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Moderner Beta-Blocker hält Herz-Bypass-Gefäße offen

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Nebivolol ist ein Medikament aus der Reihe der selektiven Beta-Blocker
©APA, dpa, Symbolbild, Grubitzsch, Waltraud Grubitzsch
Nach einer Herz-Bypass-Operation bleibt eine zunehmende Verengung dieser neu verlegten Koronargefäße ein großes Risiko. Ein österreichisch-ungarisches Wissenschaftlerteam hat jetzt herausgefunden, dass das oft gegen Bluthochdruck verschriebene Medikament Nebivolol diese Gefährdung deutlich reduziert.

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Bei Koronar-Bypass-Operationen verlegen die Herzchirurgen zum Umgehen blockierter Herzkranzgefäße zuvor vom Patienten entnommene Venen- oder Arterienstücke neu am Herzen, um die Blut- und Sauerstoffversorgung der versorgten Muskelareale wiederherzustellen. Die Frage ist aber immer, wie lange diese Überbrückungsmaßnahmen helfen, also für den Blutfluss offen bleiben.

"Selbst bei geeigneten Patienten ist der langfristige Verschluss der chirurgischen Bypässe (...) ein ständiges und ungelöstes Problem", schrieben jetzt Timea Balla von der Abteilung für Kardiologie und Herzchirurgie der Universität in Debrecen in Ungarn und die Co-Autoren, unter ihnen Experten der MedUni Wien (Translationale Chirurgie), in der Fachzeitschrift "Geroscience"; doi: 10.1007/s11357-025-01688-5). Nach einer Bypass-Operation würden derzeit verschiedene Medikamente eingesetzt, um die Durchgängigkeit der Gefäß-Transplantate zu erhalten, im Speziellen Arzneimittel zur Senkung des Cholesterinspiegels, zur Hemmung der Blutgerinnung und auch sogenannte Kalziumkanalblocker, wie sie auch zur Behandlung von Bluthochdruck verwendet werden.

"In unserer Studie wollten wir Faktoren ermitteln, welche die Durchgängigkeit der Transplantate beeinflussen. Die Daten von 202 Patienten, bei denen im Durchschnitt 8,55 Jahre zuvor eine Koronar-Bypass-Operation durchgeführt und schließlich eine Kontrolluntersuchung per Herzkatheter (Koronarangiografie; Anm.) durchgeführt wurde, wurden analysiert", schrieben die Fachleute. Gemäß des Befundes für ein neuerlich blockiertes Koronargefäß (81 Betroffene) oder weiterhin funktionierender Bypässe (121 Personen) wurden die Patienten in Vergleichsgruppen eingeteilt. Das Durchschnittsalter betrug knapp 59 Jahre. Bei der Operation waren im Schnitt etwas mehr als zwei Bypässe verlegt worden. Nach etwas mehr als achteinhalb Jahren war bei 40 Prozent ein neuerlicher Gefäßverschluss festgestellt worden.

Ganz besonders häufig waren blockierte Bypass-Koronargefäße bei Patienten, die auch an einer Verengung der Beinarterien ("Schaufensterkrankheit", periphere Verschlusskrankheit) litten. Unter ihnen war das Risiko um den Faktor 3,64 im Vergleich zu anderen Patienten erhöht.

Bei der Analyse der Arzneimitteltherapie der Probanden zeigte sich ebenfalls ein eindeutiger Befund. Hier schnitten Personen, welche den Beta-Blocker Nebivolol eingenommen hatten, am besten ab. Die Autoren: "Bei der Bewertung der medikamentösen Therapie erhielten signifikant mehr Patienten in der Kontrollgruppe (ohne weitere Probleme; Anm.) Nebivolol als in der Gruppe mit Transplantatverschluss. Darüber hinaus erwies sich Nebivolol als unabhängiger Vorhersagefaktor für eine geringere Gefährdung der Entwicklung eines Transplantatverschlusses." Das Medikament, das in Europa sehr häufig zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt wird, verringerte dieses Risiko um 64 Prozent. Hatten die Patienten einen Bypass mit dem Transplantat des Teils einer Beinvene bekommen, verringerte sich die Gefährdung sogar um 76 Prozent.

Nebivolol ist ein Arzneimittel aus der Reihe der sogenannten selektiven Beta-Blocker. Sie dämpfen die Pulsfrequenz und erweitern gleichzeitig die Blutgefäße. Das senkt den Blutdruck. Das Arzneimittel ist längst zu einem Generikum mit Nachahmerpräparaten nach Auslaufen des Patentschutzes geworden und in Europa ausgesprochen viel verschrieben.

ARCHIV - 06.03.2020, Sachsen, Lei

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