ganz anders ist als man selbst oder als erwartet? Sich auf ihn oder sie einlassen oder besser nicht? Was, wenn man nur mit dem Verstand die Liebe ausmisst und kalkuliert und gar nicht anders kann? Machen Sie sich bewusst, dass ein Dilemma kein Dilemma sein muss. Sich zwischen Herz und Verstand zu bewegen, geht nun einmal mit der Liebe einher. Eine radikale Akzeptanz des Unterschiedes hilft, Grenzen zu überwinden und klarer zu sehen. Wobei der Fuchs im „Kleinen Prinzen“ schon recht behält.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 21/25 erschienen.