News Logo
ABO

Kija Österreich fordert mehr Kinderschutz in Ferienlagern

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
5 min
Viele Ferienlager und Vereine kämpfen mit knappen Personalressourcen
©APA, HELMUT FOHRINGER, THEMENBILD
Die österreichischen Kinder- und Jugendanwaltschaften (Kija) fordern in einem Positionspapier einheitliche Regelungen für Ferienlager und Maßnahmen, um Lücken beim Kinderschutz zu schließen. So seien Betreiber nicht verpflichtet, Ferienlager einer Behörde anzuzeigen oder einen Strafregisterauszug des Personals zu verlangen. Das Familienministerium verwies auf gesetzte Schritte wie das Gütesiegel für Kinderschutz. Man wolle Engagement aber nicht durch Bürokratie ausbremsen.

von

Aktuell gebe es in dem Bereich der Ferienlager keine österreichweiten Standards, hieß es im "Positionspapier Ferienlager" der Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs. Jede Person könne ein solches Lager eröffnen - "ohne jegliche Kontrolle und ohne Schutzmaßnahmen für die betreuten Kinder". Viele große Anbieter hätten zwar Schutzkonzepte oder würden sich bereits damit beschäftigen. "Dennoch ist ohne eine gesetzliche Verpflichtung nicht sichergestellt, dass auch kleinere Anbieter und Anbieterinnen von Ferienlagern über ein Kinderschutzkonzept verfügen".

Rechtlich sind die Bundesländer für Ferienlager zuständig, weshalb es auch keine bundesweit einheitlichen Qualitätskriterien gebe, hieß es im Positionspapier weiter. Regelungen für Camps und Co. existieren demnach in Kärnten und Vorarlberg. Kärnten sei außerdem das einzige Bundesland, in dem eine Definition von Ferienlagern besteht. Die Kinder- und Jugendanwaltschaften sehen die Bundesländer in der Pflicht, ihre landesgesetzlichen Bestimmungen anzupassen und Regeln zum Betrieb von Ferienlagern festzulegen.

Konkret werden in dem Positionspapier unter anderem eine Anzeige- oder Bewilligungspflicht und behördliche Kontrollmechanismen, die Einführung von Qualitätsstandards mit verpflichtenden Kinderschutzkonzepten und nachweislichen Schulungen für das Betreuungspersonal gefordert.

Außerdem sprachen sich die Kija dafür aus, dass alle Betreuer und Betreuerinnen jährlich verpflichtend eine Strafregisterbescheinigung und eine "Strafregisterbescheinigung Kinder- und Jugendfürsorge" vorlegen müssen. In Letzterem würden jedenfalls Sexualstraftaten mit minderjährigen Opfern aufscheinen, hieß es gegenüber der APA. Auch die Einführung von Kinderschutzmaßnahmen als Fördervoraussetzung der Länder wird gefordert, genauso wie eine einheitliche Definition von Ferienlagern.

Auf Nachfrage der APA zu den geforderten und bereits umgesetzten Maßnahmen hieß es aus dem Familienministerium, dass Kinder- und Jugendschutz für Ministerin Claudia Plakolm (ÖVP) "oberste Priorität" haben. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode seien Schritte gesetzt worden, die weiter ausgebaut werden sollen. So habe etwa der Bund das Strafrecht verschärft, "damit verurteilte Straftäter umfassender zu einem Tätigkeitsverbot hinsichtlich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verurteilt werden können", hieß es.

Ein weiterer "Meilenstein" sei die heuer gestartete Qualitätssicherungsstelle Kinderschutz, die Gütesiegel an Organisationen und Vereine mit geprüften Kinderschutzkonzepten verleihe. Zudem unterstütze das Bundeskanzleramt seit 2023 die Neu- und Weiterentwicklung von Kinderschutzkonzepten.

Gleichzeitig würden aber viele Ferienlager und Vereine großteils ehrenamtlich oder nebenberuflich arbeiten und mit knappen Personalressourcen kämpfen. "Darum sind Verpflichtung sehr genau abzuwägen, um gutes Engagement nicht durch zusätzliche Bürokratie auszubremsen und vielen Kindern und Jugendlichen tolle Ferienprogramme ermöglichen zu können", hieß es aus dem Familienministerium.

Mit den zuständigen Bundesländern bestehe ein "konstruktiver Austausch" und eine "gute Zusammenarbeit", auch mit Trägern gebe es einen kontinuierlichen Dialog, "um bewährte Standards zu verbreiten, ohne die Vereine zu überlasten". Mit den Kinder- und Jugendanwaltschaften werde man sich kommende Woche austauschen, um ihre Anliegen zu besprechen.

Die Problematik ist seit Längerem bekannt, 2022 gab es politische Diskussionen zum Thema: Ein 2010 wegen Kindesmissbrauchs verurteilter Mann hatte mehrtägige Ferien-Camps für Kinder veranstaltet und Outdoor-Kurse für Acht-bis Zwölfjährige geleitet. Die Vorstrafe war getilgt, 2021 wurde allerdings erneut wegen sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen gegen ihn ermittelt. Dieses Verfahren wurde jedoch eingestellt. Plakolm, damals Jugendstaatssekretärin, kündigte 2022 im Gespräch mit der APA an, Gesetzeslücken gemeinsam mit der damaligen Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) ehebaldigst schließen zu wollen.

++ THEMENBILD ++ Illustration zu den Themen Wetter / Sommer / Hitze. Im Bild: Ein Jugendlicher springt in einen Badesee aufgenommen am Montag, 10. August 2020, in der Nähe von Obergrafendorf.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER